Erschöpfung
“Die mediale Aufgeregtheit macht nicht wenige Menschen ‘nachrichtenmüde’. Viele versuchen, den Medienkonsum zu vermeiden, um nicht in einen depressiven Zustand oder in ein permanentes Empfinden der Gereiztheit zu geraten. Die Medien verlieren damit Konsumenten – und versuchen mit noch fesselnderen, also noch emotionaleren Botschaften dagegen anzukämpfen. …
Es ist eine Teufelsspirale, an deren Ende nicht nur die Medien ihre Glaubwürdigkeit einbüßen und ihre Geschäftsgrundlage untergraben, sondern die auch die Demokratie gefährdet. Dauerempörte und in Angst versetzte Bürger und Bürgerinnen sind die Folge. In der hyperpolitischen Gereiztheit, so de Weck, sind ‘viele Zeitgenossen wütend, verwirrt, einsam, aber vernetzt’. …
Wir werden mit so viel schlechten Nachrichten überschüttet, dass es unsere Weltwahrnehmung bizarr verfälscht. … Das Stakkato an schlechten Nachrichten erschöpft uns. …
Rechte Populisten türmen auf echte Schrecken permanent erfundene Schrecken drauf, weil sie von der Angst leben, aber auch von der kopflosen Empörtheit und der Wut. Tech-Faschisten wie Elon Musk sind die Brandbeschleuniger. Doch die Algorithmen der sozialen Medien im Allgemeinen versuchen uns regelrecht süchtig nach dem Empörungsgefühl zu machen, weil sie wissen, dass Negativismus zu mehr ‘Interaktion’ der User führt als neutral formulierte Texthäppchen. Eure Erschöpfung ist ihre Geschäftsgrundlage.”
aus: Robert Misik: Das Ende des Westens, Zackzack, 6.11.24, im Internet.
Abb.: Le monde de Pénélope: Réchauffement climatique, Hommage à van Gogh, 2007, im Internet.
11/24
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