MALTE WOYDT

HOME:    PRIVATHOME:    LESE- UND NOTIZBUCH

ANGE
BOTE
BEL
GIEN
ÜBER
MICH
FRA
GEN
LESE
BUCH
GALE
RIE
PAM
PHLETE
SCHAER
BEEK
GENEA
LOGIE

Vaterland

über die auf ihre Heimfahrt wartenden Rußlandheimkehrer in Estland: “Irgendein Herr ruft in deutscher Sprache: ‘Die Angehörigen der ungarischen Republik nach links, die Österreicher nach rechts, die Tschechoslowaken in die Mitte, die Rumänen zum Tore!’ Eine schreckliche Verwirrung beginnt. Vor der Kanzlei steht irgendein ehemaliger Kadett und heult. Ein Beamter des Roten Kreuzes spricht auf ihn ein, er möge doch sagen, wohin er gehöre. Man führt in in die Kanzlei zur Landkarte. Dort sucht man Koloswar, und schließlich stellt man fest, daß der Kadett auf Grund des Versailler Friedensvertrages Rumäne geworden ist. Der Kadett heult noch stärker und eine Rotkreuzschwester gibt ihm Baldriantropfen auf Zucker..”

aus: Jaroslav Hasek: Er schüttelte den Staub von seinen Schuhen, zit. bei: Ekkehart Krippendorf: Politische Interpretationen. Frankfurt(Main): Suhrkamp 1990, S.113

Abb.: Reste eines ungarischen Trianon-Denkmals, 2016, im Internet.

05/10/2007 (0:19) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Untertan

“‘Ich werde also nicht vom Fürsten sprechen, sondern vom Untertan, den er sich formt; nicht von Wilhelm dem Zweiten, sondern vom Zeugen Heßling. Sie haben ihn gesehen! Ein Durchschnittsmensch mit gewöhnlichem Verstand, abhängig von Umgebung und Gelegenheit, mutlos, solange hier die Dinge schlecht für ihn standen, und von großem Selbstbewußtsein, sobald sie sich gewendet hatten.’ …

‘Wie er’, sagte Buck, ‘waren zu jeder Zeit viele Tausende, die ihr Geschäft versahen und eine politische Meinung hatten. Was hinzukommt und ihn zu einem neuen Typus macht, ist einzig die Geste: das Prahlerische des Auftretens, die Kampfstimmung einer vorgeblichen Persönlichkeit, das Wirkenwollen um jeden Preis, wäre er auch von anderen zu bezahlen. Die Andersdenkenden sollen Feinde der Nation heißen, und wären sie zwei Drittel der Nation. Klasseninteressen, mag sein, aber umgelogen durch Romantik. Eine romantische Prostation vor einem Herrn, der seinem Untertan von seiner Macht das Nötige leihen soll, um die noch Kleineren niederzuhalten. Und da es in Wirklichkeit und im Gesetz weder den Herrn noch den Untertan gibt, erhält das öffentliche Leben einen Anstrich schlechten Komödiantentums. Die Gesinnung trägt Kostüm, Reden fallen wie vor Kreuzrittern, indes man Blech erzeugt oder Papier, und das Pappschwert wird gezogen für einen Begriff wie den der Majestät, den doch kein Mensch mehr, außer in Märchenbüchern, ernsthaft erlebt. …

Mehr Veränderung als alle Wirtschaftsgesetze erzeugt in der Welt das Beispiel eines großen Mannes. Und wehe, wenn es ein falsch verstandenes Beispiel war! Dann kann es geschehen, daß über das Land sich ein neuer Typus verbreitet, der in Härte und Unterdrückung nicht den traurigen Durchgang zu menschlicheren Zuständen sieht, sondern den Sinn des Lebens selbst. Schwach und friedfertig von Natur, übt er sich, eisern zu scheinen, weil in seiner Vorstellung Bismarck es war. Und mit unberechtigter Berufung auf einen noch Höheren wird er lärmend und unsolide. Kein Zweifel: die Siege seiner Eitelkeit werden geschäftlichen Zwecken dienen. Zuerst bringt die Komödie seiner Gesinnung einen Majestätsbeleidiger ins Gefängnis. Später findet sich, was damit zu verdienen ist …'”

aus: Heinrich Mann: Der Untertan. Taschenbuchausgabe München 1965, S.180-183.

07/92

05/10/2007 (0:19) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Staat 1

“Um das Problem etwas zu vereinfachen, werde ich den Staat erst einmal verdreifachen. Nicht, weil mir dreimal Staat angenehmer wäre als nur einmal, sondern weil mein Verhältnis zum Staat dreigeteilt ist und weil die drei Bestandteile dieses Verhältnisses nicht so recht zusammenpassen wollen.

Die drei Staaten, von denen ich hier rede, sind

  • erstens der Staat, der einfach nur mein Feind ist, mit dem ich nichts zu schaffen haben will und den ich lieber heute als morgen aufgelöst sähe [der Staat, der Umweltzerstörung legalisiert, Frigen als Teibgas nicht verbieten will, immer einen Feind weiß, gegen den es aufzurüsten gilt, Waffen exportiert, eine Demonstration zusammenknüppeln läßt …];
  • zweitens der Staat, von dem ich etwas will, von dem ich Leistungen, Gesetze, Taten erwarte [Er soll z.B. Vergewaltigung auch in der Ehe verfolgen, die Gleichstellung von Frauen und Männern endlich rechtlich garantieren, soll Fahrverbote bei Smog erlassen…];
  • und drittens der Staat, den ich mit (oft klammheimlichem) Wohlwollen zur Kenntnis nehme [einen Staat, der mich beruhigt und erleichtert, wo immer er in Erscheinung tritt, obwohl gerade dieser Staat fast nur im Form mehr oder weniger bewaffneter Staatsgewalt sichtbar wird. … das kann eine Schlägerei auf der Straße sein, die eine herbeigerufene Streife beendet, eine Vergewaltigung, bei der ich mir viel mehr Polizei rechtzeitig in der Nähe wünschte – zusammengefaßt vielleicht alles, wo ich für mich oder andere Angst habe vor anderen Menschen.] …

Es ist unmittelbar einsichtig, welcher Art mein Verhältnis im einzelnen zu diesen drei Staaten ist: den ersten will ich abschaffen; den zweiten hätte ich gern unter meiner Kontrolle …; über den dritten rede ich nur ungern. …

Tatsächlich ist es aber nur ein Staat. … Die Trennung in drei Staaten vollziehe ich … nur in meinem Kopf, um mir selber das Leben mit den Widersprüchen zu vereinfachen.

Gar zu leicht hört die Staatsfeindlichkeit da auf oder nimmt eine äußerst seltsame Gestalt an, wo der Staat in der Form von ‘Staatsknete’ auftritt. … Unsere Staatsfeindlichkeit … [drückt] sich auch darin aus …, ‘den Staat zu schädigen, wo immer es möglich ist’ – und wenn dieses Schädigen uns selber nützt, um so besser …

Abschaffen läßt sich am Ende nur ein Staat, den keiner mehr braucht.”

aus: Peter Gäng: Von einigen Widersprüchen des staatsfernen Lebens. In: Schmid, Thomas: Entstaatlichung. Neue Perspektiven auf das Gemeinwesen. Berlin: Wagenbach 1988, S.75-87. In eckigen Klammern wurde wiedergegeben, was weiter unten im Originaltext als Erläuterung steht.

03/04

05/10/2007 (0:19) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Linke

(FR)

“Das politische Engagement derer, die sich nicht an linke Fleischtöpfe gesetzt hatten, sondern die Welt retten wollten, verlagerte sich von den roten Fahnen auf die grüne Bewegung. … Hinter der Sicherheit, mit der die Vertreter der Orthodoxie Häretiker denunzieren, verbirgt sich aber ebenfalls eine Angst vor Heimatlosigkeit, die auf ihrer Seite viel größer ist als auf der Seite der Denunzierten, die andere Wurzeln geschlagen oder sich in die Tatsache hineingefunden haben, daß man als denkender Mensch die Einsamkeit akzeptieren muß.

Überprüfen wir von dem Set an Ideen, der den Marxismus ausmachte, einige Bestandteile daraufhin, ob sie noch zu der gehüteten Orthodoxie gehören oder nicht:

  • Die Forderung nach Vergesellschaftung der Produktionsmittel, ohne die man nichts Gutes erwarten durfte, hat man fallengelassen, wie eine heiße Kartoffel. …
  • Auch wenn man nicht mehr an die aufeinanderfolgende Stufenreihe der Produktionsverhältnisse glaubt, so hält man doch an der Vorstellung einer den Abläufen innewohnenden Eigendynamik fest…
  • Von der Fähigkeit übergeordneter Ideen, eine gesellschaftliche Leitfunktion zu haben, hielt man im dialektischen Materialismus nichts, und man hat jetzt dank der Systemtheorie die Gelegenheit, an der Ablehnung all dessen, was man früher als ideologischen Überbau der bürgerlichen Gesellschaft geringgeachtet hat, festzuhalten.
  • Parteilichkeit … Menschen mußten … zugunsten des Proletariats die Forderung nach der Aufhebung seiner Unterprivilegierung erheben. Dabei kam es nicht darauf an, die Stabilität des Gesamtsystems im Auge zu haben, sondern im Gegenteil darauf, partikulare Interessen zur Durchsetzung zu bringen. … Man nimmt [heute] nach wie vor Partei und denkt nicht daran, in staatsbürgerlicher Verantwortung für das Ganze den Bestand der Polis zu schützen. Man nimmt aber nicht mehr für die Massen Partei; man hat sie aus der Klientel verstoßen und sich benachteiligte Minderheiten gesucht, für die man streitet [:] … Frauen, … Ausländer
  • Treue zu den Massen … Das … sozialethische Motiv im Marxismus erweist sich als zu schwach, als daß die Sympathie für Unterprivilegierte es aushalten könnte, wenn diese sich unter neue Fahnen stellen.
  • Ablehnung der Rechtsstruktur … angestrebt wurde eine neue Ordnung, die gerecht war, ohne Individuen subjektive, gegeneinander antagonistische Rechte zu garantieren. … Es war antiliberal und antirechtsstaatlich. Diese Haltungen werden heute im Kommunitarismus fortgesetzt. [auch im Feminismus] …
  • Das beste Element im Marxismus war das ethische. Im Unterschied zu dem philosophischen blieb das ethische Element versteckt; es wurde tatsächlich von der materialistischen Philosophie erstickt, die Ethik nicht duldete und das Gute nicht als eine von Menschen zu verwirklichende Idee ansah, sondern als das Endergebnis eines materiell initiierten Prozesses ausgab. … in dieser Frage … kam es dann zur Abspaltung des Revisionismus in der sich entwickelnden SPD. …
  • Wenn jemand gewisse Schweinereien nicht begeht, weil er seine Identität ‘links’ ansiedelt, drückt sich darin eine – oberflächlich betrachtet – diffuse, genau genommen aber doch spezifische Auffassung vom ‘Links-Sein’ aus.
  • Obwohl … der Marxismus kein Programm der Gewaltlosigkeit vertrat, war für viele Linke der Pazifismus doch eine Haltung, die sie mit ihrem Links-Sein in Zusammenhang brachten. Diese Haltung bereitete sich eine letzte große Feier im Protest gegen den Golfkrieg, die eine überraschende und scharfe Gegenposition innerhalb der eigenen Reihen provozierte. …

Es zeigt sich: Vom Links-Sein ist nichts übriggeblieben als ein gewisser Anti-Idealismus, eine gewisse Parteilichkeit, die sich aber von der Masse auf Minderheiten verschoben hat, etwas Mißtrauen gegen den liberalen Rechtsstaat und einige ideologisch ungebündelte Fünkchen von ethischem Humanismus. Diese heterogenen Elemente sind in sich zu widersprüchlich, als daß sie als Orthodoxie auftreten könnten; das Band, das einige Linke noch zusammenhält, hat lediglich soziologischen Charakter und eine Funktion in der Seilschaft, die sie verbindet.”

Sibylle Tönnies: Die Gemeinschaft der Heiligen. In: Kursbuch 116 “Verräter” Juni 1994, S.19-24

Abb.: Ruth_Lol, Instagramm, im Internet.

08/93

05/10/2007 (0:18) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Literaturkritik

“Kritiker sind sehr oft keine bösen Menschen, sondern, dank den ungünstigen Zeitumständen, gewesene Lyriker, die ihr Herz an etwas hängen müssen, um sich aussprechen zu können; sie sind Kriegs– oder Liebeslyriker, je nach dem inneren Erträgnis, das sie günstig anbringen müssen, und es ist begreiflich, daß sie dazu lieber das Buch eines Großschriftstellers als das eines gewöhnlichen Schriftstellers wählen. Nun hat natürlich jeder Mensch nur eine begrenzte Arbeitsfähigkeit, deren beste Ergebnisse verteilen sich leicht auf die jährlichen Neuerscheinungen aus Großschriftstellerfedern, und so werden diese zu Sparkassen des nationalen Geisteswohlstandes, indem jede von ihnen kritische Interpretationen nach sich zieht, die keineswegs nur Auslegungen, vielmehr geradezu Einlagen sind, während für alles übrige entsprechend wenig übrig bleibt. Ins Größte wächst das aber erst durch die Essayisten, Biographen und Schnellhistoriker, die ihr Bedürfnis an einem großen Mann verrichten. Mit Respekt zu sagen, Hunde ziehen zu ihren recht gemeinen Zwecken eine belebte Ecke einem einsamen Felsen vor; wie sollten da nicht Menschen, die den höheren Drang haben, ihren Namen öffentlich zu hinterlassen, einen Fels wählen, der offenkundig einsam ist? Ehe er sichs dessen versieht, ist so der Großschriftsteller kein Wesen mehr für sich allein, sondern eine Symbiose, das Ergebnis nationaler Arbeitsgemeinschaft im zartesten Sinn und erlebt die schönste Versicherung, die das Dasein zu geben vermag, daß sein Gedeihen mit dem Gedeihen zahlloser anderer Menschen auf das innigste verflochten ist.”

aus: Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. Ausg. Reinbek: Rowohlt 1978, Bd.I, S.430/31.

Abb.: Charles Joseph Traviès de Villers: La Critique. Hier aus dem Tageanzeiger Online, im Internet.

 

05/10/2007 (0:17) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Wissenschaftler

“Es wird immer Menschen geben, die lieber Wissenschaftler als Herren ihres Schicksals sind und sich gern der übelsten (geistigen und institutionellen) Sklaverei unterwerfen, wenn sie nur gut bezahlt werden und von Menschen umgeben sind, die ihre Bücher und Aufsätze lesen und preisen. Griechenland entwickelte sich und machte Fortschritte, weil es auf die Dienste unfreiwilliger Sklaven zurückgreifen konnte. Wir werden uns entwickeln und Fortschritte machen mit Hilfe der zahlreichen freiwilligen Sklaven in Universitäten und Laboratorien, die uns Pillen, Benzin, elektrischen Strom, Atombomben, tiefgefrorene Lebensmittel und gelegentlich ein paar interessante Märchen liefern. Wir werden diese Sklaven gut behandeln, wir werden ihnen sogar zuhören, denn sie könnten etwas Interessantes zu sagen haben, aber wir werden … ihnen nicht erlauben, die Phantasiegebilde der Wissenschaft zu lehren, als wären sie die einzigen Tatsachenaussagen, die es gibt.”

aus: Paul Feyerabend: Wider den Methodenzwang. Frankfurt(Main): Suhrkamp 1976, S.398.

Abb.: Ernest Pignon Ernest: Promethée, 1982, im Internet.

05/10/2007 (0:17) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Zynismus

“Der moderne Zyniker ist ein integrierter Asozialer, der es an unterschwelliger Illusionslosigkeit mit jedem Hippie aufnimmt … Eine gewisse schicke Bitterkeit untermalt sein Handeln. … Zynismus ist das aufgeklärte falsche Bewußtsein. … Gutsituiert und miserabel zugleich fühlt sich dieses Bewußtsein von keiner Ideologiekritik mehr betroffen; seine Falschheit ist bereits reflexif gefedert. …

Ohne Sarkasmus kann es kein gesundes Verhältnis heutiger Aufklärung zu ihrer eigenen Geschichte geben. Wir haben nur die Wahl zwischen einem den Anfängen ‘loyal’ verpflichteten Pessimismus, der an Dekadenz erinert und einer heiteren Respektlosigkeit bei der Fortsetzung der ursprünglichen Aufgaben. …

Nach den trotzigen Hoffnungen macht sich die Schwunglosigkeit der Egoismen breit … Bei zweitausend Mark netto im Monat beginnt leise die Gegenaufklärung; sie setzt darauf, daß jeder, der etwas zu verlieren hat, mit seinem unglücklichen Bewußtsein privat zurechtkommt oder es mit ‘Engagement’ überbaut. … Das neuzynische Arrangement mit dem Gegebenen hat etwas Klägliches …

Wo sich die Aufklärung ihr Gelingen verspricht, hat sie die Struktur eines mutig-spontanen Sich-denken-und-machen-Lassens, das darauf vertraut, daß unser Erkennen und Tun nicht blind subjektiv an allen Tendenzen des Wirklichen vorbeistürzt, sondern an den Strebigkeiten und Kräften der Welt kreativ und sachgehorsam anknüpft, um schließlich im Sinne vernünftiger Zwecke ‘mehr daraus zu machen’.

Hieran mag angesichts gewesener und drohender Weltkatastrophen das heutige geschichtsfrustrierte Lebensgefühl nicht mehr recht glauben. Oft zeigt es sich äußerst unmutig, sich ‘des eigenen Verstandes zu bedienen’. Da sie ihren Vernunft-Mut weitgehend verloren haben, sind die Erben der Aufklärung heute nervös, zweiflerisch und forciert-illusionslos auf dem Weg in den globalen Zynismus. … Das zynische Bewußtsein zieht die Summe aus den ‘schlechten Erfahrungen’ aller Zeiten und läßt nur noch das aussichtslose Einerlei der harten Fakten gelten. …

[Aber:] Schlechte Erfahrungen weichen zurück vor den neuen Gelegenheiten. Keine Geschichte macht dich alt. Die Lieblosigkeiten von gestern zwingen zu nichts. Im Licht solcher Geistesgegenwart ist der Bann der Wiederholungen gebrochen. Jede bewußte Sekunde tilgt das hoffnungslose Gewesene und wird zur ersten einer anderen Geschichte.”

aus: Peter Sloterdijk: Kritik der zynischen Vernunft. Frankfurt(Main): Suhrkamp 1983, S. 36-41 und 950-953.

05/10/2007 (0:15) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Anarchisten

“ein anarchist glaubt an eine freie gesellschaft gleichberechtigter menschen ohne herrschaft. er tritt für die beseitigung jeder herrschaft ein und bekämpft deshalb staat, kirche, polizei, kapital, herrschaftsideologie. er tritt immer und überall für die interessen der unterdrückten masse ein, gleichzeitig arbeitet er an den theoretischen modellen und den praktischen beispielen für eine künftige gesellschaft: eine gesellschaft ohne herrschaft und autorität, ohne ausbeutung und entfremdung, aufgebaut auf neuen prinzipien wie solidarität statt egoismus, gegenseitige hilfe statt konkurrenz, und freier vereinbarung statt befehlsprinzip.”

Was ist eigentlich Anarchie? Einführung in Theorie und Geschichte des Anarchismus bis 1945. Frankfurt: Freie Gesellschaft 1978, S.5.

Abb.: Arman Jamparing: Sabot, 2015, indoartnow, im Internet.

05/10/2007 (0:01) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Amerikaner


“die meisten von uns [Amerikanern glauben] noch immer an Gott, die Familie, die Flagge und die Todesstrafe. … Die Europäer meinen, dass jeder, der diesen Schrott glaubt, zu dumm ist, um gute Entscheidungen zu treffen. … Amerikaner können Monate und sogar Jahre ihres Lebens zubringen, ohne den Eindruck zu haben, dass die europäische Kultur, die europäische Wirtschaftsentwicklungen irgendwelche Auswirkungen auf ihre Existenz haben. Europäer denken die ganze Zeit an Amerika. … Die Europäer selbst finden sich reif und erwachsen. Für Jacksonianer sind sie Weicheier. … Weil Europa politisch und wirtschaftlich relativ stabil ist, zählt es für die USA nicht so wie andere, beweglichere Regionen. Wir haben mehr von China zu erhoffen oder zu befürchten als von Europa. In einer vernünftigen Welt würde das in Europa keine Verstimmung hervorrufen …”

aus: Walter Russell Mead: Goodbye Europa. SZ, 3.5.2002, www.sueddeutsche.de

Abb.: Erika Rothenberg: America’s Joyous Future, 1990–91, Museum of Contemporary Art Chicago, im Internet.

05/02

05/10/2007 (0:00) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Akzeptanz

“Kaum zu glauben, daß das Wort ‘Akzeptanz’ erst kürzlich in die deutsche Sprache eingedrungen ist. … Erstmals wird es aufgenommen in den Duden von 1983. Dort steht ‘Akzeptanz, besonders Werbesprache, Bereitschaft, etwas (ein neues Produkt oder ähnliches) zu akzeptieren’. …

Wenn ‘Akzeptanz’ das eindeutige Wort ‘Zustimmung’ immer mehr ersetzt, dann ist das ein Politikum. Zustimmung ist aktiv, Akzeptanz passiv. … In der Demokratie soll geschehen, was sie [die Bürgerinnen und Bürger] wollen, nicht, was sie schlucken.”

aus: Erhard Eppler: Kavalleriepferde beim Hornsignal. Die Krise der Politik im Spiegel der Sprache. Frankfurt: Suhrkamp 1992, S.169/170.

Abb.: Klaus Obermaier: Apparition, Performance, 2012, im Internet.

04/10/2007 (21:35) Schlagworte: DE,Lesebuch ::
« Previous PageNext Page »