MALTE WOYDT

HOME:    PRIVATHOME:    LESE- UND NOTIZBUCH

ANGE
BOTE
BEL
GIEN
ÜBER
MICH
FRA
GEN
LESE
BUCH
GALE
RIE
PAM
PHLETE
SCHAER
BEEK
GENEA
LOGIE

Ausländerdeutsch

“Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass Babys ihre Muttersprache besser verstehen und erlernen, wenn man mit ihnen nicht in einer von Erwachsenen ersonnenen Babysprache spricht – zum Beispiel ‘watte hatte du die da?’ – sondern in einer fließenden und grammatikalisch korrekten Form: ‘Na, mein Kleiner, was hast du denn da?’

Es hat sicherlich einige Zeit gedauert, bis sich diese Erkenntnis durchgesetzt hat. Warum sollte sie nicht auch zwischen Erwachsenen verschiedener Herkunft gelten? Denn ein Ausländer wird die deutsche Sprache kaum besser verstehen, geschweige denn erlernen, wenn ein Deutscher im Gespräch mit ihm versucht, ein gebrochenes ‘Ausländerdeutsch’ zu sprechen.

Erstens handelt es sich nicht um das Deutsch, das Ausländer normalerweise untereinander sprechen. Daher geht die vielleicht gut gemeinte Absicht, in einer für Ausländer verständlicheren und ‘heimischeren’ Sprache zu kommunizieren, fehl. Denn normalerweise ist die gebrochene deutsche Sprache der Ausländer dadurch bedingt, dass sie den Satzbau oder die Aussprache ihrer Muttersprache übernehmen. Man kann jedoch wohl davon ausgehen, dass nicht jeder Deutsche den Satzbau und die Aussprache aller rund 150 oder mehr Sprachen, die auf dieser Welt gesprochen werden, kennt. Daher muß dieser Versuch scheitern.

Zweitens ist es in Zeiten, in denen von Ausländern ein Sprachtest verlangt wird, um sich in Deutschland einbürgern zu können, sinnvoller, ihnen die deutsche Sprache richtig nahe zubringen – außer man will verhindern, dass sie den Sprachtest bestehen. Ein Hamburger würde sich bei einem Gespräch mit einem Münchner auch nicht auf den Versuch einlassen, bayrischen Dialekt zu sprechen, um sich verständlicher zu machen.

In diesem Sinne: Lasst Eure Vorbehalte zu Hause und versucht, mit jedem Ausländer genauso wie mit jedem Deutschen zu sprechen – nur etwas deutlicher und etwas langsamer. Nehmt Euch ein Beispiel an Eurem Bundesverteidigungsminister – ‘gaaaanz laaangsaaam’.

aus: “Im Ausland daheim: Der in Hamburg aufgewachsene Grieche Christos Petridis gibt Tips zum sprachlichen Umgang miteinander: Wie ein Deutscher nicht mit Ausländern reden sollte. Badische Zeitung 15.3.2001.

10/01

02/03/2010 (15:51) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Comments are closed.