MALTE WOYDT

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Faktenchecks

“Ich mache seit 2015 Faktenchecks, ich möchte, dass wir einen Diskurs führen, der auf Fakten und Wissenschaft beruht. Aber von Jahr zu Jahr sieht es düsterer aus. Wir diskutieren, was wahr ist und was nicht. Nicht nur lähmt das jeglichen demokratischen Meinungsfindungsprozess. Diejenigen, die grundlegende Fakten und wissenschaftliche Ergebnisse kategorisch infrage stellen, versuchen, ihre realitätsferne Weltanschauung mit Gewalt und Druck durchzusetzen. Sie versuchen, uns mundtot zu machen durch Einschüchterungen und Drohungen, aber auch, indem sie ihre Anhängerschaft konstant mit weiteren Lügen indoktrinieren, uns als Feinde zu betrachten.

Nicht nur, damit unsere Aufklärung wirkungslos verpufft. Ich mache seit Jahren Faktenchecks, liefere Tausende Quellen, Argumente, Einschätzungen von Experten. Nicht nur verhallen sachliche, unaufgeregte Artikel wirkungslos in Social Media, wo sich die Algorithmen nicht dafür interessieren. Die bereits Indoktrinierten lesen maximal die Überschriften und gehen dann ohne jegliche sachliche Auseinandersetzung in den Angriff über. …

Egal, was wir machen: Es scheint nicht zu funktionieren. … Immer mehr Menschen werden immunisiert gegen seriösen Journalismus, gegen Faktenchecks, gegen Argumente. Die AfD gewinnt immer mehr an Zulauf. …

Wir als Medienschaffende können nicht so weitermachen wie bisher. Wir dürfen nicht mehr den Fake News hinterherlaufen, sie nicht mehr wiederholen, selbst wenn wir ihnen widersprechen wollen, wir dürfen nicht mehr die Faschisten in die Talkshows einladen, nur um danach verwundert zu sein, warum die ganze Aufklärung so wenig bringt. Dafür spricht nicht nur unsere Erfahrung, das zeigt auch die Wissenschaft. Eine Wissenschaftlerin, mit der ich sprach, forschte bereits nicht mehr darüber, welche Art der Faktenchecks besser funktionieren – sie forschte, warum kaum jemand die Erkenntnisse umsetzt. …

Ich fordere, dass wir mehr Werbung für die Wahrheit machen – ohne dabei ständig auf die Falschwahrheiten der Demokratiefeinde zu reagieren.”

aus: Thomas: Laschyk: Schluss mit Faktenchecks, taz online, 10.2.24, im Internet.

02/24

10/02/2024 (22:14) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Anti-Depressivum

“‘… im Fernsehen sieht man ja auch nichts anderes mehr. AfD, AfD, AfD! Ich bekomme jeden Tag üble Magenschmerzen.’

‘Selber schuld, Nedim. Mein Fernseher zeigt so was Unappetitliches nicht mehr.’

‘Echt? Dann verrate mir doch mal bitte, welche Programme du einschaltest?’

‘Ich doch nicht. Meine kleine Tochter Hatice schaltet ein. Seitdem ich ihr die Fernbedienung überlassen habe, geht es uns bestens.’

‘Aber was guckt ihr denn so den ganzen Tag?’, wundert er sich.

‘Was Hatice guckt halt. Der kleine Nick, Pepper Wutz, der Zauber-Schrank, meine Freundin Connie. Die Eiskönigin Elsa kann ich dir sehr empfehlen. …’

aus: Osman Engin: Remigrier dich selber, aefde!, taz online, 7.2.24, im Internet.

02/24

07/02/2024 (15:18) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Post-

“Das Besondere an dieser Figur der Verwendung des Präfixes ‘post’ ist nicht, dass eine Gesellschaftsdeutung sich an ei­ner zeitlichen Stelle hinter etwas anderem lokalisiert, sondern dass sie nichts anderes tut. Thomä verdeutlichte dies mit pointierten kontrafaktischen Beispielen: Karl Marx wäre es nicht in den Sinn gekommen, ein ‘post-kapitalistisches Manifest’ zu schreiben, genauso wenig wie Friedrich Schlegel sein Genügen darin fand, „post-klassisch“ zu sein. ‘Post’ ist jenes Zeitalter, das vom Bewusstsein seiner Nachzüglerschaft so sehr ergriffen ist, dass es die Antwort auf die … Frage … schuldig bleibt, was nach ihm selbst … kommen soll. Post-X zu sein heißt, sich in einem historischen Vakuum anzusiedeln. …

Die Post-Diagnosen kennzeichnete ein Amalgam aus der Überheblichkeit, auf Überholtes zurückzublicken, und der Scham, nichts Ebenbürtiges an dessen Stelle setzen zu können.”

aus: Christoph Paret: Himmel, war das eine Menge Post!, Faz Online, 23.1.24, im Internet.

Abb.: Austellungsansicht, Bundskunsthalle: Postmoderne, 2023/2024, im Internet.

01/24

31/01/2024 (17:48) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Pflegenotstand

“Hätten die Pflegekräfte Traktoren, würden sie wahrscheinlich schon längst das Doppelte verdienen.”

aus: Silke Mertens: Einen Traktor müsste man haben, Taz online, 29.1.24, im Internet.

01/24

29/01/2024 (19:51) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Bio-Label

“Warum eigentlich steht auf der Paprika und der Wurst im Ökoladen das Bio-Siegel? Warum kleben nicht stattdessen auf den Tomaten und Schinken aus der ‘konventionellen’ Landwirtschaft Etiketten, auf denen ‘mit Pestiziden’ oder ‘aus Quälhaltung’ steht?

Warum definieren wir nicht als normal, was wir wollen? Und labeln alles andere mit Warnhinweisen? …

Statt ‘klimaneutrale’ Zugtickets bei der Bahn wie bisher müssten sie ‘klimaruinierende’ Kreuzfahrten buchen. Wer hätte in der Speisekammer gern Thunfischdosen mit der Aufschrift ‘delfintötend’ …?

Und wer könnte es sich leisten, statt ‘zertifzierten Grünstrom’ lieber ‘Braunkohlestrom unklarer Herkunft’ aus der Steckdose zu ziehen …?”

aus: Bernhard Pötter: Bio, weil wir faul sind! Taz Online, 25.1.24, im Internet.

01/24

25/01/2024 (21:22) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Frieden

“wenn man sich satt gehasst hat … wächst ein Keim der Zuversicht.”

aus: Mely Kiyak: Wo Bekenntnisse herrschen, liegt ein Mangel an Sprache vor, Kiyaks Theaterkolumne, ohne Datum, im Internet.

01/24

07/01/2024 (2:22) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Migranten

“Und überhaupt, warum seid ihr hier, Flüchtlinge, die ihr neuerdings Migranten heißt? Migranten. Als hättet ihr vor der Flucht schnell noch den Festnetzanschluss gekündigt und eine Abschiedsparty geschmissen. Migranten deshalb, weil das die Rechtsextremen erfolgreich in den deutschen Thesaurus gedrückt haben. Damit es nicht nach Krieg und Bomben klingt, sondern nach Verreisen, nach Urlaub, nach aufblasbaren pinken Gummiflamingos und nach selbstgewählter Entscheidung. …”

aus: Mely Kiyak: Vorhang auf, Vorhang auf! Zeit Online, 22.3.22, im Internet.

01/24

 

07/01/2024 (2:04) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Rechte 2

“Wenn man derart nach rechts tendiert, dass man die Erde, die ja eine Scheibe ist, um 90 Grad neigen müsste, damit die nach rechts Gekippten wieder aufrechte Nazis sind, wird man mit dem Leben und der darin verborgenen Schönheit immer fremdeln.”

aus: Mely Kiyak: Vorhang auf, Vorhang auf! Zeit Online, 22.3.22, im Internet.

01/24

 

07/01/2024 (1:59) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Armut 2

“Das Gegenteil von Armut ist nicht Reichtum sondern Gerechtigkeit.”

aus: Bryan Stevenson, zitiert bei: Mely Kiyak: Vorhang auf, Vorhang auf! Zeit Online, 22.3.22, im Internet.

01/24

07/01/2024 (1:56) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Leitkultur

“Du kannst sechs Millionen Juden in den Ofen schaufeln und dir anschließend beim Abendessen die Mundwinkel mit der Stoffserviette abtupfen. Heinrich Himmler hat das natürlich viel schöner gesagt als ich. ‘Angesichts der Härte der Morde’ sei die SS ‘stets anständig’ geblieben und habe ihre schwerste Aufgabe immer ‘in Liebe zu ihrem Volk erfüllt, ohne seelischen und charakterlichen Schaden genommen zu haben’. Das ist es doch, oder? Trotz Konzentrationslagern und millionenfachem Mord ein Mensch zu bleiben. Nie wurde die deutsche Leitkultur so präzise beschrieben wie hier. Beate Zschäpe hatte ein rosafarbenes Brillenetui, sie hatte Miezekätzchen und ein paar Pfunde zu viel auf den Hüften, die sie mit etwas Frühsport auf Fehmarn in den Griff zu bekommen versuchte. …

Ist Ihnen, liebes Publikum, schon einmal aufgefallen, dass über die Anzündungskultur nie geredet wird? Über die Brandstiftungskultur? Das kommt alles noch von der Rassentheoriekultur. Von der Vergasungs- und Vergessenskultur bei gleichzeitiger Gedenkkultur mit anschließender Denkmalerrichtungskultur. Dann die Nie-wieder-Parolenkultur. …”

aus: Mely Kiyak: Vorhang auf, Vorhang auf! Zeit Online, 22.3.22, im Internet.

Abb.: Silke Wagner: Bürgersteig, 2001-2002, im Internet.

01/24

 

07/01/2024 (1:51) Schlagworte: DE,Lesebuch ::
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