MALTE WOYDT

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Post-

“Das Besondere an dieser Figur der Verwendung des Präfixes ‘post’ ist nicht, dass eine Gesellschaftsdeutung sich an ei­ner zeitlichen Stelle hinter etwas anderem lokalisiert, sondern dass sie nichts anderes tut. Thomä verdeutlichte dies mit pointierten kontrafaktischen Beispielen: Karl Marx wäre es nicht in den Sinn gekommen, ein ‘post-kapitalistisches Manifest’ zu schreiben, genauso wenig wie Friedrich Schlegel sein Genügen darin fand, „post-klassisch“ zu sein. ‘Post’ ist jenes Zeitalter, das vom Bewusstsein seiner Nachzüglerschaft so sehr ergriffen ist, dass es die Antwort auf die … Frage … schuldig bleibt, was nach ihm selbst … kommen soll. Post-X zu sein heißt, sich in einem historischen Vakuum anzusiedeln. …

Die Post-Diagnosen kennzeichnete ein Amalgam aus der Überheblichkeit, auf Überholtes zurückzublicken, und der Scham, nichts Ebenbürtiges an dessen Stelle setzen zu können.”

aus: Christoph Paret: Himmel, war das eine Menge Post!, Faz Online, 23.1.24, im Internet.

Abb.: Austellungsansicht, Bundskunsthalle: Postmoderne, 2023/2024, im Internet.

01/24

31/01/2024 (17:48) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Pflegenotstand

“Hätten die Pflegekräfte Traktoren, würden sie wahrscheinlich schon längst das Doppelte verdienen.”

aus: Silke Mertens: Einen Traktor müsste man haben, Taz online, 29.1.24, im Internet.

01/24

29/01/2024 (19:51) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Bio-Label

“Warum eigentlich steht auf der Paprika und der Wurst im Ökoladen das Bio-Siegel? Warum kleben nicht stattdessen auf den Tomaten und Schinken aus der ‘konventionellen’ Landwirtschaft Etiketten, auf denen ‘mit Pestiziden’ oder ‘aus Quälhaltung’ steht?

Warum definieren wir nicht als normal, was wir wollen? Und labeln alles andere mit Warnhinweisen? …

Statt ‘klimaneutrale’ Zugtickets bei der Bahn wie bisher müssten sie ‘klimaruinierende’ Kreuzfahrten buchen. Wer hätte in der Speisekammer gern Thunfischdosen mit der Aufschrift ‘delfintötend’ …?

Und wer könnte es sich leisten, statt ‘zertifzierten Grünstrom’ lieber ‘Braunkohlestrom unklarer Herkunft’ aus der Steckdose zu ziehen …?”

aus: Bernhard Pötter: Bio, weil wir faul sind! Taz Online, 25.1.24, im Internet.

01/24

25/01/2024 (21:22) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Frieden

“wenn man sich satt gehasst hat … wächst ein Keim der Zuversicht.”

aus: Mely Kiyak: Wo Bekenntnisse herrschen, liegt ein Mangel an Sprache vor, Kiyaks Theaterkolumne, ohne Datum, im Internet.

01/24

07/01/2024 (2:22) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Migranten

“Und überhaupt, warum seid ihr hier, Flüchtlinge, die ihr neuerdings Migranten heißt? Migranten. Als hättet ihr vor der Flucht schnell noch den Festnetzanschluss gekündigt und eine Abschiedsparty geschmissen. Migranten deshalb, weil das die Rechtsextremen erfolgreich in den deutschen Thesaurus gedrückt haben. Damit es nicht nach Krieg und Bomben klingt, sondern nach Verreisen, nach Urlaub, nach aufblasbaren pinken Gummiflamingos und nach selbstgewählter Entscheidung. …”

aus: Mely Kiyak: Vorhang auf, Vorhang auf! Zeit Online, 22.3.22, im Internet.

01/24

 

07/01/2024 (2:04) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Rechte 2

“Wenn man derart nach rechts tendiert, dass man die Erde, die ja eine Scheibe ist, um 90 Grad neigen müsste, damit die nach rechts Gekippten wieder aufrechte Nazis sind, wird man mit dem Leben und der darin verborgenen Schönheit immer fremdeln.”

aus: Mely Kiyak: Vorhang auf, Vorhang auf! Zeit Online, 22.3.22, im Internet.

01/24

 

07/01/2024 (1:59) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Armut 2

“Das Gegenteil von Armut ist nicht Reichtum sondern Gerechtigkeit.”

aus: Bryan Stevenson, zitiert bei: Mely Kiyak: Vorhang auf, Vorhang auf! Zeit Online, 22.3.22, im Internet.

01/24

07/01/2024 (1:56) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Leitkultur

“Du kannst sechs Millionen Juden in den Ofen schaufeln und dir anschließend beim Abendessen die Mundwinkel mit der Stoffserviette abtupfen. Heinrich Himmler hat das natürlich viel schöner gesagt als ich. ‘Angesichts der Härte der Morde’ sei die SS ‘stets anständig’ geblieben und habe ihre schwerste Aufgabe immer ‘in Liebe zu ihrem Volk erfüllt, ohne seelischen und charakterlichen Schaden genommen zu haben’. Das ist es doch, oder? Trotz Konzentrationslagern und millionenfachem Mord ein Mensch zu bleiben. Nie wurde die deutsche Leitkultur so präzise beschrieben wie hier. Beate Zschäpe hatte ein rosafarbenes Brillenetui, sie hatte Miezekätzchen und ein paar Pfunde zu viel auf den Hüften, die sie mit etwas Frühsport auf Fehmarn in den Griff zu bekommen versuchte. …

Ist Ihnen, liebes Publikum, schon einmal aufgefallen, dass über die Anzündungskultur nie geredet wird? Über die Brandstiftungskultur? Das kommt alles noch von der Rassentheoriekultur. Von der Vergasungs- und Vergessenskultur bei gleichzeitiger Gedenkkultur mit anschließender Denkmalerrichtungskultur. Dann die Nie-wieder-Parolenkultur. …”

aus: Mely Kiyak: Vorhang auf, Vorhang auf! Zeit Online, 22.3.22, im Internet.

Abb.: Silke Wagner: Bürgersteig, 2001-2002, im Internet.

01/24

 

07/01/2024 (1:51) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Haß 2

“Man kann Menschen hassen, Regierungen, Situationen. Aber Länder und Nationen? Völker? Das sind Denkmuster von Nationalisten. Ich finde, wenn jemand ein Land hasst, dann stimmt was nicht mit ihm. Und wenn er einem anderen vorwirft, dass er das Land hassen würde, stimmt schon tausendmal was nicht mit ihm.”

aus: Mely Kiyak: Vorhang auf, Vorhang auf! Zeit Online, 22.3.22, im Internet.

01/24

07/01/2024 (1:46) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Leben 4

“Sieht man doch, daß die große Mehrzahl der Menschen aus Liebe zum Leben viel Ungemach zu ertragen bereit ist, so daß doch wohl in demselben schon ein gewisses Glück und eine natürliche Süßigkeit liegen muß.”

aus: Aristoteles: Politik, Drittes Buch, 6. Abschnitt. Hier: Reinbek: Rowohlt 1994:140, ursprünglich rund 322 v. Chr.

01/24

07/01/2024 (1:06) Schlagworte: DE,Lesebuch ::