MALTE WOYDT

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LOGIE

Wahrnehmung

Linke, Progressive oder Liberale glauben oft, dass die Menschen sich für Fakten interessieren oder wirklich Wert darauf legen, ob es der Wirtschaft besser geht. Dass es nur wichtig ist, was man tatsächlich macht und ob das den Menschen hilft. Doch weder in den USA noch bei uns herrscht aktuell eine tatsächliche wirtschaftliche Katastrophe. Die Krisen der Corona-Pandemie und die Schocks nach der russischen Invasion haben wir zu großen Teilen hinter uns gelassen. Es kriselt, ja. Aber das ist keine Weimarer Republik. Die deutsche Wirtschaft wächst wieder leicht, die Inflation ist gesunken, die Reallöhne steigen.

Viele denken, es reicht, Recht zu haben. Es reicht, gute Politik machen zu wollen. Die Rechten haben mehr Erfolg dabei, schlechte Politik und Lügen zu verkaufen, weil sie sich nur darüber Gedanken machen, wie sie Werbung dafür machen und wie sie möglichst viele davon überzeugen können. Und es stellt sich heraus: Das ist im Zweifel erfolgreicher, als Recht zu haben.”

aus: Thomas Laschyk: Trump wurde nicht wegen der Wirtschaft gewählt, Volksverpetzer, 8.11.24, im Internet.

Abb.: Ruth Lol, Instagramm, im Internet.

11/24

08/11/2024 (23:16) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Erschöpfung

“Die mediale Aufgeregtheit macht nicht wenige Menschen ‘nachrichtenmüde’. Viele versuchen, den Medienkonsum zu vermeiden, um nicht in einen depressiven Zustand oder in ein permanentes Empfinden der Gereiztheit zu geraten. Die Medien verlieren damit Konsumenten – und versuchen mit noch fesselnderen, also noch emotionaleren Botschaften dagegen anzukämpfen. …

Es ist eine Teufelsspirale, an deren Ende nicht nur die Medien ihre Glaubwürdigkeit einbüßen und ihre Geschäftsgrundlage untergraben, sondern die auch die Demokratie gefährdet. Dauerempörte und in Angst versetzte Bürger und Bürgerinnen sind die Folge. In der hyperpolitischen Gereiztheit, so de Weck, sind ‘viele Zeitgenossen wütend, verwirrt, einsam, aber vernetzt’. …

Wir werden mit so viel schlechten Nachrichten überschüttet, dass es unsere Weltwahrnehmung bizarr verfälscht. … Das Stakkato an schlechten Nachrichten erschöpft uns. …

Rechte Populisten türmen auf echte Schrecken permanent erfundene Schrecken drauf, weil sie von der Angst leben, aber auch von der kopflosen Empörtheit und der Wut. Tech-Faschisten wie Elon Musk sind die Brandbeschleuniger. Doch die Algorithmen der sozialen Medien im Allgemeinen versuchen uns regelrecht süchtig nach dem Empörungsgefühl zu machen, weil sie wissen, dass Negativismus zu mehr ‘Interaktion’ der User führt als neutral formulierte Texthäppchen. Eure Erschöpfung ist ihre Geschäftsgrundlage.”

aus: Robert Misik: Das Ende des Westens, Zackzack, 6.11.24, im Internet.

Abb.: Le monde de Pénélope: Réchauffement climatique, Hommage à van Gogh, 2007, im Internet.

11/24

06/11/2024 (14:23) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

BSW

“Deutschland hat wieder eine Führerpartei, und alle laufen ihr nach. Das Bündnis Sahra Wagenknecht gab es vor einem Jahr noch gar nicht, heute sitzt es in drei Landtagen und demnächst vielleicht in drei ostdeutschen Landesregierungen. Parteiführerin Sahra Wagenknecht sitzt fast jeden Abend im Fernsehen und erklärt den Deutschen die Welt.

Das BSW ist nach eigenem Bekunden ‘für Vernunft und Gerechtigkeit’. Wieso wird betont, man sei für Vernunft? Man ist ja auch nicht für Hirntätigkeit und Stuhlgang, man denkt und scheißt einfach. Wer sagt, er sei ‘für Vernunft’, will Zweifel ausräumen. Das BSW gründet, wie der Name schon sagt, auf Personenkult, das ist weder vernünftig noch gerecht.

Der letzte deutsche Politiker, der das Wort ‘Vernunft’ politisch einsetzte, war Erich Honecker, DDR-Regierungschef bis 1989. Eine ‘Koalition der Vernunft’ strebte er mit der Bundesrepublik Deutschland an – eine Vereinbarung, mit der die DDR ihre Interessen ohne Gegenleistung durchsetzt. Diese Art von ‘Vernunft’ – wir einigen uns auf meine Forderungen – entspricht der, die Russlands Präsident Wladimir Putin derzeit gegenüber der Ukraine vorbringt, mit deutlich mehr Nachdruck; und Putin nachzugeben, ist Wagenknechts Hauptanliegen.

Die größten politischen Schnittmengen hat das BSW mit der AfD: Feindseligkeit gegenüber Flüchtlingen, Sympathie für Putin, Wunsch nach einer Allianz ‘souveräner’ europäischer Staaten gegen die USA. Wäre der Begriff nicht verbraucht, könnte man Wagenknecht als nationale Sozialistin bezeichnen. …

Sahra Wagenknecht ist Deutschlands Nigel Farage: eine Konservative im subversiven Gewand, die sich als Irrlicht inszeniert, um die Gegenwart rückgängig zu machen. Als Personen trennen sie Welten – die stocksteife Wagenknecht ist anders als der leutselige Farage eine fürchterliche Rednerin und hat keinen Humor – aber beide verfolgen eine zerstörerische Agenda, die alle vergiftet, die sich darauf einlassen. …

Für Wagenknecht ist die Westbindung Gesamtdeutschlands nach der Wiedervereinigung 1990 die Wurzel allen Übels. … Auch das BSW ist keine normale Partei. Ihre wenigen Mitglieder sind von Wagenknecht handverlesen, in Sachsen sind es derzeit rund 70, in Thüringen und Brandenburg unter 50. Die sitzen demnächst alle in den Landtagen als Abgeordnete und Mitarbeiter. Es ist keine Partei, es ist ein elitärer Klub.

Die angestrebte Läuterung beginnt für Farage mit dem Brexit, für Wagenknecht in einem Schulterschluss mit Moskau als erster Schritt zur mindestens mentalen Rückabwicklung der Wiedervereinigung. Deswegen stellt sie in den Sondierungen vor allem außen- und verteidigungspolitische Forderungen. Landespolitik ist ihr egal. Es geht ihr um die Sprengung des deutschen Nachwendekonsenses von 1990; am liebsten würde sie aus Deutschland eine große DDR machen.

Keine demokratische Kraft kann sich darauf ernsthaft einlassen. … Die Devise muss lauten: keine Zusammenarbeit mit AfD und BSW. Kein Fußbreit den Faschisten oder den Stalinisten.

Und wenn es anders keine Mehrheiten gibt? Dann gibt es eben keine Mehrheiten. Stabile Mehrheiten gibt es mit einem BSW, das bei jeder Gelegenheit den Partner erpressen könnte, sowieso nicht. Es sind auch keine anderen Mehrheiten in Sicht, wie der Thüringer Landtag gerade eindrucksvoll beweist. Die demokratischen Kräfte in allen drei Bundesländern müssen sich treu bleiben, sich nicht kompromittieren und direkt auf vorgezogene Neuwahlen setzen, bei denen sie sich diesmal besser aufstellen. Alles andere ist politischer Selbstmord.”

aus: Dominic Johnson: Gegen die Bundesrepublik, taz online, 28.9.24, im Internet.

09/24

29/09/2024 (11:45) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Links en rechts

De begrippen links en rechts zijn uitgevonden tijdens de Franse Revolutie, het ging over de vraag of iedereen gelijke rechten heeft (links) of of sommige mensen qua afkomst meer waard zijn dan anderen (rechts). Simpel toch? De communisten hebben de oude standenmaatschappij alleen omgedraaid: De arbeiders meer waard dan burgers en de partij heeft altijd gelijk. Natuurlijk is Connard Rousseau rechts, hij denigreert medeburgers uit de arbeidsmigratie.

Malte, Reaktion auf einen Facebook-Post, 6.9.24

06/09/2024 (11:04) Schlagworte: NL,Notizbuch ::

Genetics

“But apparently, we humans also share 60% of our DNA with a banana. How arbitrary is that? Half of our genes have counterparts in bananas! We are just a bunch of very complicated and violent bananas.”

aus: Xiaolu Guo: A Chinese-born writer’s quest to understand the Vikings, Normans and life on the English coast, Guardian online, 15.8.24, im Internet.

Abb.: Thomas Baumgärtel: Banane am Kreuz, 1983, im Internet.

08/24

15/08/2024 (11:17) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Guilt feelings 2

Guilt … is a response to one’s own actions or lack of action. If it leads to change then it can be useful, since then it is no longer guilt but the beginning of knowledge. Yet all too often, guilt is just another name for impotence, for defensiveness destructive of communication, it becomes a device to protect ignorance and the continuation of things the way they are, the ultimate protection for changelessness. …

I have no creative use for guilt, yours or my own. Guilt is only another way of avoiding informed action, of buying time out of the pressing need to make clear choices.”

aus: Aude Lorde, zitiert durch: Emma Dabiri: What white people can do next, o.O.: Penguin Random House UK 2021, S.92.

Abb.: Poster Rex (gegründet durch Markus Lange und Lars Harmsen), 2014-

08/24

09/08/2024 (21:20) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Privilege

“Unfortunately, much of the present ‘anti-racist’ conversation is ahistorical and lacking in this analysis. It is also generally devoid of analysis of class or capitalism, which it seems to have largely replaced with interpretation of interpersonal ‘privilege’. …

It is far more persuasive to be presented with a clear vision of the type of society we want to create because we all stand to benefit from it, rather than being chastised to transfer your ‘privilege’ to a ‘black‘ person, especially when the steps about how to actually do that are the best vague and nebulous. …

[For example, Holiday Philips writes,] ‘An ally is someone from a non-marginalized group who uses their privilege to advocate for a marginalized group … They transfer the benefits of their privilege to those who lack it.’

First of all, this is wildly generic. Who is the ‘non-marginalized group’ and who is the ‘marginalized’? … Many white people are not in possession of enough privilege to transfer its benefits to anyone. … Moreover, how would they transfer it?

Are the benefits of the ‘privilege’ we are demanding they transfer merely material benefits extracted through the exploitation of the poor? Of migrants? Of sweatshop labourers? Of the environment? Because the mainstream anti-racist conversation is conveniently devoid of any analysis of class or capitalism, this crucial question is left unanswered, and the ”transfer of privilege’ to ‘marginalized groups’, irrespective of individual circumstances (these transfers always seem to be framed in terms of individuals rather than systems), starts to look like the transfers of resources to people in the global north – who, although members of ‘marginalized groups’, still often have structural privilege over other people with whom they might share racial, but not class, identities. …”

aus: Emma Dabiri: What white people can do next, o.O.: Penguin Random House UK 2021, S.5, 16, 22, 23.

Abb.: Jaelin-doodles: End your privilege, im Internet.

08/24

08/08/2024 (21:32) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Racism 7

“This unconscious tendency to double down on the racial categories ‘black‘ and ‘white’, making blanket statements about the behaviours, beliefs, actions and desires of diverse groups of people unified under fictive, generic ‘races’, highlights how many of us still apparently believe that race exists as a natural biological reality. I have serious reservations about popular social movements, however well intended, that reinforce a reinvestment in racial categories in this way. ‘Allyship’ being described as a ‘selfless act’ exacerbates the division, assuming a fundamental and immutable separateness between ‘different’ ‘races’, offering charity at the expense of solidarity. … With … its fetishizing of privilege without any clear means of transferral, as well as the ways in which it actively reinforce whiteness, allyship is not only up to the task, it is in many ways counterproductive. …

Race is one of the most powerful, seductive and enduring myths of the last four centuries … The concept of a ‘white race’ and a ‘black race’ … is a socially engineered concept invented with a very specific intention in mind. That intention was racism. Until we understand this beginning, there will be no happy ending. … We have to at least attempt to imagine outside and beyond the race logic inherited from long-dead élite European me, and conceive other ways of dreaming, living and being.

aus: Emma Dabiri: What white people can do next, o.O.: Penguin Random House UK 2021, S.14, 19, 27, 142.

Abb.: Paul Rucker’s Klan robes, Artnet, im Internet.

08/24

07/08/2024 (23:58) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Pragmatismus

“Oliver Wendell Holmes Jr. … [war der] Gründervater des amerikanischen Pragmatismus. … Richter Richard Posner fasste Holmes’ Position einmal zustimmend in die Worte, er habe das Recht ‘in die vorherrschende öffentliche Meinung‘ verwandelt, ‘ähnlich wie Nietzsche die Moral in die öffentliche Meinung verwandelte’. … Holmes bedeutenster Schüler war John Dewey … Wie es scheint, kann Demokratie für Dewey auf der vermeintlich gewaltlosen Idee erwachsen, dass Menschen andere Menschen besitzen können, nicht aber aus den gewaltsamen Mitteln, mit denen dieser Unterstellung ein Ende gemacht wurde.”

aus: Omri Boehm: Radikaler Universalismus jenseits von Identität. Berlin: Ullstein 2023 (engl. Orig.-Ausg. 2022), S.87-98.

Abb.: Robert Gober: Hanging Man – Sleeping Man, 1989, Neues Museum Nürnberg.

08/24

 

07/08/2024 (23:35) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Mensch 2

“Indem er aufzeigte, dass menschliche Mündigkeit von Verantwortung abhängt, sagte … [Kant] uns zwar nicht wirklich, was Menschen sind, sondern vor allem, was sie nicht sind: Sie sind keine Naturgeschöpfe. … Während es sinnvoll geworden ist, von Tierrechten zu sprechen, ergibt die Rede von Tierpflichten keinen Sinn. … Anders als Naturgeschöpfe … sind Menschen frei, moralische Zwecke zu verfolgen. Deshalb sollten sie selbst kategorisch als Zwecke und nie als bloße Mittel behandelt werden. Sie haben nicht einfach einen Wert – wie ihn Dinge dadurch erlangen können, dass sie benutzt werden. Sie verfügen vielmehr über eine Würde, die ‘üer allen Preis erhaben’, also absolut ist. Wie Kant in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten erklärt:

‘Alles [hat] entweder einen Preis, oder eine Würde. Was einen Preis hat, an dessen Stelle kann auch etwas anderes als Äquivalent gesetzt werden; was dagegen über allen Preis erhaben ist, mithin kein Äquivalent verstattet, … hat nicht bloß einen relative Werth, d.i. einen Preis, sondern einen innern Werth, d.i. Würde.’ …

Sklaverei ist die paradigmatische Verletzung dieses absoluten Grundsatzes, weil sie auf der systematischen Reduktion von Menschen auf bloße Mittel basiert.”

aus: Omri Boehm: Radikaler Universalismus jenseits von Identität. Berlin: Ullstein 2023 (engl. Orig.-Ausg. 2022), S.49-51.

Abb.: Felix Droese: Reise ins Glück, 1992, Produzentengalerie Hamburg, im Internet.

08/24

07/08/2024 (23:20) Schlagworte: DE,Lesebuch ::
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