MALTE WOYDT

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Interpretationssucht

Literatur in deutschen Schulen ist … eigentlich immer ein Alptraum gewesen. Früher war das alles von rechts gefüttert, dann kam die Phase von links, aber in den Grundverhaltensweisen hat sich leider nichts geändert: es herrscht die Interpretationssucht. Literarische Texte werden nicht an den Schüler herangebracht, um bei ihm die Lust am Lesen auszulösen, um ihm die Chance zu geben – und sei es mit den verschiedensten Gedanken – sich mit einem Text zu identifizieren, sich selbst zu erleben, sondern um ihn auf eine schlüssige Interpretation hinzuführen. Das tötet die Literatur ab. Literatur ist trotz der deutschen Schule lebensfähig geblieben, aber dies tötet in einem sehr frühen Alter die Lust am Lesen ab. Literatur hat mit Kunst zu tun, es ist eine Kunstform und in erster Linie ästhetischen Gesetzen verpflichtet. Dieses Produkt der Kunst lebt davon, daß es vieldeutig ist, doppelbödig ist und eine Menge von Interpretationen zulassen kann. Es muß erst einmal respektiert werden, daß der, der auf ein Bild, auf ein Buch reagiert, etwas für ihn Wichtiges erlebt. Dies ist erst einmal richtig, auch wenn es sich nicht mit der Interpretation des Lehrers deckt. Und nun kommt das in die Schulmühle hinein, es wird Interpretation gefordert – ob es sich um einen Gedichttext, um die ‘Braut von Messina’ oder Wallraff oder was auch immer handelt: Es wird Interpretation abverlangt. Es ist im Grunde natürlich eine Aufforderung zum Opportunismus, weil die Schüler unter Leistungsdruck versuchen herauszuhören, welche Interpretation ist denn die des Lehrers – um sich der dann anzupassen. …”

aus: Günter Grass: Von morgen bis abends mit dem deutschen pädagogischen Wahn konfrontiert. Hier aus: Günter Grass: Gespräche, Bd. 10 der Werkausgabe in zehn Bänden, Darmstadt: Luchterhand 1987: S. 244-245. (ursprünglich in betrifft: erziehung, 7/8 1980).

Abb.: Marie-Laure Gerard-Becuwe, Titel nicht herausgefunden, 2024 bei Art3F in Brüssel gesehen, Webseite der Künstlerin.

01/16

13/01/2016 (12:22) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Phantasie

“Phantasie … ist die andere Seite der Wirklichkeit. Es ist die Vorstellungswelt, die ja eine sehr reale ist, mit wechselnden Bildern, zwar keine greifbaren, aber dennoch eine reale. Sie ist bei jedem, auch dort, wo sie geleugnet wird. Auch wo sie nur schwach entwickelt ist, ist sie da, und in dem Moment, in dem sie geleugnet wird, beginnt sie sich zu rächen, dann beginnt sie komplex zu werden und sich unterdrückt zu verhalten, aber in dem Augenblick, in dem wir Wirklichkeit erweitern und Phantasie und Einbildung und Vorstellungskraft miteinbeziehen in den Kanon von Möglichkeiten, ist sie legitimiert. Sie ist präsent und kann sich natürlich auch viel freier entfalten, es kommt dann nicht zu Stauungen, es kommt dann nicht zu diesen plötzlichen Ausbrüchen von Irrationalismus, die wir erlebt haben. Es gibt ja genausogut Leute, die sich spiegelverkehrt dazu verhalten, aus der Wirklichkeitsflucht heraus, aus der realen Wirklichkeit, faßbaren Wirklichkeit sich nur noch in Traumwelt, in Einbildungswelt begeben, was aber, wie gesagt, nur ein spiegelverkehrtes Verhalten ist. …

Alle Künste … schaffen, indem sie … [der Phantasie] Form geben … Einbildungskraft; und sie konfrontieren mit der nur enggefaßten, faßbaren Wirklichkeit eine neue Wirklichkeit, eine literarische, eine bildhafte, eine musikalische, eine theatermäßige, die aber dann auch eine solche begriffen werden muß. Wenn wir beginnen, die Wirklichkeit des Theaters auf der Straße zu suchen oder sie auf die Straße zu tragen, dann kommt es zum Kollaps der Bühnenwirklichkeit.”

aus: Günter Grass: Ein Gegner der Hegelschen Geschichtsphilosophie. Gespräch mit Gertrude Cepl-Kaufmann; hier aus: Günter Grass: Gespräche, Bd. 10 der Werkausgabe in zehn Bänden, Darmstadt: Luchterhand 1987, S.112 (Gespräch von 1971, Erstveröffentlichung 1975).

“Sind nicht all die Männlein, die durch unsere Gegenwart turnen und vor lauter Sachzwang keine Kniebeuge mehr machen können, das Phantastischste und Unwirklichste, was es überhaupt gibt? …

[Lenz: Muß die Erfahrung unbedingt vorausgehen?] … Ja, weil das Phantastische zur Wirklichkeit gehört. Ich komme wieder auf meinen alten Begriff ‘bodenlose Phantasterei’ zurück. Es gehören Erfahrungen dazu, sonst wird es bodenlos. Wie wir ja auch umgekehrt im angeblich realen Bereich oft genug Leute erleben, die scheinbar von Fakten reden, aber das Ganze so ideologisch handhaben, daß da dann auch etwas Bodenloses da ist. Man denkt, es ist eine Sprache der Vernunft, die aber bemüht wird mit den alten Wortbegriffen – das plappert sich so weg. Es kann auch im religiösen Bereich sein, irgendein Wort zum Sonntag, das so im christlichen Sprachritual abläuft – aber wenn man genau hinhört, ist es nur noch Blablabla. Es ist weg von der Wirklichkeit, weil die Erfahrung nicht mehr dahintersteht.”

aus: Günter Grass: Phantasie als Existenznotwendigkeit. Gespräch mit Siegfried Lenz; hier aus: Günter Grass: Gespräche, Bd. 10 der Werkausgabe in zehn Bänden, Darmstadt: Luchterhand 1987, S.262-65 (Gespräch von 1981, Radio Bremen; Textfassung 1982).

Abb.: Ben Vauthier: Imaginez autre chose, 1965, im Internet.

01/16

13/01/2016 (12:05) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Ahnung

“Kann schon sein, dass Sie mehr Ahnung haben als ich, aber hier geht es nicht um Ahnungen, sondern um Kenntnisse.”

aus: Gregor Gysi zu Gast beim “Heissen Stuhl”, RTL, 1991, hier in: Worte des Vorsitzenden Gregor Gysi, Berlin: Eulenspiegel 2015, S. 61.

01/16

12/01/2016 (20:49) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Benoemen

“Wie oppert om eerst te begrijpen wat er benoemd zou moeten worden, krijgt automatisch het verwijt iets te ontkennen of te verzwijgen. Het problematische is vooral de bizarre omkering van zaken die hierachter schuilgaat: wie eerst wil weten wat er precies aan de hand is, is de wegkijker – wie aan vijf speculaties en een half Arabisch woord genoeg heeft, díé is de benoemer. Benoemen zonder feiten is zoals kijken met je ogen dicht: daar wordt niemand wijzer van.”

aus: Rob Wijnberg, hoofdredacteur van de Nederlandse site De Correspondent, zitiert in De Morgen, 9.1.15

01/16

09/01/2016 (14:23) Schlagworte: Lesebuch,NL ::

Dénazification 1

Il semble qu’au Conseil Communal, on ait fait un parallèle entre l’actuelle discussion sur une “déradicalisation” et la “dénazification” en Allemagne.

Il est très utile de garder à l’esprit que le terrorisme n’est pas le monopole des islamistes : il en existe de toutes les couleurs, et il y a de fortes ressemblances entre les différents courants terroristes.

En parlant de “dénazification”, on pourrait parler de deux phénomènes différents : en premier lieu, la “dénazification” de la société allemande après 1945, en second lieu, la “dénazification” d’une personne qui a plongé dans les mouvements néonazis, par exemple ces dernières années.

En ce qui concerne l’après-guerre il faut constater que probablement la majorité des Allemands, au début de l’année 1945, adhéraient toujours aux idées nazies. Certes on avait perdu la guerre, les alliés imposaient leur loi, alors on cachait ses idées, mais sans pour autant les abandonner. Ensuite, la politique des alliés et la réussite économique des années 50 et 60 ont démontré que rejoindre la mode de vie de l’Occident pourrait payer… Est arrivée alors la génération de 68 qui, alarmée par le procès Eichmann, découvrait le passé de son pays et questionnait ses parents: “Qu’est-ce que TU as fait pendant ces 12 ans?” Le nazisme de la génération des parents était l’un des grands sujets de 68 en Allemagne, à côté de la guerre du Vietnam, etc. Ce sont les soixante-huitards qui ont fait atterrir l’Allemagne de Ouest à l’Ouest. Le nazisme, même ambiant, était enfin marginalisé.

Les idées racistes ou nazies ne s’éradiqueront probablement jamais. De temps à autre, des mouvements d’extrême-droite naissent et meurent, et il règne toujours l’un ou l’autre comportement raciste.

Par contre, en Allemagne de l’Est, la fin du communisme, qui avait fait taire les idées nazies sans jamais les combattre, a fait naître un large mouvement raciste et d’extrême-droite, touchant le coeur d’une société est-allemande qui ne s’est jamais ouverte à l’étranger et qui ne valorise pas la démocratie de la même manière qu’à l’Ouest. Des centaines de centres pour réfugiés incendiés cette année, et personne ne parle de “terrorisme”, bien que ce le soit évidemment ; on parle d'”hostilité à l’asile”, comme si c’était une opinion politique aussi valable qu’une autre.

Je crois, qu’il est très important de distinguer cinq choses:

  • la haine que des gens peuvent nourrir contre l’une ou l’autre groupe de la société: les juifs, les musulmans, les occidentaux, les gauchistes, l’establishment, les kurdes, les mécréants, les étrangers, …
  • les raisons sociales ou individuelles qui poussent certains à la haine
  • la violence qu’une petite minorité des haineux, cités ci-dessus, peut développer : des bousculades au meurtre et au massacre
  • les moyens donnés pour vivre cette violence
  • le soutien dont bénéficient les gens violents chez les non-violents, même des non-haineux, par une mauvaise solidarité de famille, de classe, d’ethnie, etc.

.

Dans la “dénazification” des individus, il faut garder cette distinction en tête. Il n’est pas du tout nécessaire que tout le monde s’aime. Personne n’est obligé d’aimer ses voisins marocains ou flamingants. Idéalement, on se respecte entre adultes, on respecte un minimum de courtoisie humaine entre voisins.

Oui, il faut se battre sur tous les fronts: combattre les frustrations, les raisons des frustrations, les préjugés et la haine. Mais la priorité doit être donnée, non au combat contre les idées haineuses, mais au combat contre la pratique violente de cette haine. Un haineux qui cesse d’agir violemment, c’est déjà un succès!

En certains endroits d’Allemagne de l’Est, on voit, en cette année 2015, les signes d’une guerre civile naissante: dans les villes de Dresde et de Leipzig, il y a chaque lundi des manifestations d’extrême-droite et en même temps des contre-manifestations démocrates. À d’autres endroits, les uns ou les autres restent plutôt entre eux, sans contre-manifestations. Une bonne partie des adhérents de Pegida (Mouvement populiste des « patriotes européens contre l’islamisation de l’Occident », basculant vers l’extrême- droite) ne se voient pas comme étant d’extrême-droite, ils sont convaincus d’exprimer les idées de la société moyenne.

Des projets de réinsertion d’anciens néo-nazis, donc de “dénazification”, sont nombreux. Ils comportent souvent des discussions sans fin avec des gens désagréables, et sont faits d’avancées et des retours en arrière. On remarque que les gens qui quittent les mouvements nazis le font parfois par dégout, par un réveil moral, parfois grâce à des discussions avec des gens de l’extérieur, mais parfois, c’est juste la situation personnelle qui change : on grandit, on fonde une famille, on trouve du travail, on ne sort plus avec sa bande de skinheads.

J’ai l’impression qu’une bonne partie des changements de nos sociétés sont liés au développement des médias: l’invention de l’imprimerie, par Gutenberg, a rendu possibles la réforme et les guerres de religion ; pour la première fois dans l’histoire, des mouvements réformateurs dans l’Église catholique pouvaient s’entendre et s’organiser à distance. Ce sont les écoles, les livres d’école et les journaux qui ont formé les États-nations au XIXème siècle. C’est la radio et les films qui ont accéléré la montée d’Hitler. La télé nous a bercés dans notre société de consommation chérie.

C’est fini. On plonge dans l’ère des réseaux dits sociaux qui morcellent nos sociétés en myriades de micro-sociétés. Un nombre toujours grandissant de nos contemporains s’enferme dans des cercles d'”amis” facebook, twitter etc. – des cercles de pensées uniques, chaque cercle se nourrissant d'”informations” qui continuent à renforcer sa propre pensée. On n’est plus soumis à la confrontation avec des gens qui pensent autre chose. La distance géographique ne compte plus. Les plus grands médias nord-américains n’ont qu’un auditoire de 3% de la population. Nous sommes aussi sur la voie d’une telle situation. Les jeunes Marocains du coin vivent dans un monde imaginaire complètement différent du monde des spectateurs de VTM à Kapelle-op-den-Bos et des lecteurs belges du Canard enchaîné. Comment encore construire une société avec cette génération, sinon en quittant nos petits écrans et en redescendant dans la rue ?

écrit par moi pour le bulletin 113 de Démocratie Schaerbeekoise, 10-12/2015 (merci à Sylvie pour ses corrections)

12/15

10/12/2015 (11:54) Schlagworte: DE,Notizbuch ::

Nutzen

“Nutzen? Soll man denn alles des Mauls und Magens wegen tun? Und macht Erkenntnis der Wahrheit nicht schon an und für sich glückselig? Ist sie nicht die höchste Glückseligkeit? Gehört das Vergnügen, die Freude nicht zu Nutzen?”

aus: Wilhelm Heinse: Ardinghello und die glückseligen Inseln. Berlin: Mörlins: o.J. (Originalausgabe 1787), S. 258, [auch beim Gutenberg-Projekt im Internet]

Abb: Patrick Gualino: L’enrichisseur, 1989, Musé de lArt Brut, Montpellier.

12/15

07/12/2015 (23:11) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Bildungskrisen

“In westlichen Gesellschaften … wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts ständig ‘Erziehungskrisen’ beschworen, die also entweder immer da sein müssten oder auf geheimnisvolle Weise nie eintreten. Im ersten Fall wäre die Erziehung gleichbedeutend mit der eigenen Krise, was absurd ist; im zweiten Fall wäre Krise nur ein ständiges Gerede, das allein die Medien beschäftigt. Tatsächlich aber reagieren Erziehungsinstitutionen … auf Krisen immer positiv, also nie achselzuckend oder gleichgültig. Krisen sind dazu da, überwunden zu werden, und Katastrophen dürfen nie wirklich die pädagogische Existenz bedrohen, so dass immer genügend Gewissheit vorhanden ist, die Umkehr zu erreichen und einen neuen Weg einschlagen zu können. …

Alle diese ‘Krisen’ sind mit starken Medieninszenierungen und sehr schwachen Normalitätsannahmen verbunden gewesen, die vor allem ein Thema kannten, angesichts der Situation die rasche Wendung zum Besseren oder eine neue Erziehung, die die alte ablösen sollte. Die Deutung der Krisen wird weitgehend kritiklos übernommen, es werden keine methodologischen oder erkenntnistheoretischen Fragen gestellt, der Fokus auch der wissenschaftlichen Diskussion richtet sich auf Verbesserung der Praxis, deren Defizite festzustehen scheinen. Daher ist der Ausgang der Krise immer ein praktischer:

  • Der Sputnik-Schock [1957] wurde mit Forderungen nach weitreichenden Curriculumrevisionen verbunden,
  • die deutschen Bildungskatastrophe [1964] zog einen Umbau des Bildungssystems nach sich,
  • aus ‘A Nation at Risk’ [1983] entwickelte sich das „Standard-Movement,
  • der ‘Aufbruch in der Bildungspolitik’ [1997] hatte Organisationsreformen zur Folge
  • und PISA [2001] führt zum Aufbau eines zielorienterten Kontrollsystems. …

‘Bildungskrisen’ sind interessierte Konstrukte, sie werden erfunden, um Politik in Gang zu bringen. …

  • Krisenszenarien entwickeln aus Anzeichen Gesamtbilder, die einen Panorama-Blick auf das Ganze des Systems ermöglichen sollen.
  • Der Blick richtet sich von der Gegenwart in die Zukunft, weitgehend unter Missachtung von Erfahrungen der Vergangenheit.
  • Für ihre Erfinder sind Krisen daher nie Wiederholungen, das würde die „Krise“ erheblich abschwächen und unglaubwürdig machen, sondern immer Originale, die dringlich Handlungsbedarf nahe legen.

Bildungskrisen sind spezielle Konstruktionen von ziemlicher Prognoseschwäche. Es sind … pädagogische Aufrufe, die eine bestimmte Situation reflektieren und zumeist stark Zeitgeist gebunden argumentieren. Es sind umgekehrte Kassandra-Rufe, nämlich Warnungen, die gehört werden, obwohl oder weil sie nur Weissagungen sind. …

Alle meine Stichworte … stammen aus Expertendiskussionen, die scheinbar selbstlos auf schwere Krisensymptome reagieren, unmittelbar Abhilfe schaffen wollen und natürlich Interesse habe, dass die Krise möglichst lange dauert oder nach ihrer Bewältigung möglichst schnell eine neue Krise erfunden wird.”

aus: Jürgen Oelkers: “Pädagogik der Gegenwart”, Vorlesung im WS 2002/2003, 20.10.2002, im Volltext im Internet, S.3, 25, 27/28, 53/54, etwas umgestellt.

Abb.: Hendra Hehe: TV eye – TV girl, 2011, indieguerillas, im Internet.

11/15

25/11/2015 (12:07) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Antworten

“Nein. Keiner erwartet eine Antwort. Alles ist bereits Antwort. Keiner fragt, denn keiner weiß, daß man überhaupt fragen kann. Alle sind sie nur mit den Antworten groß geworden, denkt der Lehrer, aber es sind keine Antworten auf Fragen, vielmehr sind es Scheinantworten, sie dienen dazu, der Frage zuvorzukommen, die Frage zu verhindern, sind dazu entworfen, den Willen der Frage im Keim zu ersticken, die Frage so zu verdecken, als gäbe es sie nicht. Zuerst kam die Antwort, so denkt mein Freund, und dann erst die Frage, das steht schon in der Bibel … und als die Frage kam, kam sie wie der Poet zur Verteilung der Güter dieser Erde, zu spät, für sie gab es keinen Platz mehr, so denkt der Lehrer.”

aus: Wolfgang Hildesheimer: tynset, Frankfurt/Main: Surkamp 1965, Seite 136/137

Abb.: Lee Lorenz, The New Yorker, 27.2.1989.

11/15

24/11/2015 (13:05) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

2015 (nl)

Wat zijn er dus de lessen uit 2015? Vrede, vrijheid, civiele maatschappij zijn bedreigd. Door haat en geweld.

Daesh, Assad, FN en Pegida zitten in hetzelfde kamp, landen die burgerdoelwitten bombarderen en ministers die hele gemeentes willen opkuisen eveneens. Ze genieten steun van financiers (Saudi-Arabië, Qatar…), van ons wapenleveringen, van Arabische complottheorieën, die pretenderen, dat de aanslagen in Parijs door de staatsveiligheid werden geënsceneerd en van media die ons willen geloven dat de scheidslijn niet tussen vreedzame en geweldachtige burgers gaat, maar tussen moslims en de rest.

Syriers die Daesh of Assad ontvluchten, Fransen die in een concertzaal worden uitgemoord en Turkse pittabakkers die door Duitse neonazi’s werden gedood, zitten in het andere kamp, dat van de slachtoffers.

Bruggenbouwers verdienen ons steun: Le Foyer, Artsen zonder grenzen. Maar er zijn er tot nog toe veel te weinig structuren om te steunen: Werk voor 2016.

Malte, 20.11.15

11/15

24/11/2015 (10:17) Schlagworte: NL,Notizbuch ::

Büro

“Möglicherweise wäre alles dasselbe gewesen, wenn er in ein Büro hätte gehen müssen. Wo liegt der Unterschied? In der Regelmäßigkeit? In der Unregelmäßigkeit? Aus einiger Entfernung gesehen kann er tatsächlich erscheinen wie ein Tier mit regelmäßigen Gewohnheiten. Würde er im Büro nicht Verabredungen nur deshalb treffen, weil sie die Bürozeit unterbrechen? Würde er nicht abends länger bleiben, um eine Entschuldigung zu haben, morgens später zu kommen? Er hatte manchmal das Objektivierende eines Büros mit einem gewissen Neid betrachtet. Die Möglichkeit, nicht länger man selbst, sondern ein ersetzbarer Einrichtungsgegenstand zu sein.”

aus: Helmut Heißenbüttel: D’Alembergs Ende. Neuwied/Berlin: Luchterhand 1970, S.69

Abb.: Claudia Wirth: Open Space, 2023, Ausstellung Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten 2024.

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20/11/2015 (0:11) Schlagworte: DE,Lesebuch ::
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