Maltes Lesebuch
          
		  
		  MALTES LESEBUCH
		  
		  
  
		  Guten Tag, mein "Lese- und Notizbuch" ist umgezogen. Ich habe es in die
		  modische Form eines Blogs gegossen:
		  
  
		  Bonjour, mon "cahier des lectures et des notes" à déménagé.
		  Je l'ai transmis dans la forme modique d'un blog:
		  
  
		  Goeiedag, mijn "lees- en notitieboek" is verhuisd. Ik heb het in de
		  modische vorm van een blog gegoten:
		  
  
		  Hello, my "readings and notes" section has moved. I have put it into
		  the fashionable form of a blog:
		  
  
		  www.woydt.be/blog/
		  
 
  
        
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PRIVATHOME:
  
LESEBUCH:
  
KULTUREN
 
 
Kulturen
  
"Kulturen
  sind Organismen. Weltgeschichte ist ihre Gesamtbiographie. Die ungeheure
  Geschichte der chinesischen oder antiken Kultur ist morphologisch das genaue
  Seitenstück zur Kleingeschichte
  des einzelnen Menschen, eines Tieres, eines Baumes oder einer Blume. Das
  ist für den faustischen Blick keine Forderung, sondern eine Erfahrung.
  ... Im Schicksal der einzelnen, aufeinander folgenden, nebeneinander aufwachsenden, 
  sich berührenden, überschattenden, erdrückenden Kulturen erschöpft 
  sich der Gehalt aller Menschengeschichte. ...
  
  Ich unterscheide
  die Idee einer Kultur, den
  Inbegriff ihrer inneren Möglichkeiten, von ihrer sinnlichen Erscheinung 
  im Bilde der Geschichte als der vollzogenen Verwirklichung. Es ist das Verhältnis 
  der Seele zum lebenden Körper, 
  ihrem Ausdruck inmitten der Lichtwelt unsrer Augen. Die Geschichte einer Kultur 
  ist die fortschreitende Verwirklichung ihres Möglichen. Die Vollendung 
  ist gleichbedeutend mit dem Ende. ... Kultur ist das Urphänomen 
  aller vergangenen und künftigen 
  Weltgeschichte. ...
  
Eine Kultur wird
  in dem Augenblick geboren, wo eine
  große Seele aus dem urseelenhaften Zustande ewig-kindlichen Menschentums
  erwacht, sich ablöst ... Sie erblüht auf dem Boden einer genau abgrenzbaren 
  Landschaft, an die sie pflanzenhaft gebunden bleibt. Eine Kultur stirbt, wenn 
  diese Seele die volle Summe ihrer Möglichkeiten in der Gestalt von Völkern, 
  Sprachen, Glaubenslehren,
  Künsten,
  Staaten,
  Wissenschaften 
  verwirklicht hat und damit wieder ins Urseelentum zurückkehrt. ... Ist 
  das Ziel erreicht und die Idee, die ganze Fülle innerer Möglichkeiten
  vollendet und nach außen hin verwirklicht, so erstarrt die Kultur
  plötzlich, sie stirbt ab, ihr Blut gerinnt, ihre Kräfte brechen -
  sie wird zur Zivilisation."
  
Oswald Spengler:
  Der Untergang des Abendlandes. München: Beck 1923, Bd.I, S.139-143.
  
 
 
  
		
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