Faschisten
“Warum man nicht mit Faschisten redet? Wer Faschist geworden ist, hängt Geschichtsverfälschungen und irrationalen historischen Annahmen an, lehnt die moderne Welt ab und sehnt sich nach einer verflossenen ‘heilen Welt’, die es nur in seiner Fantasie gibt und die im Kern eine ‘Blut-und-Boden-Ideologie’ darstellt.
Intellektuelle und Wissenschaft werden als lebensfremd nicht nur abgelehnt, sondern bekämpft. Dissens und Widerspruch – das Lebenselixier von Demokraten – gelten für Faschisten als Verratshandlungen und ‘abartig’, weil sie eine Vielfalt repräsentieren, die Faschisten grundsätzlich ablehnen – sie glauben an die Einheitlichkeit und den „gesunden Volkskörper“, der alle angeblich nicht Dazugehörigen aussondern, abstoßen, selektieren muss. Wer nicht zu diesen Grundsätzen steht, wird als Feind markiert. Feinde sind zu vernichten – Gegner wiederum akzeptiert der Faschist nicht, er kennt nur Gleichgesinnte oder Feinde.
Das alles führt zu absurden Widersprüchen: Der Faschist redet für alle, für die Masse, für die angebliche Mehrheit, ist davon überzeugt, der Stärkste zu sein und meint zugleich immerfort, von den ‘anderen’ in Schach gehalten zu werden, weshalb sich der Faschist nur in totaler Herrschaft voll entfalten kann, erst dann also, wenn niemand mehr widerspricht, ihm niemand mehr im Wege steht. Faschisten können sich nur in der totalen Diktatur selbst wiedererkennen – wenn ihnen niemand mehr im Wege steht.; erst dann sind sie keine ‘Opfer‘ mehr in ihrer Weltsicht. Faschisten träumen von einer Utopie der totalen Gleichheit, die sie mit allen Mitteln – vor allem gewaltvollen – erreichen wollen. Wer sich als Faschist zu erkennen gibt, gehört zu den Auserwählten, zu einer elitären Gruppe, die die einzige ist, die die eigentliche Menschheitsaufgabe begriffen hat. Faschisten brauchen einen Führer, einen Mann, dem sie folgen bis in den Tod.
Faschisten sind nicht interessiert an Diskursen und Diskussionen. Sie sind im Besitz der Wahrheit, warum sollten sie mit irgendwem, der ohnehin als Feind gilt, diskutieren!
Wer glaubt, mit Faschisten reden zu müssen, um sie zu überzeugen, einem Irrweg zu folgen, hat das Wesen des Faschismus nicht verstanden.
Es ist eine große Aufgabe, mit jenen zu reden, zu diskutieren, jenen zuzuhören und zu widersprechen, die auf dem Weg zum Faschismus sind, aber dort noch nicht angekommen sind. Ebenso ist es nötig, mit Demokrat*innen aller Couleur von rechts bis links im Gespräch zu bleiben – auch um koalititonsfähig zu bleiben.
Mit Faschisten zu reden, ist reine Zeitverschwendung – wer die Demokratie und Freiheit schützen und bewahren will, hat genug zu tun, mit jenen zu reden, die keine Faschisten sind. Faschismus ist keine Meinung!”
aus: Ilko-Sascha Kowalczuk, Mit Faschisten redet man nicht!, Facebook, 8.9.25.
09/25
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