MALTE WOYDT

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Kulturelle Aneignung 1

“Im Video zu ihrem Song Blood, Sweat and Tears tanzen BTS zu flotten R-’n’-B-Rhythmen und mit Autotune bearbeitetem Gesang durch ein Museum mit griechischen Statuen. Zu Beginn versenken sie sich in das Gemälde Der Sturz der rebellierenden Engel von Pieter Bruegel dem Älteren. Am Ende küsst einer der BTS-Jungs die Statue eines Engels mit schwarzen Flügeln, um schließlich vor einem schwarzen Spiegel niederzuknien, über dem eine in Stein gehauene deutschsprachige Inschrift prangt: ‘Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können’ – aus der Vorrede zu Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra.”

aus: Jens Balzer: K-Pop – Hallyu, ihr alle!, Zeit-online 17.11.21, im Internet.

Abb.: Erik Pauhrizi: 100% Appropriation Art, 2012, indoartnow, im Internet.

11/21

22/11/2021 (1:14) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Spaltung

“Mit maximaler Durchlässigkeit an der Blödsinnsflanke ist niemandem geholfen. Was es jetzt braucht, ist nicht mehr Offenheit, sondern ein scharfer Keil. Einer, der die Gesellschaft spaltet. Wenn davon die Rede ist, entsteht schnell ein Zerrbild im Kopf, als würde das Land in zwei gleich große Teile zerfallen. Doch so ist es nicht. Richtig und tief eingeschlagen, trennt er den gefährlichen vom gefährdeten Teil der Gesellschaft.

Sicher, es ist nicht ganz leicht, den Spaltpunkt exakt zu treffen. Liegt er zu weit außerhalb, können die Extreme weiter wachsen. Liegt er zu weit innerhalb, gehen legitime kritische Stimmen verloren. Man wird diese Grenze immer wieder neu austarieren müssen. Ein Anfang wäre ja schon, alles nicht faktenbasierte, unwissenschaftliche und staatsfeindliche auszuschließen. Falschbehauptungen sind keine Meinung, Hetze ist keine berechtigte Sorge. Wer das nicht begreift, gehört auf die andere Seite. Dann ist Spaltung nicht das Problem, sondern Teil einer Lösung. Denn nur wenn Ruhe ist vor diesem Geschrei, lässt sich geduldig reden mit denen, die nah an der Kante stehen.”

aus: Christian Vooren: Die Gesellschaft muss sich spalten! ZEIT-Online 19.11.21, im Internet

11/21

20/11/2021 (0:36) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Buchwissen

“Von der Weisheit aber verleihst du deinen Schülern den Schein, nicht die Wahrheit. Denn wenn sie vieles von dir ohne Unterricht gehört haben, so dünken sie sich auch Vielwisser zu sein, da sie doch größtenteils Nichtwisser sind, und sie sind lästig im Umgang, da sie statt Weise Dünkelweise geworden sind.”

aus: Platon: Phaidros oder vom Schönen, zitiert bei Yuk Hui: Die Frage nach der Technik in China. Berlin: Matthes & Seitz 2020, S.94.

Abb.: Asmudjo Jono Irianto: Unoriginal Sin, 2014, Detail, indoartnow, im Internet.

11/21

08/11/2021 (2:40) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Maschinen

“Wenn einer Maschinen benützt, so betreibt er all seine Geschäfte maschinenmäßig; wer seine Geschäfte maschinenmäßig betreibt, der bekommt ein Maschinenherz. Wenn einer aber ein Maschinenherz in der Brust hat, dem geht die reine Einfalt verloren: Bei wem die reine Einfalt hin ist, der wird ungewiß in den Regungen seines Geistes. Ungewißheit in den Regungen des Geistes ist etwas, das sich mit dem wahren Dao nicht verträgt. Nicht, daß ich solche Dinge nicht kennte: ich schäme mich, sie anzuwenden.”

aus: Dschuang  Dsi: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland, hier zitiert bei: Yuk Hui: Die Frage nach der Technik in China. Berlin: Matthes & Seitz 2020, S.91/92.

Abb.: Koreanisches Filmposter zu Charlie Chaplin: Modern Times, im Internet.

11/21

08/11/2021 (2:30) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Kaffeehaus

“George Steiner … definiert die europäische Idee anhand von fünf Parametern …: erstens das Kaffeehaus (‘ Solange es Kaffeehäuser gibt, so lange hat die europäische Idee einen Inhalt’) …

Das ist sehr seltsam, denn gerade das Kaffeehaus ist eine durch und durch orientalische Erfindung, ein Import aus Westasien. Und zwar nicht nur das Haus des Kaffeeausschanks, sondern als Ort des Diskutierens, Träumens, Schachspielens und Zeitvertreibens – genauso wie ihn Steiner beschreibt. Ca. 1640 öffnete das erste zentraleuropäische Kaffeehaus in Venedig. Schon vorher gab es allerdings Kaffeehäuser in Mekka um 1500, dann in Kairo, Damaskus, ab etwa 1555 in Istanbul und damit erstmals in Europa, ab etwa 1600 in Qazwin und Isfahan in Iran. Die ‘Kultur des Cafés’ ist noch heute eine derjenigen Institutionen, die europäische, nordafrikanische und westasiatische Länder kulturell miteinander verbindet.”

aus: Dag Nikolaus Hasse: Was ist europäisch? Ditzingen: Reclam 2021, S.67-69.

11/21

04/11/2021 (0:28) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Treibhausgasproduzenten

10/21

31/10/2021 (23:32) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

FDP

Privilegierte, die glauben, sie kämen zu kurz”.

aus: Robert Pausch und Bernd Ulrich: Das Leuchten der Ampel, Zeit-Online, 29.9.21, im Internet.

Abb.: FDP-Wahlplakat 2013, im Internet.

09/21

29/09/2021 (15:06) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Wandel durch Annäherung

Wie können Leute behaupten, das Konzept “Wandel durch Annäherung” sei gescheitert? Immer mehr Länder ähneln doch China?

06/21

30/06/2021 (0:38) Schlagworte: DE,Notizbuch ::

Klassengesellschaft

“… die Lebenserfahrung der Sowjetbürger [stellt] jede marxistische Klassenanalyse in den Schatten … Die Menschen in diesem Land sind mit den feinsten Nuancen von Status, Rang und Lebensstandard vertraut, und das betrifft keineswegs nur die Wohnungsfrage. Wer kann über ein eigenes Telephon verfügen? Wohin, wenn überhaupt, fährt er in Ferien? Welche Papiere hat er, und welche fehlen ihm? Wohin geht er, wenn er krank ist? In welchen Läden kauft er ein? Wohin kann er reisen, wohin nicht? Wie zieht er sich an? Wo studiert er, und was? Welche Schuhe trägt er? Was ißt er? Hat er eine Datscha? …”

aus: Hans-Magnus  Enzensberger: Tumult. Berlin: Suhrkamp 2014, S.81.

Abb.: Ion Bârlădeanu: Untitled, 1988, im Internet.

05/21

11/05/2021 (2:16) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Paradies

“Das Paradies der Muslime verspricht den Gläubigen, was die Wirklichkeit ihnen verweigert: grüne Auen statt der Sandwüste; schöne Huris statt unerreichbarer Frauen und Homosexualität aus Not; reiche Speisen, die sich in Luft auflösen, statt mit Ruhr oder Cholera zu drohen. Dieses Paradies folgt … einer stringenten Logik.

Das Christentum kennt zwei Paradiese, die seltsam miteinander konkurrieren. Der Garten Eden entspringt einer orientalischen Phantasie. Er ist sinnlich und wird anschaulich beschrieben: üppige Vegetation, Versöhnung mit der Natur, die Menschen sind nackt, sie arbeiten nicht. Dagegen liegt über dem himmlischen Paradies der reinen Lehre ein Bilderverbot, das die Phantasie lähmt und bloß ewige Langeweile verheißt. Die Angst vor der Hölle war in Europa immer stärker als die Lust auf eine solche Belohnung. …

Mich hat früher der Garten Eden skandalisiert. Als Kind schien es mir, als verdiene ein Paradies seinen Namen nicht, auf dem Schilder aufgestellt seien wie … ‘Äpfel essen verboten’. Heute denke ich anders darüber; denn mit dem Verbot war den Bewohnern des Gartens die Freiheit und die Zeit geschenkt – die Zeit vorher und die Zeit danach. Der Apfel war der größte Genuß, den der Garten zu bieten hatte. Er gab die Falltür, den Notausgang frei, versprach den Eros und die Intelligenz. Ohne die verbotene Frucht wäre dieser Ort ein Gefängnis gewesen. Von einem Paradies ist zu fordern, daß man es verlassen kann, wenn man genug davon hat. Das gilt auch für politische Paradiese, wie sie der Kommunismus versprach.”

aus: Hans-Magnus  Enzensberger: Tumult. Berlin: Suhrkamp 2014, S.265/266.

Abb.: Sugio: Threesome, 2018, indoartnow, im Internet.

 

05/21

11/05/2021 (2:01) Schlagworte: DE,Lesebuch ::
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