MALTE WOYDT

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010) Rassist

Wie verhindere ich, Rassist zu werden? Nachdem ich jetzt in Brüssel schon zweimal von Maghrebinern überfallen wurde, traue ich mich nicht nur nicht mehr an die Orte des Geschehens zurück, sondern habe beim Anblick jedes beliebigen Maghrebiners ein ungutes Gefühl im Magen.

01/01/1999 (21:43) Schlagworte: DE,Fragen ::

4 Responses to “010) Rassist”

  1. christel Says:

    Schwieriges Thema. Tabuthema. Die extreme Form des Tabus: Ausländer sind generell klasse, einfach weil sie keine Deutsche sind. Oder: Immigranten muss man immer helfen, sich in unsere mitteleuropäische Welt zu integrieren, sie sind immer die Schwächeren. Was aber, wenn nordafrikanische männliche Jugendliche und junge Männer in Gruppen autochthone Belgier und eingeborene Europäerinnen am laufenden Meter belästigen, anpöbeln und verängstigen und das in einer Stadt, die so tolerant und multikulturell ist wie keine andere, nämlich im bunten Brüssel ? In der Métro wieder einmal das bekannte Bild: junge Männer, alles Kinder von nordafrikanischen Immigranten, hindern als Gruppe an jeder Haltestelle laut pöbelnd die Draußenstehenden daran, einzusteigen, die Métro fährt weiter, die Belgier schauen die Plakate an der Wand an und reagieren nicht auf die Provokationen. An einer Haltestelle aber drückt einer den Alarmknopf, die Métro bleibt stehen, die Polizei kommt und will von den Fahrgästen wissen, was geschehen ist. Die Schlägertruppe verteidigt sich lautstark und selbstbewusst: Sie haben gar nichts gemacht… die Anschuldigungen? “C’est du rassisme, ce sont tous des rassistes, qui nous accusent…”

    Oder eine andere Geschichte: Die bekannte lange Schlange am Postschalter. Ein junger Mann nordafrikanischer Herkunft drängelt sich selbstbewusst und frech nach vorne. Ein höflicher Hinweis eines in der Schlange stehenden Postkunden auf die richtige Reihenfolge hat ein wildes Geschrei von Seiten des Dränglers zur Folge, der aussieht, als würde er gleich sein Messer ziehen. Das mit dem Messer mag ein typisches Vorurteil sein, trotzdem zieht der Postkunde, der eigentlich an der Reihe gewesen wäre, sich ängstlich zurück und der wilde Drängler kommt vorher dran. Als der ängstliche nachher die Post verlässt, wartet der erfolgreiche Drängler auf ihn und greift ihn an, gibt ihm einen Tritt und will zügig weiterprügeln. Der ängstliche Deutsche aber tritt den Rückzug in das Postgebäude an, wo er sich Schutz erhofft. Der Schutz wird gewährt: Ein alter Belgier, sehr aktiv und geschickt, hat die Polizei gerufen und der Deutsche, einer von der 68-er Sorte, die nur Gutes von Immigranten erwarten, muss nun zusammen mit seinem belgischen Retter in der Dienststube warten. Dort entpuppt sich der Belgier als Rassist der harten Sorte: Diese Afrikaner sollte man seiner Meinung nach alle vor Gericht bringen und so weiter und so fort… Die nach langer Zeit eintreffende Schaerbeeker Polizei tutet ins gleiche Horn: Kriminell. Alle kriminell, da hilft nur noch….

    Der Deutsche, der mir diese Geschichte erzählt hat, kommt nach dieser Geschichte sehr blass nach Hause. Rassismus? Was hat ihn mehr erschreckt. der tätliche Angriff auf seine Person von Seiten eines nordafrikanischen Immigranten oder die Nazi-Sprüche seines Retters und der Schaerbeeker Polizei? Ich fürchte, mit diesem Beitrag wenig zur Klärung deiner Frage beigetragen zu haben. Gruß Christel, immer mit Lust zu Chatten.

  2. malte Says:

    Ich suche die Orte inzwischen wieder auf, wo es passiert ist, auch hat das mulmige Gefühl nachgelassen. Wird allerdings beim nächsten Mal wieder von vorne losgehen. Habe von einem Historiker einen überzeugenden Kommentar gelesen: Alle Gesellschaften, gleich wo, gleich wann, gleich welchen “Zivilisationsgrades” hätten ihre Probleme mit der Gewalt unverheirateter junger Männer. Marokkanerbanden in Brüssel, Skins in Hoyerswerda, Crash-Kids in Liverpool (auch manch eine Revolution der Vergangenheit vielleicht?) – alles dasselbe Phänomen. Also wie immer: Junge Männer ohne Frau, ohne Kinder, ohne Verantwortung, ohne Perspektive – aber helfen solche Analysen den Opfern?

    In meinem Niederländischkurs habe ich dann einige MarrokkanerInnen kennengelernt. Ein junger Vater erzählte mir, daß Brüssel für kleine Kinder wenig gefährlich sei, da seien ja nur die rasenden Autofahrer. Schulkinder seien viel stärker gefährdet. Wenn man die auf der Straße spielen lasse, gerieten sie in schlechte Gesellschaft und werden von den Banden eingefangen.

    Kommentar einer Marrokkanerin in der Zeitung: Die Türken seien viel weniger problematisch als die Marrokkaner, weil bei ersteren die Familien und die soziale Kontrolle viel besser funktionierten. In Marrokko werde die soziale Kontrolle weniger von der Familie als vielmehr von der gesamten Dorfgemeinschaft übernommen, die falle hier im Ausland größtenteils weg, und die Familien seien nicht darauf vorbereitet, eine stärkere Rolle einzunehmen.

  3. robert Says:

    zu dieser Frage schlage ich vor, das im Ambiente der Frage 24 abzuhandeln. Wie schaut das denn aus, wenn Bürger von Beitrittswerberstaaten (POLEN!!!!) einem die Bude ausräumen…..

  4. sonja Says:

    Meines Erachtens nach bist Du nur Rassist, wenn Du glaubst, “es” liege an den Genen und könnte nicht verändert werden. Ich fühle mich in rein magrebinisch bewohnten Stadtteilen auch nicht sehr wohl, z.Bsp. weil sich viele Männer aber sehr wenige Frauen im öffentlichen Raum aufhalten; bin der Grundüberzeugung, daß es sich um ein kulturelles und wirtschaftliches Problem handelt, sobald Bildung und wirtschaftliche Sicherheit ins Spiel kommen, verliert sich der Angst-machende Unterschied.