MALTE WOYDT

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Wissenschaftsfeindlichkeit

“Recep Tayyip Erdoğan hat eine Erklärung für alles, was am 6. Februar 2023 in der Türkei passiert ist. Schicksal. ‘Wir hätten uns nicht darauf vorbereiten können’, sagte er mehrfach in seinen Reden. ..

Klar ist, dass … etwa 6000 Gebäude eingestürzt sind. … Fast 300.000 Immobilien in den zehn betroffenen Provinzen, die nicht den Bauvorschriften entsprachen, wurden in den vergangenen Jahren legalisiert. … Magisch erdbebensicherer wurden sie dadurch nicht.

Das ist nicht Schicksal.

Es ist politisches Versagen mit vieltausendfacher Todesfolge. Es ist ein systemisches – mache sagen auch: ein Mentalitätsproblem. Dass die Beben die Auswirkungen haben, die jetzt sichtbar werden, ist das Resultat, wenn Wissenschaft … von Regierenden als das Böse schlechthin betrachtet [wird].

Katastrophen … passierten auch, weil in den Schulbüchern die Naturwissenschaften durch Schöpfungstheorien ausgetauscht würden, alles mit ‘Gottes Willen’ erklärt werde, so der Professor für Geologie … Celal Şengör im Nachrichtensender Fox. Er brach ab. Erschöpft, wütend, traurig. Wie der Rest des Landes.”

aus: Miray Caliskan: “Jahrhundertbeben” in der Türkei: Es wird geforscht, gewarnt und ignoriert. Tagesspiegel Online, 13.2.23, im Internet.

02/23

13/02/2023 (18:57) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Islamogauchismus

“Die integristischen Bewegungen [bestritten] von Anfang an …, daß das Volk der Ursprung der politischen Entscheidung und der gesetzgeberischen Gewalt sein soll, denn Allah allein sei eine solche Entscheidung vorbehalten. … Nicht die Integristen sind in der heutigen Zeit fehl am Platze, sondern die muslimische Linke, die glaubt, sie könne existieren, ohne die fundamentale Frage nach dem Laizismus zu stellen, also der Übergabe der Macht vom Heiligen zum Menschlichen

Man stelle sich die Wirkung eines so harmlosen Satzes vor wie ‘Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren’ (Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte) in Gesellschaften, in denen die Ungleichheit der Geschlechter die politische Ungleichheit hervorbrachte, garantierte, vorbereitete und als Grundlage des kulturellen Seins, als Identität bestätigte! …

Die Rückwendung zur Vergangenheit und Tradition, die von den Männern gefordert wird, ist ein Mittel, die Dinge wieder in ihre alte ‘Ordnung’ zu bringen. Eine Ordnung, die nicht mehr allen paßt, vor allem nicht den Frauen, die sie niemals akzeptiert haben.”

aus: Fatema Mernissi: Der politische Harem. Mohammed und die Frauen. Frankfurt: Dagyeli: 1989 (fzr. Orig.-Ausg. 1987), S.31-33.

02/23

10/02/2023 (16:25) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Vooruitgang 4

“Onderzoek wijst uit dat in de selfies van vandaag meer genderstereotypes verscholen zitten dan in de tijdschriftenadvertenties uit de jaren 70″.

aus: Dawn Woolley, zitiert durch Tom Peeters: Selfies die dieper graven. Bruzz, 1.2.23, im Internet.

02/23

10/02/2023 (0:46) Schlagworte: Lesebuch,NL ::

SUV

Je me faisais récemment la réflexion autour d’un phénomène en apparence ridicule, mais tellement révélateur de note époque : le développement de voitures SUV qui portent des noms de tribus nomades : Touareg, Touran, Quahqai… L’idée que l’on puisse trouver son bonheur dans des choses aussi dérisoires me désole, m’intrigue et me fascine. En anglais, on dit ‘to add insult to injury’, ajouter l’insulte à la blessure : on donne le nom de peuples affectés par le changement climatique sans en être responsables aux objets qui y contribuent le plus.”

aus: Philippe Descola interviewt durch Hugues Dorzée: Comment refaire societé élargie? Imagine, Juni 2020, S. 74/75.

01/23

31/01/2023 (0:32) Schlagworte: FR,Lesebuch ::

Islamismus 4

“In ihrem Streben, von den Kolonialherren, die sie entmachtet hatten, anerkannt zu werden, drängten die neugeborenen muslimischen Staaten ins Weltgeschehen. Voller Enthusiasmus strömten sie in die Hallen der Vereinten Nationen, um die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zu unterzeichnen und die Achtung der Grundrechte als Prinzip und geistige Grundlage der Verfassungen zu fordern. … Nach der Unabhängigkeit gab es bei den Muslimen keine Männer mehr, sondern nur noch geschlechtslose Bürger …”

aus: Fatema Mernissi: Der politische Harem. Mohammed und die Frauen. Frankfurt: Dagyeli 1989 (frz. Orig.-Ausg. 1987), S.  30.

01/23

28/01/2023 (18:55) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Historismus 2

“Die Abendländer erleben die Vergangenheit als Hobby, als Zeitvertreib, um sich vom Streß der Gegenwart zu erholen. Wir versuchen beharrlich, sie als Beruf, Berufung und Horizont zu sehen. Indem wir ständig die Ahnen beschwören, erleben wir die Gegenwart als wenig erbauliches Zwischenspiel; bestenfalls als ärgerliche Störung. … ‘Der heutige arabische Leser leidet darunter, daß er sich der Gegenwart nicht stellen will. Die Gegenwart entgleitet uns. Um uns unserer Existenz sicher zu sein und unserer zahlreichen Probleme Herr zu werden, suchen wir Zuflucht in irrationalen Lösungen.’ [[Mohammed Jaberi)]”

aus: Fatema Mernissi: Der politische Harem. Mohammed und die Frauen. Frankfurt: Dagyeli 1989 (frz. Orig.-Ausg. 1987), S.  27/28.

01/23

28/01/2023 (18:36) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Technischer Fortschritt

“… Der Stromkreis, elektrisches Licht und rudimentäre Elektromotoren wurden in den frühen 1800er Jahren entwickelt. Es dauerte jedoch noch ein weiteres Jahrhundert, bis die weit verbreitete Einführung von Elektrizität in den Vereinigten Staaten das BIP zu steigern begann. … Computer … kamen Anfang der 1950er Jahre auf den Markt, steigerten aber erst in den späten 1990er Jahren die Produktivität in der Arbeitswelt spürbar.

Einige Technologien verbessern eindeutig die Produktivität und verringern den Bedarf an Arbeitskräften. Automatisierte Werkzeugmaschinen beispielsweise … Aber andere Technologien – selbst die verblüffendsten – zeigen überraschend geringe Auswirkungen. Wie wäre es mit dem Internet … Fast ein Vierteljahrhundert … Internet [hat] noch immer keine Produktivitätsrevolution ausgelöst. Genauso wenig wie Smartphones.

Ist KI also eher wie das Smartphone oder wie eine automatisierte Werkzeugmaschine? … Es ist schwer vorherzusagen, inwiefern die Technologie zu Arbeitsplatzverlusten führen wird. Erinnern Sie sich noch an die Aufregung vor einigen Jahren über die Möglichkeit, dass selbstfahrende Autos die Arbeit von Lkw-Fahrern überflüssig machen könnten? …

Wenn Unternehmen Menschen durch Maschinen ersetzen können, tun sie das in der Regel auch. KI kann Arbeiten übernehmen, die derzeit von Rechtsanwaltsgehilfen, Werbetexterinnen, … ja, auch von einigen Journalisten erledigt werden. Das bedeutet, dass sich diese Berufe verändern könnten, und zwar bald. … Bestimmte Spezialisierungen könnten ausgelöscht werden, so dass Tausende von Call-Center-Betreibern oder Marketing-Mitarbeitern arbeitslos würden. [MIT-Professor David] Autor betont jedoch die Vorteile, die sich aus dem Einsatz dieser Technologie ergeben: Die Produktivität stagniert seit Jahrzehnten. Wenn Maschinen ein wenig mehr Arbeit übernähmen, könnte das am Ende einen großen Nutzen bringen. …”

aus: Annie Lowrey: Game Changer am Arbeitsplatz, IPG 26.1.23, im Internet.

01/23

27/01/2023 (13:53) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Roots

“A man does not have roots, he has feet.”

Riad Sattouf, zitiert durch Adam Shatz, mit dem Hinweis, das Zitat sei ursprünglich von Salman Rushdie. In: Adam Shatz: Drawing Blood. A French graphic novelist’s shocking memoir of the Middle East. The New Yorker, 12.10.15, im Internet.

01/23

26/01/2023 (1:47) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Being

“Shakespeare’s Hamlet said: ‘To be or not to be, that is the question.’ But that is no problem. We all want to be. The real problem, biblically speaking, is how to be and how not to be.”

I would say to young people a number of things, and I have only one minute. I would say, let them remember that there is a meaning beyond absurdity. Let them be sure that every little deed counts, that every word has power, and that we can do, everyone, our share to redeem the world, in spite of all absurdities and all the frustration and all disappointments. And above all, remember that the meaning of life is to build life as it if were a work of art. You’re not a machine. When you are young, start working on this great work of art called your own existence.”

aus: Abraham Joshua Heschel (1972) zitiert durch Arnold Eisen in Krista Tippett interviewing Arnold Eisen: The Opposite of Good Is Indifference. On Being 2008/2017, im Internet.

01/23

24/01/2023 (15:05) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Talkshows

“Kommunikationsverdichtung führt … zu … Hypernervosität. … Die Auswahl der Gesprächspartner dieser Talkshows [sorgt] dafür … dass am Schluss ‘alle Fragen offen’ bleiben. Wo das Abendgebet einst beruhigend wirkte und die Sorgen vertreiben sollte, haben die politischen Talkshows den gegenteiligen Effekt – … Man muss sich Sorgen machen, so die Grundbotschaft der Talkshows.”

aus; Herfried Münkler: Die Zukunft der Demokratie. Wien: Brandstätter 2022, S. 141/142.

01/23

24/01/2023 (14:32) Schlagworte: DE,Lesebuch ::
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