MALTE WOYDT

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Populismus 1

“Die Realität zeigt, dass es .. durchaus verschiedene Betriebsmodi des populistischen, an der ‘etablierten’ Politik frustrierten Protests gibt, wobei oft sozialökonomische Motive keine allzu große Rolle spielen.

Hier gibt es, erstens, jene, die der Parteienanordnung als solcher zunehmend reserviert gegenüberstehen. … Die Kritik an den politischen Parteien aus dieser Perspektive lautet so, dass sie selbst einfachste praktische Lösungen für Probleme nicht mehr zu finden imstande ist, weil es den Parteien nur um taktische Vorteile für sie selbst oder allenfalls ihre Klientel geht und sie sich gegenseitig blockieren. … Wir können hier von einem Verdruss der bildungsbürgerlichen Mitte sprechen. …

Hier gibt es, zweitens, dann das was man provisorisch den unpolitischen Yuppie-Protest nennen könnte: Bürger, die den Staat als bürokratisches Monstrum betrachten, das von ‘den Parteien’ gekapert wurde, um es sich an seinen Futtertrögen gut gehen zu lassen. Motto: Die leben auf unsere Kosten. …

Den überwiegenden Zuspruch erhalten … [populistische Formationen] freilich aus dem dritten großen Milieu, in dem populistische Sentiments wachsen: dem Milieu der jeweiligen einheimischen Unterprivilegierten. … Nicht selten gibt es nicht einen Spitzenfunktionär, nicht eine Spitzenfunktionärin, von denen diese Bürger sagen würden: Ja, der ist so wie ich. … Die milieumäßige Verengung der demokratischen Parteien auf ein, zwei Funktionärstypen ist ein fruchtbarer Humus für Populisten. …

Bestimmte populistische Vorstellungsreihen [fallen] in bestimmten Milieus auf fruchtbareren Boden …, andere in anderen – und [schaukeln] sich gegenseitig [auf]. Das Ergebnis ist ein allgemeines, nebulöses, waberndes populistisches Klima. …

Dieses Wir-gegen-sie-Setting, diese symbolische Ordnung von ‘Wir, die normalen, einfachen Leute’ gegen ‘Die’, die Eliten, die da oben, die Politiker‘ ist das, was eigentlich der populistischen Konstellation Energie zuführt. …

Wer den populistischen Thesen widerspricht, wird nicht als jemand angesehen, der ein Argument vorbringt, sondern als jemand, der ein Tabu aufrechterhalten will. …

Es ist offensichtlich …, dass jüngere Entwicklungen der medialen Öffentlichkeit das Entstehen populistischer Stimmungen und den Aufstieg antietablierter politischer Formationen begünstigen …”

aus: Robert Misik: Ist unsere Politik noch zu retten? Wien: Picus 2013, S.34-39. (siehe auch Misik im Internet (externer Link!)

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03/01/2014 (21:51) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

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