MALTE WOYDT

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Bevölkerungsaustausch

“Natürlich kann man über Veränderungen in der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung sprechen. Aber niemand ‘erfindet’ das für Europa. … [‘Bevölkerungsaustausch’] ist keine Verschwörung von George Soros. Es ist das Ergebnis der Entscheidung, sich nicht selbst zu reproduzieren – aber gleichzeitig zu erwarten, dass die Wirtschaft boomt, dass jemand den Bus fährt, den Müll einsammelt oder die Herzoperation macht.”

aus: Welche Länder wachsen, welche schrumpfen – und was das für die Welt bedeutet, Paul Morland interviewt durch Nicola Abé, Spiegel Online, 18.7.22, im Internet Externer link-symbol

Abb.: Campagne von Lycra, 2009, im Internet. Externer link-symbol

07/22

18/07/2022 (8:42) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

“Letzte Generation”

“Seit 40 Tagen blockiert die ‘Letzte Generation’ Straßen, um eine andere Klimapolitik zu erzwingen. Die Stimmung ist aufgeheizt. … Was löst so viel Wut aus … ?

Es ist vermutlich der Etikettenschwindel, die Selbstüberhöhung und die anmaßende Verklärung zu Rettern, die als angeblich einzig Klarsichtige für das Überleben nicht nur der hiesigen Gesellschaft, sondern des ganzen Globus kämpfen.

Generell treffen Klimaanliegen in Deutschland ja auf Sympathie. … Der Unmut speist sich aus der Kluft zwischen der Selbstsicht der Protestierer und ihrer Wahrnehmung durch die Bürger. Dabei wollen sie die doch von ihrem Anliegen überzeugen.

Sie behaupten, ihre Aktionen seien gewaltfrei. Das empfinden die Menschen, denen sie mutwillig die Bewegungsfreiheit nehmen, anders. Verständlicherweise. … Das ist Nötigung, eine Straftat, also kriminell, sagt die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey. Politisch erfahren, wie sie ist, hat sie die Witterung für die Stimmung längst aufgenommen.

Manche ihrer linken und grünen Koalitionspartner argumentieren nun, man dürfe den Protest ‘nicht kriminalisieren’. Auch das ist eine Tatsachenverdrehung. … Den Aktivisten stehen viele Formen des legalen Protests zur Verfügung. Niemand will deren Gebrauch bestrafen. Hier fordern umgekehrt Sympathisanten der ‘Letzten Generation’, Straftaten zu entkriminalisieren. Doch auch eine gute Absicht heiligt nicht rechtswidrige Mittel. …

Zweitens ist es eine autoritäre Anmaßung, wenn Menschen anderen Menschen vorschreiben wollen, was die zu tun oder zu lassen haben – zumal, wenn die, die sich zu Kontrolleuren aufschwingen, die Gesetze brechen, während die von ihnen Gemaßregelten sich an die vereinbarten Rechte und Pflichten halten. …

Deren Wut entzündet sich eher an der elitären Arroganz, die aus der Selbstinszenierung der ‘Letzten Generation’ spricht. …

Sie nimmt sich das Recht zur Selbstjustiz und vertraut darauf, dass der Staat die Opfer ihrer Blockaden hindert, ebenfalls zur Selbstjustiz zu greifen.

Die ‘Letzte Generation’ hat ihre Chance auf Verständnis in der breiteren Bevölkerung verspielt. Der Staat muss darauf achten, dass es ihm nicht ähnlich geht.”

aus: Christoph von Marschall: Etikettenschwindel der Letzten Generation: Der Protest ist nicht gewaltfrei, sondern arrogant, Tagesspiegel Online, 11.7.22, im Internet Externer link-symbol

07/22

12/07/2022 (20:16) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Rußland 4

“… Wie sich herausstellte, sammeln lokale Ak­ti­vis­t*in­nen in Pskow Hilfsgüter nicht nur für Geflüchtete aus dem Donbass, sondern auch für russische Soldaten. An den Sammelstellen stapeln sich Dutzende von Kisten, einige von ihnen mit Unterschriften – das sind Päckchen von Schulklassen und Arbeitskollegien. Auf vielen Päckchen klebt der Buchstabe Z.

In diesen Paketen für die Kriegsgebiete werden Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs verschickt. Es ist gut möglich, dass ich da irgendetwas nicht ganz richtig verstehe, aber die Sammlung zur Unterstützung der Soldaten scheint mir eine größere Diskreditierung der russischen Armee zu sein als die Worte ‘Nein zum Krieg‘. …”

aus: Olga Lizunkova: Hilfsgüter für den Fleischwolf, taz online, 24.6.22, im Internet Externer link-symbol

06/22

24/06/2022 (17:46) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Erfahrung 2

“Wird … Erfahrung auf ihr Resultat hin betrachtet, so wird damit der eigentliche Prozeß der Erfahrung übersprungen …

Wir [sprechen] in doppeltem Sinne von Erfahrung …, einmal von Erfahrungen, die sich unserer Erwartung einordnen und sie bestätigen, sodann aber von der Erfahrung, die man ‘macht’. Diese, die eigentliche Erfahrung, ist immer eine negative. Wenn wir an einem Gegenstand eine Erfahrung machen, so heißt das, daß wir die Dinge bisher nicht richtig gesehen haben und nun besser wissen, wie es damit steht. Die Negativität der Erfahrung hat also einen eigentümlich produktiven Sinn. …

Die Erfahrung, die einer macht, [verändert] sein ganzes Wesen … Strenggenommen kann man dieselbe Erfahrung nicht zweimal ‘machen’. Zwar gehört zur Erfahrung, daß sie sich selbst immer wieder bestätigt. Erst durch Wiederholung wird sie gleichsam erworben. Aber als die wiederholte und bestätigte Erfahrung wird sie nicht mehr neu ‘gemacht’. Wenn man eine Erfahrung gemacht hat, so heißt das, man besitzt sie. Man sieht von nun an das ehedem Unerwartete voraus. … Der Erfahrende ist sich seiner Erfahrung bewußt geworden – er ist ein Erfahrener. …

Derjenige, den man erfahren nennt, [ist] nicht nur durch Erfahrungen zu einem solchen geworden, sondern auch für Erfahrungen offen. Die Vollendung seiner Erfahrung … besteht nicht darin, daß einer schon alles kennt und alles schon besser weiß. Vielmehr zeigt sich der Erfahrene im Gegenteil als der radikal Undogmatische, der, weil er so viele Erfahrungen gemacht und aus Erfahrungen gelernt hat, gerade besonders befähigt ist, auf neue Erfahrungen zu machen und aus Erfahrungen zu lernen. …

Das ist jene Erfahrung, die stets selber erworben sein muß und niemanden erspart werden kann. … Erfahrung … setzt … notwendig mannigfache Enttäuschung von Erwartungen voraus und nur dadurch wird Erfahrung erworben. … Jede Erfahrung, die diesen Namen verdient, durchkreuzt eine Erwartung. …

Erfahrung ist … Erfahrung der menschlichen Endlichkeit. Erfahren im eigentlichen Sinne ist, wer ihrer inne ist, wer weiß, daß er der Zeit und der Zukunft nicht Herr ist. Der Erfahrene nämlich kennt die Grenze alles Voraussehens und die Unsicherheit aller Pläne.”

aus: Hans-Georg Gadamer: Wahrheit und Methode. Bd.1, Tübingen: Mohr 1990 (1960), S.358-363.

06/22

16/06/2022 (0:02) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Klassik

“Der Begriff des klassischen Altertums und des Klassischen … vereinigte in sich eine normative und eine historische Seite. Eine bestimmte Entwicklungsphase des geschichtlichen Werdens der Menschheit soll zugleich eine reife und vollendete Herausgestaltung des Menschlichen geleistet haben.”

aus: Hans-Georg Gadamer: Wahrheit und Methode. Bd.1, Tübingen: Mohr 1990 (1960), S.291.

Abb.: Jef Lambeaux: Les passions humaines, 1898.

06/22

13/06/2022 (10:21) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Getreide

“Ein Skandal ist die Tatsache, dass immer noch rund 60 Prozent des deutschen Getreides in Tiertrögen und Tanks landet – in einer Zeit, in der in Ostafrika und Nahost Millionen von Hungertoten zu befürchten sind.”

aus: Annette Jensen: Ampel hat Angst vor der Wende, taz online, 10.6.22, im Internet Externer link-symbol.

Abb.: Le poids de la responsabilité : La biomasse du bétail éclipse celle des mammifères sauvages, Weizman-France, 9.5.23, im Internet Externer link-symbol.

06/22

10/06/2022 (15:36) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Postkolonialismus 1

“Die Kritik am Kolonialismus regrediert oft in eine Verherrlichung der alten, unschuldigen Zeiten, bevölkert von imaginären, disneyfizierten Versionen von Ureinwohnern.”

aus: Hito Steyerl: Kontext ist König, außer der deutsche. Zeit Online, 3.6.22, im Internet Externer link-symbol.

Abb.: Michael Cook: Enculturation #1, 2022, im Internet Externer link-symbol.

06/22

05/06/2022 (0:59) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

SPD 1977

“Der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung … ist es vor allem zu verdanken, daß in diesem Jahrhundert die Knechte, Proleten und Parias von einst längst der Geschichte angehören und zu Staatsbürgern aufgestiegen sind, auf deren Einsicht, Können und Bereitschaft die heutige Wirtschaft und der Staat angewiesen sind.”

aus: Wilhelm Kaisen: Stamokap vor 65 Jahren. In: Jens Fischer: Stamokap und Godesberg. Bonn: Vorwärts 1977, S.17

06/22

04/06/2022 (21:11) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Rußland 2

“Wenn also … Kriegsgründe beliebig erfunden werden können, und jüdische Präsidenten als Nazis und demokratische Länder als faschistisch bezeichnet werden, wenn also die Bedrohung völlig unabhängig vom eigenen Verhalten und objektiven Realitäten existiert und weiter existieren wird, erübrigt sich die Frage, was man tun kann, um den Konflikt, der ja keiner ist, sondern eine einseitige Aggression, zu entschärfen, bzw. nicht eskalieren zu lassen. Denn die Antwort lautet: nichts.  …

Die Drohung mit Atomwaffen ist so entsetzlich, dass sie gleichzeitig irrelevant wird. … Wenn Russlands Drohung, Atomwaffen einzusetzen, einmal Wirkung zeigt, wird sie immer wieder ausgesprochen werden …

Es ist meiner Meinung nach keine Alternative, zurückzuweichen, denn das Endziel ist erklärtermaßen die Vernichtung der freien Welt. …

[Es geht hier] darum anzuerkennen, dass man einer Bedrohung gegenübersteht, die durch Verhandlungen, Appeasement oder Zugeständnisse nicht abgewendet werden kann, und aus dieser Erkenntnis heraus Verantwortung zu übernehmen. Nicht mehr und nicht weniger, egal wie beängstigend das ist, denn die Alternative ist Unterwerfung, und ob das dann das Überleben sichert, ist keinesfalls erwiesen.”

aus: Wolfgang Müller: Offener Brief in ‘Emma’: Das ist Täter-Opfer-Umkehr in Reinkultur, Spiegel Online, 1.5.22, im Internet.

05/22

01/05/2022 (21:19) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Passivisten 2

“Athen, das hatte schon der große Perikles gesagt, war der einzige Staat, in dem man den, der sich fernhielt, nicht für einen ruheliebenden Bürger nahm, sondern für ein unnützes Mitglied der menschlichen Gesellschaft.”

aus: Ludwig Marcuse: Plato und Dionys. Geschichte einer Demokratie und einer Diktatur. Berlin: Blanvalet 1968 (1950), S.81.

04/22

18/04/2022 (1:07) Schlagworte: DE,Lesebuch ::
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