MALTE WOYDT

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Guilt feelings 2

Guilt … is a response to one’s own actions or lack of action. If it leads to change then it can be useful, since then it is no longer guilt but the beginning of knowledge. Yet all too often, guilt is just another name for impotence, for defensiveness destructive of communication, it becomes a device to protect ignorance and the continuation of things the way they are, the ultimate protection for changelessness. …

I have no creative use for guilt, yours or my own. Guilt is only another way of avoiding informed action, of buying time out of the pressing need to make clear choices.”

aus: Aude Lorde, zitiert durch: Emma Dabiri: What white people can do next, o.O.: Penguin Random House UK 2021, S.92.

Abb.: Poster Rex (gegründet durch Markus Lange und Lars Harmsen), 2014-

08/24

09/08/2024 (21:20) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Privilege

“Unfortunately, much of the present ‘anti-racist’ conversation is ahistorical and lacking in this analysis. It is also generally devoid of analysis of class or capitalism, which it seems to have largely replaced with interpretation of interpersonal ‘privilege’. …

It is far more persuasive to be presented with a clear vision of the type of society we want to create because we all stand to benefit from it, rather than being chastised to transfer your ‘privilege’ to a ‘black‘ person, especially when the steps about how to actually do that are the best vague and nebulous. …

[For example, Holiday Philips writes,] ‘An ally is someone from a non-marginalized group who uses their privilege to advocate for a marginalized group … They transfer the benefits of their privilege to those who lack it.’

First of all, this is wildly generic. Who is the ‘non-marginalized group’ and who is the ‘marginalized’? … Many white people are not in possession of enough privilege to transfer its benefits to anyone. … Moreover, how would they transfer it?

Are the benefits of the ‘privilege’ we are demanding they transfer merely material benefits extracted through the exploitation of the poor? Of migrants? Of sweatshop labourers? Of the environment? Because the mainstream anti-racist conversation is conveniently devoid of any analysis of class or capitalism, this crucial question is left unanswered, and the ”transfer of privilege’ to ‘marginalized groups’, irrespective of individual circumstances (these transfers always seem to be framed in terms of individuals rather than systems), starts to look like the transfers of resources to people in the global north – who, although members of ‘marginalized groups’, still often have structural privilege over other people with whom they might share racial, but not class, identities. …”

aus: Emma Dabiri: What white people can do next, o.O.: Penguin Random House UK 2021, S.5, 16, 22, 23.

Abb.: Jaelin-doodles: End your privilege, im Internet.

08/24

08/08/2024 (21:32) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Racism 7

“This unconscious tendency to double down on the racial categories ‘black‘ and ‘white’, making blanket statements about the behaviours, beliefs, actions and desires of diverse groups of people unified under fictive, generic ‘races’, highlights how many of us still apparently believe that race exists as a natural biological reality. I have serious reservations about popular social movements, however well intended, that reinforce a reinvestment in racial categories in this way. ‘Allyship’ being described as a ‘selfless act’ exacerbates the division, assuming a fundamental and immutable separateness between ‘different’ ‘races’, offering charity at the expense of solidarity. … With … its fetishizing of privilege without any clear means of transferral, as well as the ways in which it actively reinforce whiteness, allyship is not only up to the task, it is in many ways counterproductive. …

Race is one of the most powerful, seductive and enduring myths of the last four centuries … The concept of a ‘white race’ and a ‘black race’ … is a socially engineered concept invented with a very specific intention in mind. That intention was racism. Until we understand this beginning, there will be no happy ending. … We have to at least attempt to imagine outside and beyond the race logic inherited from long-dead élite European me, and conceive other ways of dreaming, living and being.

aus: Emma Dabiri: What white people can do next, o.O.: Penguin Random House UK 2021, S.14, 19, 27, 142.

08/24

07/08/2024 (23:58) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Pragmatismus

“Oliver Wendell Holmes Jr. … [war der] Gründervater des amerikanischen Pragmatismus. … Richter Richard Posner fasste Holmes’ Position einmal zustimmend in die Worte, er habe das Recht ‘in die vorherrschende öffentliche Meinung‘ verwandelt, ‘ähnlich wie Nietzsche die Moral in die öffentliche Meinung verwandelte’. … Holmes bedeutenster Schüler war John Dewey … Wie es scheint, kann Demokratie für Dewey auf der vermeintlich gewaltlosen Idee erwachsen, dass Menschen andere Menschen besitzen können, nicht aber aus den gewaltsamen Mitteln, mit denen dieser Unterstellung ein Ende gemacht wurde.”

aus: Omri Boehm: Radikaler Universalismus jenseits von Identität. Berlin: Ullstein 2023 (engl. Orig.-Ausg. 2022), S.87-98.

Abb.: Robert Gober: Hanging Man – Sleeping Man, 1989, Neues Museum Nürnberg.

08/24

 

07/08/2024 (23:35) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Mensch 2

“Indem er aufzeigte, dass menschliche Mündigkeit von Verantwortung abhängt, sagte … [Kant] uns zwar nicht wirklich, was Menschen sind, sondern vor allem, was sie nicht sind: Sie sind keine Naturgeschöpfe. … Während es sinnvoll geworden ist, von Tierrechten zu sprechen, ergibt die Rede von Tierpflichten keinen Sinn. … Anders als Naturgeschöpfe … sind Menschen frei, moralische Zwecke zu verfolgen. Deshalb sollten sie selbst kategorisch als Zwecke und nie als bloße Mittel behandelt werden. Sie haben nicht einfach einen Wert – wie ihn Dinge dadurch erlangen können, dass sie benutzt werden. Sie verfügen vielmehr über eine Würde, die ‘üer allen Preis erhaben’, also absolut ist. Wie Kant in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten erklärt:

‘Alles [hat] entweder einen Preis, oder eine Würde. Was einen Preis hat, an dessen Stelle kann auch etwas anderes als Äquivalent gesetzt werden; was dagegen über allen Preis erhaben ist, mithin kein Äquivalent verstattet, … hat nicht bloß einen relative Werth, d.i. einen Preis, sondern einen innern Werth, d.i. Würde.’ …

Sklaverei ist die paradigmatische Verletzung dieses absoluten Grundsatzes, weil sie auf der systematischen Reduktion von Menschen auf bloße Mittel basiert.”

aus: Omri Boehm: Radikaler Universalismus jenseits von Identität. Berlin: Ullstein 2023 (engl. Orig.-Ausg. 2022), S.49-51.

Abb.: Felix Droese: Reise ins Glück, 1992, Produzentengalerie Hamburg, im Internet.

08/24

07/08/2024 (23:20) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Dumm, dümmer, am dümmsten

“Die extreme Rechte bedroht unsere Demokratie, unsere Freiheit und unseren Wohlstand. Und dazu greift sie gezielt zu Desinformation, Hetze und Spaltung. Die AfD und ihre ideologischen Verbündeten wollen, dass wir die Regierung, die Medien, unsere Demokratie und alle demokratischen Parteien hassen – damit sie sich als einzige Heilsbringerin inszenieren kann. Doch sie hat dabei ein Problem.

Das, was sie in ihrer Propaganda behauptet, stimmt größtenteils nicht. Deswegen müssen AfD & Co. halt pausenlos lügen. Wenn zum Beispiel Wirtschaftsminister Habeck richtige und besonnene Dinge sagt, könnte es den potenziellen Opfern der AfD schwerfallen, Hassgefühle zu empfinden. Deshalb müssen Rechtsextreme ihren Feinden eben selbst Dinge in den Mund legen, um ihren blinden Hass zu rechtfertigen. …

Die Zirkellogik dahinter: Man findet den Politiker schlecht, hält ihn deshalb für ‘dumm’, und deshalb glaubt man, er sagt dumme Dinge, und deshalb ist es okay, ihm dumme Dinge in den Mund zu legen, was andere davon überzeugt, dass der Politiker dumme Dinge sagt. Dass das Meiste, was man gelesen hat, gelogen war, bekommt in diesen Kreisen kaum noch jemand mit. …

Die meisten Fake-Bilder greifen wir gar nicht mehr auf, weil sie so absolut sinnlos sind. Es sind frei erfundene Lügen, sie zu behandeln würde sie nur noch bekannter machen. In der letzten Woche machte … [ein] mehrfach schlecht bearbeitete Bild in den rechten Gruppen die Runde [, dessen Witz sein sollte,] dass Wirtschaftsminister Habeck denken sollte, die Niederlande und Holland seien zwei verschiedene Mannschaften und er soll sich angeblich das als Traum-Final-Paarung gewünscht haben. …

Solche Memes sind eine intellektuelle Bankrotterklärung. Wenn es angeblich so viele echte, negative Aussagen eines Habecks gibt – warum lacht man nicht über diese, sondern über völlig frei erfundene Dinge? Was hat das mit der Politik der Grünen zu tun? Mit Politik allgemein? Das ist völliges Kindergarten-Niveau. ‘Ihr seid doof!’, aber als Politik.

Warum ich dieses dämliche Hass-Bildchen aber dieses Mal thematisiere, hat einen anderen Grund. Ich habe es gesehen und ignoriert, wie rechte Hetz-Bildchen und Pseudo-Witze ständig. Aber kurz darauf ist mir … ins Auge gesprungen: … exakt das gleiche Bild, aber AfD-Chef Chrupalla wurde über Habeck geklebt. Man sieht rechts von Chrupalla noch etwas das Bild von Habeck, das überdeckt wurde. … Es wurde genauso kommentarlos als ‘Witz’ geteilt, wie das Meme über Habeck zuvor. …

Wir stehen für Fakten, Demokratie, Fairness und Zusammenhalt. Deshalb müssen wir die AfD und ihre Methoden laut und deutlich kritisieren. Aber ein ‘Ihr seid alle immer einmal dümmer als wie wir!’ ist Kindergarten. Und letztendlich auch kontraproduktiv. Das Einzige, was wirklich ‘dumm’ ist, ist, sich auf so ein Niveau herabzubegeben.”

aus: Thomas Laschyk: Ihr seid alle immer einmal dümmer als wie wir! Volksverpetzer 16.7.24, im Internet.

Abb.: Motzlar in Thüringen, August 2024…

07/24

17/07/2024 (10:20) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Bothsidismus

Konservativliberale Kommentatoren … beklagen, dass ‘die Polarisierung’ und ‘die Radikalisierung von beiden Seiten’ schuld seien, und das Verhängnis der ‘politischen Gewalt‘. Als hätten sich in den letzten Jahren beide großen Parteien in den USA radikalisiert.

Als wären die schlimmen Finger, die das Klima vergiften, genauso schuldig wie jene, die vor der Klimavergiftung der schlimmen Finger warnen.

Als wäre das Problem der liberalen Gesellschaften, dass sich alle radikalisieren. Trump und Biden, Höcke und Scholz, Nepp und Ludwig, die Obamas und die rechten Waffennarren – alle furchtbar radikal. Merkt ihr selber, wie absurd dieser ‘Bothsidismus’ ist, oder? Faschisten und Demokraten, traurig, wie polarisiert die sind. Das Gegenteil ist ja der Fall: Während die Linksparteien immer ‘rechter’ wurden (nämlich immer un-radikaler), wurden die Rechtsparteien immer ‘rechtsradikaler‘. …

Als ein Attentäter in das Haus von Nancy Pelosi eindrang, der damaligen Demokraten-Anführerin im Repräsentantenhaus, und dort ihren Mann mit einem Hammer schwer verletzte, machte sich Trump noch über die ‘crazy Nancy Pelosi’ lustig und fragte unter dem Gelächter seiner Anhänger: ‘Übrigens, wie geht’s eigentlich ihrem Mann?’

Trump selbst stachelte seine Anhänger immer wieder zu Gewalt an. ‘Wir versprechen euch, die Kommunisten, die Marxisten, die Faschisten und die linksradikalen Schurken auszurotten, die wie Ungeziefer in unserem Land leben und bei Wahlen lügen, stehlen und betrügen’, kündigt er in seinen Wahlkampfreden an. …

Die Gewalt, die jetzt einen der Ihren traf, ist buchstäblich eine ‘innere Angelegenheit’ der extremen Rechten. Wäre es nach den bösen Linken gegangen, hätte der Typ nie eine Waffe in der Hand gehabt. …”

aus: Robert Misik: Der Kult der Gewalt und die Heuchler, Zackzack.at, 17.7.24, im Internet.

07/24

17/07/2024 (9:53) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Gandhian utopia

“Otherworldliness became spirituality, an Indian cultural essential that promised her a future cultural perfection unattained in the West. Passiveness became at first passive resistance and later nonviolent resistance – the age-old Indian character thus provided a revolutionary technique by which to bring on that future perfection. The supposed penchant of India to accept despotism led Gandhi to reject the state entirely. The backward and parochial village became the self-sufficient, consensual and harmonious center of decentralized democracy. An absent national integration turned into the oceanic circles of a people’s democracy. Insufficient Indian individualism became altruistic trusteeship, and inadequate entrepreneurial spirit turned into non-possessiveness. This ‘affirmative Orientalism’ owes much to Europeans like the vegetarian Henry Salt, the Theosophist Annie Besant, the Hindu convert Sister Nivedita, the simplifier Edward Carpenter, and the champion of spiritual nonviolence, Tolstoy, all of whom employed these positive stereotypes against a modernized, aggressive, capitalist, materialistic, and carnivorous Europe for which they bore little love. …

Gandhian utopia reacts against negative orientalism by adopting and enhancing this positive image. It therefore ends up with a new Orientalism, that is, a new stereotype, of India, but an affirmative one, leading to an effective resistance. …

Orientalism did not only serve European domination. Affirmative Orientalism furthered the resistance by Europeans to Western capitalism and modern industrial society.”

aus: Richard G. Fox: East of Said. In: Joan Vincent: The Anthropology of Politics, Main Street Maiden MA, USA u.a. 2009, S. 147/148.

07/24

08/07/2024 (14:02) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Paternalisms

“‘Paternalism’ is the name generally given to the sort of phenomenon we had noticed among the missionaries. I am not sure that the word is not, in most cases, too favourable ; affection and a sense of kinship, two important elements in a really paternal attitude, were both lacking, as far as I could see, in Belgian feeling towards the Congolese. The people we saw on these excursions were ‘the best Belgians’, among the few who had come to the Congo for another motive than that of enriching themselves. These missionary priests and nuns had dedicated themselves to the good of the Congolese and they led, without complaint, a hard and dangerous life for the sake of these Africans. They would do anything for them, short of actually liking them. …

If the attitude of the Belgian administration and the industrialists and missionaries had been genuinely paternal – as some of the British administrators in some other parts of Africa had been – there would have been much to be said for it. A good parent, after all, wants his children to grow up. He does not want them to stunt their intellectual growth ; he encourages them to take on responsibilities progressively ; he steps aside, and stays aside, as soon as he reasonably can. There is little evidence that Belgians in the Congo generally were paternalist in this good sense. The priest who, in the presence of Congolese colleague, emphasized not only the gravity but also the ineradicable nature of Congolese defects, was ‘paternalist’ in the manner of a father who enjoys sneering at a son’s awkwardness, and keeps impressing on him that he is congenitally and incurably defective. I found this form to be, on the whole, the prevalent type of paternalism in Katanga.”

aus: Conor Cruise O’Brien: To Katanga and back. London: Four Square 1965 (1962): 172/173.

06/24

22/06/2024 (23:57) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Livres 3

“C’est fou de penser qu’il faut lire tous les livres que l’on achète, car il est insensé de critiquer ceux qui achètent plus de livres qu’ils ne pourront jamais lire. Ce serait comme dire que vous devriez utiliser tous les couverts, verres, tournevis ou morceaux de perceuse que vous avez achetés avant d’en acheter de nouveaux. Il y a des choses dans la vie dont nous avons besoin pour toujours avoir beaucoup de fournitures, même si nous n’utiliserons qu’une petite partie. Si, par exemple, nous considérons les livres comme des médicaments, nous comprenons qu’il est bon d’en avoir beaucoup à la maison plutôt que quelques-uns : quand on veut se sentir mieux, alors on va dans le ‘placard à médicaments’ et on choisit un livre. Pas un hasard, mais le bon livre pour ce moment. C’est pourquoi il faut toujours avoir un choix nutritionnel ! Ceux qui n’achètent qu’un seul livre, ne lisent que celui-ci et s’en débarrassent Ils appliquent simplement la mentalité du consommateur aux livres, c’est-à-dire qu’ils les considèrent comme un produit de consommation, un bien. Ceux qui aiment les livres savent qu’un livre est tout sauf une marchandise.”

Umberto Eco zugeschrieben, bei Facebook, als unbelegbar klassifiziert bei cevraica.com.

06/24

10/06/2024 (20:28) Schlagworte: FR,Lesebuch ::
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