MALTE WOYDT

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Faschisten

“Warum man nicht mit Faschisten redet? Wer Faschist geworden ist, hängt Geschichtsverfälschungen und irrationalen historischen Annahmen an, lehnt die moderne Welt ab und sehnt sich nach einer verflossenen ‘heilen Welt’, die es nur in seiner Fantasie gibt und die im Kern eine ‘Blut-und-Boden-Ideologie’ darstellt.

Intellektuelle und Wissenschaft werden als lebensfremd nicht nur abgelehnt, sondern bekämpft. Dissens und Widerspruch – das Lebenselixier von Demokraten – gelten für Faschisten als Verratshandlungen und ‘abartig’, weil sie eine Vielfalt repräsentieren, die Faschisten grundsätzlich ablehnen – sie glauben an die Einheitlichkeit und den „gesunden Volkskörper“, der alle angeblich nicht Dazugehörigen aussondern, abstoßen, selektieren muss. Wer nicht zu diesen Grundsätzen steht, wird als Feind markiert. Feinde sind zu vernichten – Gegner wiederum akzeptiert der Faschist nicht, er kennt nur Gleichgesinnte oder Feinde.

Das alles führt zu absurden Widersprüchen: Der Faschist redet für alle, für die Masse, für die angebliche Mehrheit, ist davon überzeugt, der Stärkste zu sein und meint zugleich immerfort, von den ‘anderen’ in Schach gehalten zu werden, weshalb sich der Faschist nur in totaler Herrschaft voll entfalten kann, erst dann also, wenn niemand mehr widerspricht, ihm niemand mehr im Wege steht. Faschisten können sich nur in der totalen Diktatur selbst wiedererkennen – wenn ihnen niemand mehr im Wege steht.; erst dann sind sie keine ‘Opfer‘ mehr in ihrer Weltsicht. Faschisten träumen von einer Utopie der totalen Gleichheit, die sie mit allen Mitteln – vor allem gewaltvollen – erreichen wollen. Wer sich als Faschist zu erkennen gibt, gehört zu den Auserwählten, zu einer elitären Gruppe, die die einzige ist, die die eigentliche Menschheitsaufgabe begriffen hat. Faschisten brauchen einen Führer, einen Mann, dem sie folgen bis in den Tod.

Faschisten sind nicht interessiert an Diskursen und Diskussionen. Sie sind im Besitz der Wahrheit, warum sollten sie mit irgendwem, der ohnehin als Feind gilt, diskutieren!

Wer glaubt, mit Faschisten reden zu müssen, um sie zu überzeugen, einem Irrweg zu folgen, hat das Wesen des Faschismus nicht verstanden.

Es ist eine große Aufgabe, mit jenen zu reden, zu diskutieren, jenen zuzuhören und zu widersprechen, die auf dem Weg zum Faschismus sind, aber dort noch nicht angekommen sind. Ebenso ist es nötig, mit Demokrat*innen aller Couleur von rechts bis links im Gespräch zu bleiben – auch um koalititonsfähig zu bleiben.

Mit Faschisten zu reden, ist reine Zeitverschwendung – wer die Demokratie und Freiheit schützen und bewahren will, hat genug zu tun, mit jenen zu reden, die keine Faschisten sind. Faschismus ist keine Meinung!”

aus: Ilko-Sascha Kowalczuk, Mit Faschisten redet man nicht!, Facebook, 8.9.25.

09/25

08/09/2025 (22:41) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

[Wortsammlungen]

1. Schöne Metaphern

  • paddestoel
  • Baumschule
  • nid de poule
  • Landei
  • teatotaler
  • Sofastratege
  • couch-potato
  • verwursten
  • pilier de comptoir
  • zeeën van tijd
  • Schickimickisierung
  • Platzhirsch
  • Antibabypille
  • voortploegen
  • Kabelsalat

2. Unübersetzbar unmißbar

  • urlaubsreif
  • pétrichore
  • Feierabend
  • verschlimmbessern
  • niksen
  • Gschmäckle
31/08/2025 (0:28) Schlagworte: DE,EN,FR,NL,Notizbuch ::

Osttümelei

“Viele Ostdeutsche [üben] ganz bewusst so eine Provinzialität … In der DDR wurde ja immer alles als Weltspitze betitelt, ohne dass jemand wusste, wie die Weltspitze aussieht. Und da kam ja dann das lustige Wort auf, was ich heute noch urkomisch finde: ‘die größte DDR der Welt’. Und so kommen mir viele Ostdeutsche auch vor, dass sie ihre Erfahrungen und Erlebnisse zur Einzigartigkeit erklären, ohne genau wissen zu können oder sich auch nur dafür zu interessieren, wie das in Andalusien ist, wie das in Lappland ist, wie das auf Madagaskar ist. Die Selbststilisierung zu etwas Besonderem funktioniert nur, wenn man alles andere konsequent ignoriert. (…) Nur die meisten Ostdeutschen ignorieren, dass Ostdeutschland heute eine der reichsten und sichersten und wohlhabendsten Regionen dieser Welt ist. Nur die Ostdeutschen tun so, als wenn sie irgendwie in einem quasi diktatorischen Armenhaus leben müssten. (…) Wenn man so tut, als sei man der Einzige auf der Welt, in dessen Biografien es Brüche gibt, dann kommt man irgendwie zu dieser Opfer-Mentalität. Und vom Opfer-Dasein ist es leider häufig ein ganz kurzer Weg zum Hass.”

aus: Ilko-Sascha Kowalczuk: “So kommen mir viele Ostdeutsche auch vor” Interview. T-Online, 22.8.25, im Internet.

08/25

23/08/2025 (9:29) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Kriecher

“Christian Lindner, der gerne ein Rechtspopulist für Villenbewohner wäre, war merklich betrübt, dass der bewunderte Multi­milliar­där Elon Musk auf seiner Fake-News-Plattform die Werbetrommel für die AfD rührte, statt Lindners Qualitäten ausreichend zu würdigen.

‘Elon’, schrieb er ranschmeißerisch, ‘ich habe eine Politikdebatte angestoßen, die von Ihren und Mileis Ideen inspiriert ist. … Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse aus der Ferne. Lassen Sie uns treffen, und ich zeige Ihnen, wofür die FDP steht.’ …

Elon Musk … dürfte unterwürfige Briefchen der deutschen Stützen der Gesellschaft gewohnt sein. ‘Warum kaufst Du nicht Twitter’, schrieb ihm Springer-Boss Mathias Döpfner seinerzeit und bot gleich an: ‘Wir managen es für dich’. Musk antwortete nur knapp ‘Interessante Idee‘. Musk hatte die offenbar schon vorher, nur ohne irgendeine Rolle für Döpfner vorzusehen.

Einige Tage später, der Deal war da schon über die Bühne, fasste der Springer-Chef nach und pries seine Dienste erneut an: ‘Klar, lass uns gerne reden’, gab Musk nach ein paar Stunden zurück. Dann wieder eine schnörkelvolle Nachricht Döpfners, und abermals ein maximal kurzes ‘Klar’ zurück. Döpfner schreibt wieder, bekommt nichts zurück, säuselt und schleimt ein paar Tage später erneut: ‘Ich würde sehr gerne Twitters Zukunft diskutieren, wenn du bereit bist. So aufregend.’ Eine halbe Stunde später kommt laut Spiegel die letzte Antwort: ‘Interessant’. …

Lindner und Döpfner … sehen … sich als die Mover und Shaker, wissen wohl, sich in ihren Kreisen als Stützen der Gesellschaft zu renommieren, und fallen ohne erkennbare Not in einen Ton der Servilität. …

Die Macht und das scheinbare Imponiergehabe sind … bei den Gewinnertypen offenbar ein dünner Firnis, unter dem die Bereitschaft zur Unterwürfigkeit schlummert. Ein kleiner Dienstbote und Untertan steckt am Ende auch in ihnen und ist nicht herauszubekommen.

Das ist insofern interessant, als unsere Protagonisten Individualismus und Autonomie hochhalten, diese sogar in einen autoritären ‘Libertarismus’ eskalieren lassen, also die Idee, dass dem Starken jedes Recht gebührt und den anderen nur die Pflicht zur Huldigung. …

Dieser Pathos des Individualismus ist meist … von der Vorstellung einer Würde des starken Subjekts grundiert. Der linke Philosoph Ernst Bloch sprach einst von den ‘Tagträumen vom aufrechten Gang’ … Die Vorstellung vom autonomen Menschen ist von Würde und Freiheitspathos gespeist, die diesen, wie Thomas Mann meinte, ‘ungeeignet zum Fürstenknecht’ machen. Anders gesagt: Sie verträgt sich schlecht mit Kriechertum und Würdelosigkeit. …

Subalterne, also erniedrigte Gruppen kämpfen stets nicht nur um formale Rechte oder materielle Besserstellung, sondern auch um ihren Selbstwert.

Der pseudoliberale deutsche Spießer nimmt dagegen schnell die Bücklingshaltung ein. Er gibt jene Selbstachtung und Würde auf, die andere in prekäreren Positionen entgegen allen Widrigkeiten verteidigen. Man kennt es aus Literatur und Lebenserfahrung, staunt aber dennoch immer wieder aufs Neue.”

aus: Robert Misik: Der deutsche Kriecher, taz online, 8.1.25, im Internet

Abb.: zirkuliert seit mind. 30.12.24 auf Facebook etc.

01/25

08/01/2025 (13:55) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Kriegslogik

“… Der zweite Grund, weshalb der Dreißigjährige Krieg gerade aus politiktheoretischer Perspektive interessant ist, besteht in dem gravierenden Defizit an strategischem Denken in der politisch interessierten deutschen Öffentlichkeit. Stark vereinfacht kann man vielleicht sagen, dass die vorherrschende Reaktion auf politikstrategische Herausforderungen hierzulande der Verweis auf juridische Regelungen ist, meist solche des Völkerrechts, wobei generell unterstellt wird, dass die Rahmenbedingungen nicht nur für die Geltung, sondern auch für das Geltendmachen des Rechts selbstverständlich gegeben seien und die Rechtsdurchsetzung mit der Bewältigung der Herausforderung identisch sei. Die Auseinandersetzung mit dem Dreißigjährigen Krieg ist eine vorzügliche Übung zur Desillusionierung solcher Erwartungen. In der Anfangsphase des Krieges nämlich sind alle Parteien in der festen Überzeugung in den Konflikt hineingegangen, das Recht auf ihrer Seite zu haben

Neben dem Reaktionsmodell des Rechtlichen steht hierzulande das des Moralischen. Die Erörterung politischer Herausforderungen im Horizont moralischer Normen und Imperative ist vielfach an die Stelle strategischen Denkens getreten. … Über die verhängnisvollen Folgen unbedingter Wertebindung lässt sich anhand des Dreißigjährigen Krieges sehr viel lernen – unter anderem auch, dass es ohne eine Abkehr davon zu keinem Friedensschluss gekommen wäre. Die auf ihren Werten insistierende Römische Kurie hat deswegen dem auf Kompromissen beruhenden Friedensschluss von 1648 nicht zugestimmt, sondern ihn verurteilt. …

Aber strategisches Denken lässt sich nicht dekretieren, sondern will geübt sein. Ein Krieg, der sich über einen Zeitraum von dreißig Jahren erstreckt hat, ist ein vorzüglicher Übungsplatz für strategisches Denken.”

aus: Herfried Münkler: Der Dreißigjährige Krieg, Einleitung, Reinbek:; Rowohlt 2019 (2017), S.37-39.

12/24

31/12/2024 (11:17) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Hoffnung 2

“Vaclav Havel sagt, Hoffnung sei nicht die Gewissheit, dass es gut wird, sondern nur die Sicherheit, dass etwas Sinn hat.”

aus: Ullrich Fichtner: Langfristig ist doch alles super, interviet durch Christian Jakob, taz online, 26.12.24, im Internet.

Abb.: Cheri Cherin: Obama Revolution, 2009

12/24

26/12/2024 (16:00) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Utopien

“Zu skandalisieren, was ist, ist ein wichtiger Schritt, um überhaupt eine andere Welt denken zu können. Was ich schwierig finde, ist, wenn man bei diesem ersten Schritt verweilt. Die Skandalisierung der Welt muss einhergehen mit dem Öffnen des Blickes dafür, was stattdessen sein könnte. Ohne das verfallen wir in Ohnmacht. Wer schon einmal mit Menschen gesprochen hat, die in Kriegsgebieten leben mussten, weiß: Es ist nicht so, dass die Menschen dort die ganze Zeit unglücklich vor sich hinvegetieren. Da findet Freude statt und Tanz und Kunst – trotz allem. Menschen sind adaptiv, sie können trotz widrigster Umstände Schönheit erschaffen. Das zeigt uns, wie Widerständigkeit auch aussehen kann. …

Einer Vision wie der von Elon Musk – etwa die Besiedlung des Mars, im Grunde eine Dystopie – wird nicht konsequent mit Abwehr begegnet, stattdessen zieht sie gar Milliardeninvestitionen an. Da frage ich mich: Warum gilt es als utopisch, also unmöglich, über eine Welt ohne Grenzen, Polizei und Gefängnisse nachzudenken, während ein Businessplan zur Bevölkerung des Mars als realistisch betrachtet wird? Diese Diskrepanzen zeigen, dass wir absichtlich realistische Ideen als utopisch abtun. Dabei sind sie darüber hinaus dringend notwendig. …”

aus: Kübra Gümüşay: Wir leben in einer realen Dystopie, interviewt durch Theresa Leisgang und Larry Faust, taz online, 22.12.24, im Internet.

Abb.: Mysticsartdesign: Road, wall, end of world image, 2014, im Internet.

12/24

22/12/2024 (16:01) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Gewalt 2

“Wir alle denken bei Gewalt an Zerstörung – daran, etwas kaputt zu machen. Und wenn es um Lebewesen und Menschen geht, um Verstümmelung und Töten. Aber so ist es nicht. Nun, manchmal schon, aber das ist eine Folge der Gewalt. Nachdem die Aufseher uns Kriegsgefangene einmal dazu zwangen, Sit-ups, Push-ups zu machen, uns in Stresssituationen brachten, wurde mir plötzlich durch diese Erfahrung klar, dass es bei Gewalt darum geht, einen Menschen in ein Objekt zu verwandeln, das man wie ein Spielzeug manipulieren kann. Du willst, dass er sitzt, er wird sitzen. Er soll singen, er wird singen. Und wenn sich der Mensch nicht zum Objekt machen lässt, dann kommt Gewalt zum Einsatz, unter der Drohung, das ungehorsame Spielzeug zu zerstören – unter der Drohung, dir den Tod näher zu bringen. Gewalt ist eine Manipulation mit dem Tod.”

aus: Maksym Butkevych: Gewalt habe ich falsch verstanden, Interviewt durch Yelizaveta Landenberger, taz-online. 7.12.24, im Internet.

12/24

08/12/2024 (16:55) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Klimapolitik

“Lange haben wir gedacht, Klimapolitik wird einfacher, wenn die Leute nur informiert genug sind. Dann dachte man, die Katastrophen müssten erst einmal da sein. Und später hat man gehofft, dass Klimaschutz, wenn er profitabel ist und sozial gerecht ist, aufgehen würde. Und heute? Heute sind die Menschen informiert wie nie, die Katastrophen sind sichtbar wie nie, und auf den notorisch unglücklichen UN-Klimakonferenz sind die einzigen, die wirklich strahlen, grüne Investoren.

In den vergangenen drei Jahren wurde mit einem unglaublichen Kraftaufwand mehr Klimaschutz umgesetzt als jemals zuvor. Das kann man nicht oft genug sagen. Und dennoch triumphiert nicht die Ökologie. Es triumphiert die AfD, die Klimaleugnung nimmt zwischen Hochwassern zu. …

Es bleibt ungeklärt, wie ökologische Politik gegen den Faschismus gewinnen kann. Es bleibt ungeklärt, wie ökologische Politik in einer Koalition nicht zur Unkenntlichkeit verprügelt wird. Es bleibt ungeklärt, wie 1,5-Grad-Politik in der Praxis aussieht. …

Es gibt Verlierer, selbst wenn das nur die fossile Nostalgie ist, es gibt Widerstand und Ressentiments. Und wer meint, über all das nicht sprechen zu müssen, den holt das von vorne ein. …

Auf alles sollen wir eine Antwort haben, aber wehe, du hast auf alles eine Antwort, das wäre ja arrogant: Der eigene Lebensstil wird auf Ökoregeln überprüft, die wir überhaupt nicht selbst aufgestellt haben und wehe, du lebst wirklich ökologisch, das wäre dann moralisierend. …”

aus: Luisa Neubauer: Politik ohne Klima ist Märchenpolitik. Laudatio auf Ricarda Lang, Kontext, 20.11.24, im Internet.

Abb.: Klaus Stuttmann: Noch 5 Minuten bis Rio, Tagesspiegel 1992, aus: Jean-Christophe Victor: Un oeuil sur le monde. Paris: Laffont 2012, S.53.

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22/11/2024 (14:03) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Armes Bild

“Das arme Bild ist ein Fetzen oder geklaut, ein AVI oder ein JPEG, ein Lumpenproletarier in der Klassengesellschaft der Erscheinungen. Sein Rang und Wert wird durch seine Auflösung bestimmt. Das arme Bild wird hochgeladen, heruntergeladen, geshared, neu formatiert und erneut bearbeitet. Es verwandelt Qualität in Zugänglichkeit, Ausstellungswert in Kultwert, Filme in Clips, konzentrierte Betrachtung in Zerstreuung. Das Bild wird aus den Kellerdepots der Kinos und Archive befreit und in die digitale Ungewissheit gestoßen, auf Kosten der eigenen Substanz. Das arme Bild neigt zur Abstraktion: Es ist eine Bildidee im Werden.

Das arme Bild ist die illegitime fünfte Generation eines Originalbildes. Seine Abstammung ist dubios. Seine Dateinamen sind bewusst falsch buchstabiert. Es widersetzt sich oft der Einordnung in ein Erbe, eine nationale Kultur oder dem Urheberrecht. Es wird verbreitet als Lockmittel, als Köder, als Index oder auch als Erinnerung an das Bild, das einmal war. Es macht sich über die Verheißungen der digitalen Technik lustig. Es wird nicht nur so stark vermindert, bis es praktisch nur noch ein flüchtiger Fleck ist, man zweifelt sogar, ob es sich überhaupt noch als Bild bezeichnen lässt. Ein derart abgenutztes Bild konnte überhaupt erst die digitale Technik hervorbringen.

Arme Bilder sind die Verdammten des Bildschirms von heute, der Schrott der audiovisuellen Produktion, der Abfall, der an den Stränden der digitalen Ökonomien angeschwemmt wird.”

aus: Hito Steyerl: In Verteidigung des armen Bildes (2009). hier in: dies.: Jenseits der Repräsentation, Berlin: n.b.k., 2016, S.17.

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13/11/2024 (17:07) Schlagworte: DE,Lesebuch ::
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