MALTE WOYDT

HOME:    PRIVATHOME:    LESE- UND NOTIZBUCH

ANGE
BOTE
BEL
GIEN
ÜBER
MICH
FRA
GEN
LESE
BUCH
GALE
RIE
PAM
PHLETE
SCHAER
BEEK
GENEA
LOGIE

Gnade

“Gnade [gilt] der Person … im Unterschied zur Tat: Der Gnadenakt verzeiht nicht den Mord, sondern begnadigt den Mörder, weil er mehr ist als seine Tat.”

aus: Hannah Arendt: Brief an Gershom Scholem, 20.7.1963, hier in: Hannah Arendt: Wahrheit gibt es nur zu Zweien. Briefe an die Freunde. München/Zürich: Piper, S.284

04/17

21/04/2017 (23:22) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Zionismus

“Denn heute und im jetzigen Moment ist die zionistische Bewegung tot. Sie ist teils an dem Siege (Staatsgründung, die ja das Ziel war) und teils an der völlig veränderten Judenfrage nach Hitler eingegangen. Es gibt kein europäisches Judentum mehr und wird es vielleicht nie wieder geben. Aber die Lüge in Israel ist, dass man diese Vergangenheit, der man seine eigene Entstehung verdankt, verleugnet und sich stattdessen eine großartige Herkunft andichtet – biblisch-alttestamentarisch. Gerade damit träumt man sich aus der wirklichen Geschichte heraus und versteht die eigene Realität nicht mehr. Genau so benehmen sich andere Levante-Völker, wie etwa die Griechen, die natürlich mit Homer so viel zu tun haben wie Du und ich und sich als homerische Helden aufspielen und dabei in dem wüstesten balkanischen Chauvinismus und der dazu gehörigen Schlamperei und Korruptheit und Unbildung und Levantivismus sich behaglich einrichten.

Es scheint mir, dass es keine Möglichkeit für eine Renaissance des Zionismus gibt im gegenwärtigen Augenblick. Dazu ist vor allem die Lage in Israel zu prekär; die Fragen der nackten Existenz stehen zu sehr im Vordergrund. Die Frage des Antisemitismus andererseits ist vorläufig außer in den Satelliten-Staaten (und vielleicht in Russland) nicht akut. Und Assimilation in Amerika ist ein so grundsätzlich anders geartetes Phänomen, dass das Begriffs-Arsenal des Zionismus ihm nicht gewachsen ist.”

aus: Hannah Arendt: Brief an Kurt Blumenfeld, 9.1.1957, hier in: Hannah Arendt: Wahrheit gibt es nur zu Zweien. Briefe an die Freunde. München/Zürich: Piper, S.211

04/17

20/04/2017 (23:02) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Heidegger

“Heidegger sagt, ganz stolz: ‘Die Leute sagen, der Heidegger ist ein Fuchs.’ Dies ist die wahre Geschichte von dem Fuchs Heidegger:

Es war einmal der Fuchs, dem gebrach es so an Schläue, daß er nicht nur in Fallen ständig geriet, sondern den Unterschied zwischen einer Falle und einer Nicht-Falle nicht wahrnehmen konnte. Dieser Fuchs hatte noch ein Gebrechen, mit seinem Fell war irgend etwas nicht in Ordnung, so daß er des natürlichen Schutzes gegen die Unbilden des Fuchsen-Lebens ganz und gar ermangelte. Nachdem dieser Fuchs sich seine ganze Jugend in den Fallen anderer Leute herumgetrieben hatte und von seinem Fell sozusagen nicht ein heiles Stück mehr übrig geblieben war, beschloß er, sich von der Fuchsenwelt ganz und gar zurückzuziehen, und ging an die Errichtung des Fuchsbaus. In seiner haarsträubenden Unkenntnis über Fallen und Nicht-Fallen und seiner unglaublichen Erfahrenheit mit Fallen kam er auf einen unter Füchsen ganz neuen und unerhörten Gedanken: Er baute sich eine Falle als Fuchsbau, setzte sich in sie, gab sie für einen normalen Bau aus (nicht aus Schläue, sondern weil er schon immer die Fallen der Anderen für deren Baue gehalten hatte), beschloß aber, auf seine Weise schlau zu werden und seine selbstverfertigte Falle, die nur für ihn paßte, zur Falle für Andere auszugestalten. Dies zeugte wieder von großer Unkenntnis des Fallenwesens: In seine Falle konnte niemand recht rein, weil er ja selbst drin saß. Dies ärgerte ihn; schließlich weiß man doch, daß alle Füchse gelegentlich trotz aller Schläue in Fallen gehen. Warum sollte es eine Fuchsenfalle, noch dazu vom in Fallen erfahrensten aller Füchse hergerichtet, nicht mit den Fallen der Menschen und Jäger aufnehmen können? Offenbar, weil die Falle sich als solche nicht klar genug zu erkennen gab. Also verfiel unser Fuchs auf den Einfall, seine Falle schönstens auszuschmücken und überall klare Zeichen zu befestigen, die ganz deutlich sagten: Kommt alle her, hier ist eine Falle, die schönste Falle der Welt. Von da an war es ganz klar, daß in diese Falle sich kein Fuchs je unabsichtlicherweise hätte verirren können. Dennoch kamen viele. Denn diese Falle diente ja unserem Fuchs als Bau. Wollte man ihn im Bau, wo er zu Hause war, besuchen, mußte man in seine Falle gehen. Aus der freilich konnte jeder herausspazieren außer ihm selbst. Sie war ihm wort-wörtlich auf den Leib geschnitten. Der Fallen-bewohnende Fuchs aber sagte stolz: So viele gehen in meine Falle, ich bin der beste aller Füchse geworden. Und auch daran war etwas Wahres: Niemand kennt das Fallenwesen besser, als wer zeitlebens in einer Falle sitzt.”

aus: Hannah Arendt: Denktagebuch, Juni 1953, hier in: Hannah Arendt: Wahrheit gibt es nur zu Zweien. Briefe an die Freunde. München/Zürich: Piper, S.165 [auch im Internet gefunden: Kult des Fragments]

04/17

20/04/2017 (22:47) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Judentum

“Judentum gibt es nicht außerhalb der Orthodoxie auf der einen, dem jiddisch sprechenden, Folklore produzierenden jüdischen Volk auf der anderen Seite. Was es außerdem gibt, sind Menschen jüdischer Abstammung, für die es jüdische Inhalte im Sinne irgendeiner Tradition nicht gibt und die aus bestimmten sozialen Gründen und weil sie sich als eine Clique innerhalb der Gesellschaft befanden, so etwas produzierten wie einen ‘jüdischen Typus’. Dieser hat mit dem, was wir historisch und voll echter Gehalte unter Judentum verstehen, nichts zu tun.”

aus: Hannah Arendt: Brief an Karl Jaspers, 7.9.1952, hier in: Hannah Arendt: Wahrheit gibt es nur zu Zweien. Briefe an die Freunde. München/Zürich: Piper, S.139

04/17

20/04/2017 (22:42) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Shoah

“Mit einer Schuld, die jenseits des Verbrechens steht, und einer Unschuld, die jenseits der Güte oder der Tugend liegt, kann man menschlich-politisch überhaupt nichts anfangen. Dies ist der Abgrund … in den wir nun schließlich hineingeraten sind. Wie wir aus ihm herauskommen sollen, weiß ich nicht. Denn die Deutschen sind dabei mit Tausenden oder Zehntausenden oder Hunderttausenden belastet, die innerhalb eines Rechtssystems adäquat nicht mehr zu bestrafen sind; und wir Juden sind mit Millionen Unschuldiger belastet, auf Grund deren sich heute jeder Jude gleichsam wie die personifizierte Unschuld vorkommt.”

aus: Hannah Arendt: Brief an Karl Jaspers, 17.8.1946, hier in: Hannah Arendt: Wahrheit gibt es nur zu Zweien. Briefe an die Freunde. München/Zürich: Piper, S.66

04/17

20/04/2017 (22:29) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Böse, das

“Das Böse hat sich als radikaler erwiesen als vorgesehen. Äußerlich gesprochen: Die modernen Verbrechen sind im Dekalog nicht vorgesehen. Oder: Die abendländische Tradition krankt an dem Vorurteil, dass das Böseste, was der Mensch tun kann, aus dem Laster der Selbstsucht stammt; während wir wissen, dass das Böseste oder das radikal Böse mit solchen menschlich begreifbaren, sündigen Motiven gar nichts mehr zu tun hat.”

aus: Hannah Arendt: Brief an Karl Jaspers, 4.3.1951, hier in: Hannah Arendt: Wahrheit gibt es nur zu Zweien. Briefe an die Freunde. München/Zürich: Piper, S.126

04/17

20/04/2017 (22:24) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Mensch 1

Die “abendländische Philosophie [hat] nie einen reinen Begriff des Politischen gehabt … und [konnte ihn] auch nicht …, weil sie notgedrungen von dem Menschen sprach und die Tatsache der Pluralität nebenbei behandelte. …”

aus: Hannah Arendt: Brief an Karl Jaspers, 4.3.1951, hier in: Hannah Arendt: Wahrheit gibt es nur zu Zweien. Briefe an die Freunde. München/Zürich: Piper, S.127

04/17

20/04/2017 (22:20) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Dekolonisatie 2

(DE)

“In de periode van zijn ontplooiing zag het kapitalisme in de koloniën een bron van grondstoffen, die, verwerkt, op de Europese markt gebracht konden worden. Na een periode van accumulatie van kapitaal, heeft het kapitalisme in dit stadium zijn ideeën over de rentabiliteit van een onderneming veranderd. De koloniën zijn een markt geworden. De koloniale bevolking in een cliëntele die koopt. Wanneer in die situatie het garnizoen steeds maar versterkt moet worden, wanneer de handel verzwakt, dat wil zeggen wanneer de industriële produkten niet meer geëxporteerd kunnen worden, dan is dat een bewijs voor de stelling dat de militaire oplossing afgewezen moet worden. Een blinde slavernij-achtige overheersing is voor het moederland economisch niet rendabel. …

De waarheid is dat geen enkel koloniaal land vandaag de dag in staat is de enige strijdwijze toe te passen die kans biedt op succes: langdurige legering van een belangrijke bezettingsmacht. … Het kapitalisme beseft dat zijn militaire strategie alles te verliezen heeft bij de ontwikkeling van nationale oorlogen. In het kader van de vreedzame coëxistentie zullen alle koloniën dan ook moeten verdwijnen …

Het koloniale systeem interesseerde zich voor sommige rijkdommen, voor sommige grondstoffen, en wel voor hetgeen waarmee het zijn industrie kon voeden. Tot op dat ogenblik was geen serieuze inventaris gemaakt van de grond en wat er in zat. Zo kan de jonge, onafhankelijke natie niets anders doen dan de economische kanalen in stand houden, die door het kolonialisme waren ingesteld. …

… de zorg geen enkel risico te nemen [is] de verklaring voor het wantrouwen van de westerse financiersgroepen. Ze eisen dan ook een politieke stabiliteit en een rustig sociaal klimaat, voorwaarden waaraan men nooit kan voldoen, als men rekening houdt met de lamentabele positie waarin de hele bevolking vlak na de onafhankelijkheid verkeert. … De privé-ondernemingen oefenen druk uit op hun regeringen, opdat in die landen op zijn minst militaire bases worden geïnstalleerd, die de bescherming van hun belangen als opdracht hebben. Als laatste redmiddel vragen die ondernemingen hun regering garant te staan voor de investeringen die zij in een of ander onderontwikkeld gebied willen doen. …

De nationale bourgeoisie gaat zich zonder complexen en in alle waardigheid tevreden stellen met de rol van zaakwaarnemer van de westerse bourgeoisie. Deze lucratieve rol, deze functie van nationale middenstand, deze bekrompenheid, dit gebrek aan ambitie, zijn symbolisch voor het onvermogen van de nationale bourgeoisie om zijn historische rol van bourgeoisie te spelen. Het aspect van de pionier, van de dynamische uitvinder en ontdekker van werelden … is hier jammerlijk afwezig. … In haar neiging tot decadentie zal de nationale bourgeoisie aanzienlijk gesterkt worden door de westerse bourgeoisieën, die komen als toeristen, die gek zijn op de exotische sfeer, op jagen en casino’s. … De nationale bourgeoisie … gaat … zijn land praktisch organiseren als een bordeel van Europa. …

De landbouw wordt niet gemoderniseerd, er komt geen ontwikkelingsplan, er komen geen initiatieven, want initiatieven, die altijd een minimum aan risico’s meebrengen, veroorzaken paniek in deze milieus … De, in het kader van nationale inkomen, enorme winsten die ze zich in de zak steekt, worden niet weer geïnvesteerd. … Daarentegen worden aanzienlijke bedragen gebruikt voor luxe-uitgaven …

Als de nationale bourgeoisie de concurrentiestrijd aanbindt met de Europeanen, trekken de ambachtslieden en kleine luiden ten strijde tegen de niet-nationale Afrikanen. In Ivoorkust zijn dat dan de puur racistische onlusten tegen uit Dahomey en Volta afkomstige personen. … Van het nationalisme zijn we in het ultra-nationalisme terechtgekomen, in het chauvinisme, het racisme. … De nationale bourgeoisie … [heeft] het denken van het kolonialisme tot en met zijn meest verrotte wortels … opgezogen … Door haar luiheid en neiging tot nabootsen begunstigt ze het wortel schieten en opgroeien van het racisme, dat karakteristiek was voor de koloniale tijd. …”

aus: Frantz Fanon: De verworpenen der aarde. Utrecht/Antwerpen: A.W. Bruna & Zoon 1969 (Frans Origineel 1961, hier vertaling Dick Bruna), p. 48, 55, 59, 73, 75, 114, 115, 116, 121.

Abb.: Arman Jamparing Seri: Capital Riot #5, 2014, Detail, indoartnow, im Internet.

01/17

09/03/2017 (23:18) Schlagworte: Lesebuch,NL ::

De-democratization 1

“What has happened in Hungary since 2010 offers an example—and a blueprint for would-be strongmen. Hungary is a member state of the European Union and a signatory of the European Convention on Human Rights. It has elections and uncensored internet. Yet Hungary is ceasing to be a free country.

The transition has been nonviolent, often not even very dramatic. Opponents of the regime are not murdered or imprisoned, although many are harassed with building inspections and tax audits. If they work for the government, or for a company susceptible to government pressure, they risk their jobs by speaking out. Nonetheless, they are free to emigrate anytime they like. Those with money can even take it with them. Day in and day out, the regime works more through inducements than through intimidation. The courts are packed, and forgiving of the regime’s allies. Friends of the government win state contracts at high prices and borrow on easy terms from the central bank. Those on the inside grow rich by favoritism; those on the outside suffer from the general deterioration of the economy. As one shrewd observer told me on a recent visit, ‘The benefit of controlling a modern state is less the power to persecute the innocent, more the power to protect the guilty.’

Prime Minister Viktor Orbán’s rule over Hungary does depend on elections. These remain open and more or less free – at least in the sense that ballots are counted accurately. Yet they are not quite fair. Electoral rules favor incumbent power-holders in ways both obvious and subtle. Independent media lose advertising under government pressure; government allies own more and more media outlets each year. The government sustains support even in the face of bad news by artfully generating an endless sequence of controversies that leave culturally conservative Hungarians feeling misunderstood and victimized by liberals, foreigners, and Jews. Outside the Islamic world, the 21st century is not an era of ideology. … What is spreading today is repressive kleptocracy, led by rulers motivated by greed rather than by the deranged idealism of Hitler or Stalin or Mao. Such rulers rely less on terror and more on rule-twisting, the manipulation of information, and the co-optation of elites. …

The United States is of course a very robust democracy. … Donald Trump, however, represents something … radical. A president who plausibly owes his office at least in part to a clandestine intervention by a hostile foreign intelligence service? Who uses the bully pulpit to target individual critics? Who creates blind trusts that are not blind, invites his children to commingle private and public business, and somehow gets the unhappy members of his own political party either to endorse his choices or shrug them off? If this were happening in Honduras, we’d know what to call it. It’s happening here instead, and so we are baffled. …

Donald Trump will not set out to build an authoritarian state. His immediate priority seems likely to be to use the presidency to enrich himself. But as he does so, he will need to protect himself from legal risk. Being Trump, he will also inevitably wish to inflict payback on his critics. Construction of an apparatus of impunity and revenge will begin haphazardly and opportunistically. But it will accelerate. It will have to. …

Trump is poised to mingle business and government with an audacity and on a scale more reminiscent of a leader in a post-Soviet republic than anything ever before seen in the United States. Glimpses of his family’s wealth-seeking activities will likely emerge during his presidency, as they did during the transition. Trump’s Indian business partners dropped by Trump Tower and posted pictures with the then-president-elect on Facebook, alerting folks back home that they were now powers to be reckoned with. The Argentine media reported that Trump had discussed the progress of a Trump-branded building in Buenos Aires during a congratulatory phone call from the country’s president. (A spokesman for the Argentine president denied that the two men had discussed the building on their call.) Trump’s daughter Ivanka sat in on a meeting with the Japanese prime minister—a useful meeting for her, since a government-owned bank has a large ownership stake in the Japanese company with which she was negotiating a licensing deal.

Suggestive. Disturbing. But illegal …? How many presidentially removable officials would dare even initiate an inquiry? …Venezuela, a stable democracy from the late 1950s through the 1990s, was corrupted by a politics of personal favoritism, as Hugo Chávez used state resources to bestow gifts on supporters. Venezuelan state TV even aired a regular program to showcase weeping recipients of new houses and free appliances. Americans recently got a preview of their own version of that show as grateful Carrier employees thanked then-President-elect Trump for keeping their jobs in Indiana. …

Trump will try hard during his presidency to create an atmosphere of personal munificence, in which graft does not matter, because rules and institutions do not matter. He will want to associate economic benefit with personal favor. He will create personal constituencies, and implicate other people in his corruption. That, over time, is what truly subverts the institutions of democracy and the rule of law. If the public cannot be induced to care, the power of the investigators serving at Trump’s pleasure will be diminished all the more. …

Whenever Trump stumbles into some kind of trouble, he reacts by picking a divisive fight. The morning after The Wall Street Journal published a story about the extraordinary conflicts of interest surrounding Trump’s son-in-law, Jared Kushner, Trump tweeted that flag burners should be imprisoned or stripped of their citizenship. That evening, as if on cue, a little posse of oddballs obligingly burned flags for the cameras in front of the Trump International Hotel in New York. Guess which story dominated that day’s news cycle?

Civil unrest will not be a problem for the Trump presidency. It will be a resource. Trump will likely want not to repress it, but to publicize it – and the conservative entertainment-outrage complex will eagerly assist him. Immigration protesters marching with Mexican flags; Black Lives Matter demonstrators bearing antipolice slogans – these are the images of the opposition that Trump will wish his supporters to see. The more offensively the protesters behave, the more pleased Trump will be. …

In the early days of the Trump transition, Nic Dawes, a journalist who has worked in South Africa, delivered an ominous warning to the American media about what to expect. “Get used to being stigmatized as ‘opposition,’ ” he wrote. “The basic idea is simple: to delegitimize accountability journalism by framing it as partisan.”

The rulers of backsliding democracies resent an independent press, but cannot extinguish it. … Modern strongmen seek merely to discredit journalism as an institution, by denying that such a thing as independent judgment can exist. All reporting serves an agenda. There is no truth, only competing attempts to grab power.

By filling the media space with bizarre inventions and brazen denials, purveyors of fake news hope to mobilize potential supporters with righteous wrath – and to demoralize potential opponents by nurturing the idea that everybody lies and nothing matters. A would-be kleptocrat is actually better served by spreading cynicism than by deceiving followers with false beliefs: Believers can be disillusioned; people who expect to hear only lies can hardly complain when a lie is exposed. The inculcation of cynicism breaks down the distinction between those forms of media that try their imperfect best to report the truth, and those that purvey falsehoods for reasons of profit or ideology. …

Populist-fueled democratic backsliding is difficult to counter,’ wrote the political scientists Andrea Kendall-Taylor and Erica Frantz late last year. ‘Because it is subtle and incremental, there is no single moment that triggers widespread resistance or creates a focal point around which an opposition can coalesce … Piecemeal democratic erosion, therefore, typically provokes only fragmented resistance.’ Their observation was rooted in the experiences of countries ranging from the Philippines to Hungary. It could apply here too. …

If people retreat into private life, if critics grow quieter, if cynicism becomes endemic, the corruption will slowly become more brazen, the intimidation of opponents stronger. Laws intended to ensure accountability or prevent graft or protect civil liberties will be weakened.

If the president uses his office to grab billions for himself and his family, his supporters will feel empowered to take millions. If he successfully exerts power to punish enemies, his successors will emulate his methods.

If citizens learn that success in business or in public service depends on the favor of the president and his ruling clique, then it’s not only American politics that will change. The economy will be corrupted too, and with it the larger culture. A culture that has accepted that graft is the norm, that rules don’t matter as much as relationships with those in power, and that people can be punished for speech and acts that remain theoretically legal—such a culture is not easily reoriented back to constitutionalism, freedom, and public integrity.

What happens in the next four years will depend heavily on whether Trump is right or wrong about how little Americans care about their democracy and the habits and conventions that sustain it. If they surprise him, they can restrain him.

Public opinion, public scrutiny, and public pressure still matter greatly in the U.S. political system. In January, an unexpected surge of voter outrage thwarted plans to neutralize the independent House ethics office. That kind of defense will need to be replicated many times. Elsewhere in this issue, Jonathan Rauch describes some of the networks of defense that Americans are creating.

Get into the habit of telephoning your senators and House member at their local offices, especially if you live in a red state. Press your senators to ensure that prosecutors and judges are chosen for their independence—and that their independence is protected. Support laws to require the Treasury to release presidential tax returns if the president fails to do so voluntarily. Urge new laws to clarify that the Emoluments Clause applies to the president’s immediate family, and that it refers not merely to direct gifts from governments but to payments from government-affiliated enterprises as well. Demand an independent investigation by qualified professionals of the role of foreign intelligence services in the 2016 election—and the contacts, if any, between those services and American citizens. Express your support and sympathy for journalists attacked by social-media trolls, especially women in journalism, so often the preferred targets. Honor civil servants who are fired or forced to resign because they defied improper orders. Keep close watch for signs of the rise of a culture of official impunity, in which friends and supporters of power-holders are allowed to flout rules that bind everyone else.

Those citizens who fantasize about defying tyranny from within fortified compounds have never understood how liberty is actually threatened in a modern bureaucratic state: not by diktat and violence, but by the slow, demoralizing process of corruption and deceit. And the way that liberty must be defended is not with amateur firearms, but with an unwearying insistence upon the honesty, integrity, and professionalism of American institutions and those who lead them. We are living through the most dangerous challenge to the free government of the United States that anyone alive has encountered. What happens next is up to you and me. Don’t be afraid. This moment of danger can also be your finest hour as a citizen and an American.”

aus: David Frum: How to Build an Autocracy. The Atlantic Monthly, March 2017 issue [im Internet].

Abb.: Yannis Gaitis: Ohne Titel (Akropolis), im Internet.

02/17

03/02/2017 (13:44) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Kolonialismus

“Ganze Jahrhunderte lang hat Europa nun schon den Fortschritt bei anderen Menschen aufgehalten und sie für seine Zwecke und zu seinem Ruhm unterjocht; ganze Jahrhunderte hat es im Namen eines angeblichen ‘geistigen Abenteuers’ fast die gesamte Menschheit erstickt. …

Mit Energie, Zynismus und Gewalt hat Europa die Führung der Welt übernommen. … Jede Bewegung Europas hat die Grenzen des Raumes und des Denkens gesprengt. Europa hat jede Demut, jede Bescheidenheit zurückgewiesen, aber auch jede Fürsorge, jede Zärtlichkeit. …

Dieses Europa, das niemals aufgehört hat, vom Menschen zu reden, niemals aufgehört hat, zu verkünden, es sei nur um den Menschen besorgt: wir wissen heute, mit welchen Leiden die Menschheit jeden der Siege des europäischen Geistes bezahlt hat. …

Wenn ich in der europäischen Technik und im europäischen Stil den Menschen suche, stoße ich auf eine Folge von Negationen des Menschen, auf eine Lawine von Morden. …

Alle Elemente einer Lösung der großen Probleme der Menschheit sind zu verschiedenen Zeiten im Denken Europas aufgetaucht. Aber in seinem Handeln hat der europäische Mensch die ihm zufallende Mission nicht erfüllt. …

Europa hat gemacht, was es tun mußte, und alles in allem hat es seine Sache gut gemacht. Hören wir auf, es anzuklagen, aber sagen wir ihm ins Gesicht, daß es nicht mehr soviel Wind machen soll. Wir haben es nicht mehr zu fürchten, hören wir also auf, es zu beneiden. …

Für die Dritte Welt geht es darum, eine Geschichte des Menschen zu beginnen, die den von Europa einst vertretenen großartigen Lehren, aber zugleich auch den Verbrechen Europas Rechnung trägt, von denen die verabscheuungswürdigste gewesen sein wird: beim Menschen die pathologische Zerstückelung seiner Funktionen und die Zerstörung seiner Einheit; beim Kollektiv der Bruch, die Spaltungen; und schließlich auf der unermeßlichen Ebene der Menschheit der Rassenhaß, die Versklavung, die Ausbeutung und vor allem der unblutige Völkermord, nämlich das Beiseiteschieben von anderthalb Milliarden Menschen. …”

aus: Frantz Fanon: Die Verdammten dieser Erde. Reinbek: Rororo 1969 (frz. Orig.-Ausg.1961, dt. Orig.-Ausg. 1966), S. 239-242.

Abb.: Tatang Ramadhan Bouqie: Careless Comedy – The Colonial’s Fantasy, 2015, indoartnow, im Internet.

 

01/17

28/01/2017 (13:44) Schlagworte: DE,Lesebuch ::
« Previous PageNext Page »