MALTE WOYDT

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Cordon Sanitaire

“Het is niet de bedoeling van het cordon om het Vlaams Blok klein te houden of klein te krijgen. Het is wel de bedoeling om het Vlaams Blok van de macht te houden. Dat is tot op vandaag zeer goed gelukt. Misschien was het Vlaams Blok zonder cordon nu al ergens aan de macht. Ik lees en hoor vooral slordig geformuleerde gedachten of gedachten die tot slordige conclusies leiden. Laat die alstublieft niet het glijmiddel worden om de democratie in gevaar te brengen. Onduidelijkheid is het laatste wat we nu nodig hebben.”

“De tekst van het cordon is zeer strikt: er worden geen akkorden gesloten of meerderheden gevormd met het Vlaams Blok. Ofwel blijft die afspraak overeind ofwel niet. Je kunt niet ‘een beetje’ het cordon doorbreken.”

“Het cordon is gebaseerd op een ethische afweging, namelijk dat de democratie niet iets is om in vraag te stellen of over te leveren aan partijen die de spelregels ervan niet respecteren. … Het is toch niet omdat het Vlaams Blok de verkiezingen heeft gewonnen dat de argumentatie die voorheen gold om het cordon overeind te houden nu plots niet meer geldig zou zijn?”

aus: “Laat ons vooral niet morrelen aan de pijlers van de democratie’. Jos Geysels im Interview, De Morgen, 19.6.2004.

“Vanaf 1950 hebben de meeste West-Europese landen gedurende tientallen jaren een feitelijk cordon sanitarie ingevoerd tegen de communistische partijen, hoewel die bijvoorbeeld in Italië en Frankrijk soms bijna 40 procent van de stemmen haalden. Wie heeft dat ooit ondemocratisch genoemd? …

In de eerste plaats gelden in een democratie enkele basiswaarden: de mensenrechten. Iemand als Filip Dewinter, die in 1993 die rechten ‘valse schijnwaarden’ heeft genoemd, en dat nooit heeft verloochend, komt dus voor een plaats in een regering of voor een burgermeesterschap niet eens in aanmerking. Dat geldt eveneens voor een partij die jarenlang racisme en vreemdelingenhaat heeft aangewakkerd, en die stellingen nooit als foutief heeft afgewezen. Het volstaat niet te zeggen dat zoiets niet meer in het programma staat, men moet er duidelijk afstand van nemen en zeggen dat het onaanvaardbaar was.

… in een democratie [wordt] een regering of een schepencollege gevormd … door een partij of een coalitie van partijen die de helft +1 van de zetels heeft. Meer moet dat niet zijn. Het Blok heeft dat nog nooit gehaald. Waarover klaagt men dan? De Britse liberaal-democraten hebben dat ook nooit gehaald en zijn dus nooit in een regering opgenomen. Ik betreur dat, maar het is democratisch gezien volkomen correct.”

aus: Etienne Vermeersch: “Cordon sanitaire”, Het Nieuwsblad, 19./20.6.2004. Zie ook “Wie bekämpft man Rechtsextremismus?”

Zie ook extern Webseite Charta91

Abb.: taz on social networks, 30.1.25

06/04

07/10/2007 (22:50) Schlagworte: Lesebuch,NL ::

Büchersammler


“Ich ging die Chaussee nach Darmstadt entlang, wechselte von Zeit zu Zeit den schweren Seesack, den ich aus Amerika mitgebracht hatte, von einer Schulter auf die andere. Ich muß mir von dem Deutschland, in das ich kam, keine Vorstellung gemacht haben, sonst hätte ich den Sack mit Nahrungsmitteln vollgestopft, anstatt mit Büchern.

Ich habe zweimal in meinem Leben meine Bücher verloren: das erstemal wurden sie 1933 von der Gestapo beschlagnahmt, das zweitemal 1943 von Bomben zerstört. In den amerikanischen Lagern konnte man Bücher kaufen; ich kaufte mir Jeffersons Life and Selected Writings, die Essays von Emerson, Henry Adams Democracy und die Education. Thorreaus Walden und die Varieties of Religious Experience von William James (die ich aber nie gelesen habe), ein Werk über moderne amerikanische Malerei sowie Romane und Erzählungen von Cabell, O’Henry, Henry James, Sherwood Anderson, Hemingway, Scott Fitzgerald, Faulkner, Wilder, Steinbeck, Erskine Caldwell. Unter all diesen amerikanischen Büchern befand sich nur ein einziges deutsches: Ernst Jüngers Auf den Marmorklippen; ich habe es zwischen zwei Kontinenten hin und her geschleppt.

Der Sack und sein Inhalt waren übrigens im September 1945 das Einzige, was ich besaß. Ich war 31 Jahre alt. Jetzt, dreißig Jahre später, besitze ich eine Bibliothek. Eine Bibliothek, zweihundert Schallplatten, ein Stereogerät, ein Auto, einen Garten, ein Haus. So sind wir. Von Zeit zu Zeit nimmt man uns unsere Bücher und Wohnungen weg, aber emsig beginnen wir, immer wieder von neuem, uns Bücher und Wohnungen anzuschaffen.”

aus: Alfred Andersch: Der Seesack. In: Das Alfred Andersch Lesebuch. Hg. von Gerd Hoffmann, Zürich 1979, S.83.

Abb.: Sidney Hoff, The New Yorker, 7.4.51.

04/92

07/10/2007 (22:49) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Buchgeschenke

“… Sicherlich gehört zu den Methoden, sich seines Besitzes zu entledigen und dennoch gleichzeitig als Besitzender erkannt zu sein, Benjamins große Leidenschaft des Schenkens. Er beschenkte Freunde nicht mit Dingen, die nur teuer waren, sondern als treibe ihn das schlechte Gewissen dessen, der mehr hat als der Beschenkte (was in den seltensten Fällen zutraf), trug seine Gabe den Ausweis geistigen Anspruchs, ohne aber ihren materiellen Wert verleugnen zu können: Der Büchersammler Benjamin schenkte vorzugsweise Erstausgaben. … [Benjamin hielt später als Maxime fest:] ‘Gaben müssen den Beschenkten so tief treffen, daß er erschrickt.’.

Wie jeder Bücherkenner, der an der Grenze zum Bibliomanen sich bewegt, hatte Benjamin ein durchaus erotisches Verhältnis zu Büchern. … Mit der Freudschen Bestimmung vom Verhalten des Kleinkindes, das sein Spielzeug nicht deswegen wegwirft, weil es sich von ihm befreien, sondern weil es dieses zurückhaben will, läßt sich von Benjamins Schenklust sagen, daß er wertvolle Bücher aus seiner Bibliothek weggab, um sie irgendwann lustvoll in einem Antiquariat wieder zu finden. Er gab den Dingen ihre Freiheit, zu ihm zurückzukehren, wie lange er auch warten müßte. …”

Werner Fuld: Walter Benjamin. Eine Biographie, Reinbek 1990: 18-19.

12/91

07/10/2007 (22:47) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Buch 2

“Es wurde erörtert, wie man … das gedruckte Buch vor dem Angriff der elektronischen Medien schützen kann. … Um einen Eröffnungsvortrag gebeten, nahm ich an, daß alle wahrscheinlich von mir eine feurige Anklage unserer Zivilisation erwarteten, in der das Bild, wie man meint, die Schrift zerstöre. Es war also meine Pflicht zu betonen, daß es sich bei dieser Meinung um eine verschrobene Idee gewisser Intellektueller handelt. … Statistisch betrachtet ist mit dem Aufkommen der sogenannten Zivilisation des Bildes die Menge an bedrucktem Papier gestiegen. … Heute lesen die Leute mehr als in den fünfziger Jahren. Und fragen wir nicht, was sie lesen, in Fragen der Massenalphabetisierung geht es zunächst einmal überhaupt ums Lesen. … Und schließlich, auch dies ist eine Gegebenheit: Die mit Computern aufwachsende Generation gewöhnt sich daran, auf dem Bildschirm Wörter zu lesen und nicht Bilder zu betrachten …

In forciertem Optimismus könnte man sagen, daß der Computer intellektuelle Bedürfnisse weckt, die er dann nicht von sich aus befriedigen kann. Es könnte sein, daß er eine Generation erzeugt, die sich zunächst elektronisch alphabetisiert und dann das Bedürfnis verspürt, ihr Verhältnis zum Lesen entspannter und ‘innengeleiteter’ fortzusetzen, nämlich indem sie ein Buch zur Hand nimmt. … Um zu lernen, wie man mit dem Computer umgeht, muß man [übrigens] die Handbücher lesen. …

Dies vorausgeschickt, habe ich dann eher pessimistische Überlegungen angestellt, und es schien mir richtig zu sagen, daß die wahren Bedrohungen, denen die Zivilisation des Buches ausgesetzt ist, aus dem Buch selber kommen. Zunächst und vor allem die Tragödie der Quantität: … Aus ökonomischen Gründen eliminiert der Buchhändler (und inzwischen auch der Verleger) die einen, um Platz für die anderen zu machen, und bei dieser Dezimierung überleben nicht notwendigerweise die besten.

Die zweite Gefahr ist, daß die verschiedenen Technologien der Schrift einander bekämpfen. Die Industrie der Fotokopierapparate ermöglicht es, Bücher für wenig Geld zu kopieren (und folglich zu lesen), aber das treibt die Verlage in die Krise, auf die sie im Grenzfall damit reagieren, daß sie prohibitive Preise für bestimmte wissenschaftliche Bücher verlangen, die dann zwar von allen kopiert, aber nur von den großen Bibliotheken gekauft werden … Zudem verführt die Leichtigkeit des Kopierens dazu, die Bibliotheken nicht mehr als Stätten des Lesens (und des Notizenmachens) zu gebrauchen, sondern als Reviere für Jagden, von denen man zufrieden über die reiche Beute heimkehrt. So zufrieden, daß man am Ende die erbeuteten Fotokopien gar nicht mehr liest. …

[Außerdem zerfallen] Bücher, die aus Holz gemacht werden (anstatt aus Lumpen), … in sechzig bis siebzig Jahren. Und alle Mittel, um dieser Mißlichkeit zu begegnen (chemische Konservierung, Mikrofilm, ständiger Nachdruck), implizieren eine Selektion, bei der nichts garantiert, daß sie die richtige ist.”

aus: Umberto Eco: Eine Zukunft für das Buch. In: ders.: Streichholzbriefe, Wien 1990.

Abb.: Pawel Kuczynski: Manual, pictorem, im Internet.

09/92

07/10/2007 (22:35) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Buch 1

“Was ist ein Buch, wenn wir es nicht öffnen! Es ist einfach ein Würfel aus Papier und Leder, mit Blättern; aber wenn wir es lesen, geschieht etwas Seltsames, ich glaube, es verändert sich jedes Mal.”

aus: José Luis Borges: Das Buch. In: ders.: Der ewige Wettlauf zwischen Achilles und der Schildkröte. Leipzig/Weimar: Kiepenheuer 1985, S.14.

Abb.: Anang Saptoto: Mohammad Sarengat in Nine Memories (Anamorphic Series) (Detail View), 2014, indoartnow, im Internet.

 

07/10/2007 (22:35) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

BRD

“Wer (wie ich gerade) das Kürzel BRD verwendet, gibt rund um Bonn zu Zweifeln an seiner Loyalität Anlaß – Steht er noch auf dem Boden der Demokratie?
Für den jüngeren Leser in Deutschland: auch wenn es ihm ungewöhnlich vorkommen mag, das war nicht immer so. In einer ‘Bezeichnungsrichtlinie’ (!) aus dem Jahre 1958 führte sogar das Bundesverteidigungsministerium unter F.J. Strauß neben dem Kürzel SBZ durchaus auch die Bezeichnung BRD noch als ‘amtlich zulässig’ auf. Seitdem wir die Sowjetische Besatzungszone (SBZ). wie andere Nationen es tun, DDR nennen müssen, wenn auch ungern ‘Deutsche Demokratische Republik”, wollen wir nicht mehr wie die DDR mit einem Kürzel benannt sein. 1974 beschlossen die Regierungschefs von Bund und Ländern, die Abkürzung BRD aus dem amtlichen Sprachgebrauch zu tilgen. Seither benutzt, wer dennoch nur ‘BRD’ sagt, wahrscheinlich eine Formel der kommunistischen Agitation …

Es muß eine Aktualität hinter dem Umstand stecken, daß Fehlgriffe in der Namensgebung einem Bürger der Bundesrepublik ‘Nachteile’ bringen können, und sei es nur eine gelegentliche Diffamierung in der Presse. Es muß wohl der Zusammenhang und Zusammenhalt in der westdeutschen Bevölkerung erneut bedroht sein. Aus bloßen Worten und Wortmarken wird ein Fetisch nur gemacht, wenn ein Land sich in Integrationskrisen windet.”

Peter Brückner: Versuch, uns und anderen die Bundesrepublik zu erklären. Berlin: Wagenbach 1978, S. 7, 8, 33

empfohlen bekam ich dieses seit langem vergriffene Buch von Thommi Herwerth, der viel zu früh verstarb.

04/05

07/10/2007 (22:34) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Bildung

“Bildung besteht nicht in dem Besitz bestimmter Kenntnisse, Kenntnisse sind bloßes Material für die Bildung des Geistes, wie Nährstoffe für den Leib, sondern in der Aneignung und Verwertung von Kenntnissen zur Ausgestaltung des inneren Menschen und zur wirksamen Bestätigung in der geistigen und natürlichen Lebensumgebung. Nicht, was man weiß, sondern was man mit seinem Wissen anzufangen weiß, ist entscheidend für die Bildung einer Persönlichkeit.

Diese Fähigkeit, das Wissen als werbendes Kapital zu verwenden, es als Kraft zur Lösung von Aufgaben, theoretischen und praktischen zu gebrauchen, wird nur durch freie, Betätigung der intellektuellen Kräfte am Stoff gewonnen. An welchem Stoff diese Betätigung stattfindet, ob an Sprachen und Literatur oder an der Natur und der Mathematik, darauf kommt es nicht so sehr an: jede lebendige, aus dem Interesse an der Sache kommende und daher den ganzen Menschen erfassende Betätigung geistiger Kräfte wirkt bildend auf sein ganzes Wesen.

Und umgekehrt: ohne die spontane, aus eigener Teilnahme an der Sache fließende Arbeit ist jeder Besitz von Kenntnissen tote Last; das Edelste wird gemein, wenn es als bloßes Examenswissen eingedrillt und mitgeschleppt wird. Nur ein grober didaktischer Materialismus kann dies verkennen, kann den Wert der persönlichen Bildung des einzelnen nach dem Wert oder nach seiner Schätzung des Wertes der Bildungsstoffe bestimmen.”

Friedrich Paulsen: Das Prinzip der Gleichwertigkeit der drei Formen der höheren Schule. In: ders.: Ausgewählte pädagogische Abhandlungen. Paderborn 1960: S.82

07/10/2007 (22:34) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Besonnenheit

“Die Besonnenheit (temperantia) … ist die Zügelung des an sich Ungezügelten. Sie ist das innere Engagement, das doch vor dem Handeln zurückschreckt und im Beobachten eine Erfüllung sucht, die dieses im Grunde nicht geben kann. …
Das engagierte Beobachten beruht … auf einer inneren Beteiligung, die der der Handelnden an Intensität nicht nachsteht. … Das engagierte Beobachten ist in besonderem Masse der Wahrheit verpflichtet. Hier liegt der Unterschied zu einer bloss engagierten Literatur, die überzeugen, ja missionieren will. Hier liegt auch der Unterschied zum entschiedenen Handeln, das noch im günstigsten Fall bereit ist, Einwände und Bedenken im Namen des angestrebten Ziels beiseitezuwischen. Die Wahrheit entzieht sich für immer unserem Zugriff, aber die Suche nach ihr und der Glaube an ihre Einzigartigkeit sind … für den engagierten Beobachter bestimmend. Weder Moden noch Interessen dürfen von der Wahrheit ablenken. …
Trotz aller Erläuterungen bleibt das engagierte Beobachten ein Paradox, ein Widerspruch in sich selbst. Infolgedessen finden die, die es pflegen, sich regelmässig zwischen den Stühlen. Von den Wissenschaftlern, mit denen sie häufig Institutionen, meistens Universitäten, teilen, werden sie für Politiker gehalten, von den Politikern dagegen für ziemlich ‘akademisch’.”

aus: Ralf Dahrendorf: Versuchungen der Unfreiheit. Die Intellektuellen in Zeiten der Prüfung. München: Beck 2006, S.67-70.

Abb.: Obey Giant: Golden Compass.

11/06

07/10/2007 (22:32) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Aufklärung, Dialektik der

“Das Programm der Aufklärung war die Entzauberung der Welt. Sie wollte die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen stürzen. … Was die Menschen von der Natur lernen wollen, ist, sie anzuwenden, und sie und die Menschen vollends zu beherrschen. Nichts anderes gilt. Rücksichtslos gegen sich selbst hat die Aufklärung noch den letzten Rest ihres eigenen Selbstbewußtseins ausgebrannt. … Die Menschen bezahlen die Vermehrung ihrer Macht mit der Entfremdung von dem, worüber sie die Macht ausüben. … Nur solches Denken ist hart genug, die Mythen zu zerbrechen, das sich selbst Gewalt antut. …

Auf welche Mythen der Widerstand sich immer berufen mag, schon dadurch, daß sie in solchem Gegensatz zu Argumenten werden, bekennen sie sich zum Prinzip der zersetzenden Rationalität, das sie der Aufklärung vorwerfen. Aufklärung ist totalitär. … Ideal ist das System, aus dem alles und jedes folgt. … Aber die Mythen, die der Aufklärung zum Opfer fallen, waren selbst schon deren eigenes Produkt. … Der Mythos wollte berichten, nennen, den Ursprung sagen: damit aber darstellen, festhalten, erklären. … Der Mythos geht in die Aufklärung über und die Natur in bloße Objektivität.

Die Mythologie selbst hat den endlosen Prozeß der Aufklärung ins Spiel gesetzt, in dem mit unausweichlicher Notwendigkeit immer wieder jede bestimmte theoretische Ansicht der vernichtenden Kritik verfällt, nur ein Glaube zu sein, bis selbst noch die Begriffe des Geistes, der Wahrheit, ja der Aufklärung zum animistischen Zauber geworden sind. …

Das Prinzip der schicksalhaftigen Notwendigkeit, an der die Helden des Mythos zugrunde gehen … herrscht … zur Stringenz formaler Logik geläutert, in jedem rationalistischen System … Wie die Mythen schon Aufklärung vollziehen, so verstrickt Aufklärung mit jedem ihrer Schritte tiefer sich in Mythologie. …

Der Furcht wähnt er [der Mensch] ledig zu sein, wenn es nichts Unbekanntes mehr gibt, Das bestimmt die Bahn der Entmythologisierung. … Aufklärung ist die radikal gewordene, mythische Angst. … Wissenschaft, in ihrer neopositivistischen Interpretation, wird zum Ästhetizismus, zum System abgelöster Zeichen, bar jeglicher Intention, die das alte System transzendierte: zu jenem Spiel, als welches die Mathematiker ihre Sache längst schon stolz deklarierten.”

aus: Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Frankfurt(Main): Fischer 1988 (1944), S.9-24

Abb.: Anna Oppermann: Mythos und Aufklärung, 1985-1992, im Internet.

07/10/2007 (1:01) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Belg worden

“Onlangs … vroeg een wat oudere Hollandse heer van het liberale type mij waarom ik nu eigenlijk Vlaming was geworden. … zijn vraag liet me niet los. Om te beginnen realiseerde ik me dat ze verkeerd was gesteld. Want wat is het Vlaamse van de Vlaming anders dan een kwestie van natuur, familie, worteling, provincie, dialect … ik kan dus onmogelijk Vlaming worden.

Het Belgische van de Belg daarentegen, zijn ‘belgitude’, is een kwestie van cultuur, levenswijze, vriendschap, urbaniteit, Nederlands en Frans – en voor die cultuur heb ik gekozen. Ik ben dus om zo te zeggen Belg geworden. Hoe… ongebruikelijk! En waarom in hemelsnaam?

… Nederland … heeft in de loop van vier eeuwen een democratie … ontwikkeld, die berust op een fundamentele tevredenheid van het Nederlandse volk met zichzelf, en voorts op de bereidheid van de enkeling om zijn individualiteit tot op zekere hoogte ondergeschikt te maken aan de gemeenschap, de staat, het superego, de ogen van de buurvrouw, de sussende folders van de overheid. … Als zoön politikon, als politiek dier, doet de Nederlander trouwens wel aan het voor hem gefokte rundvee denken. Vergelijk hem met de Belg, het opportunisme van de Belg, de radicale onverschilligheid van de Belg voor zijn overheid … De Belg heeft eerder iets van het varken: een intelligent dier, met een ongunstige reputatie, die het niet verdient. Aards. Altijd op zijn hoede voor de slager, aan wie hij zoveel van zijn voorouders verloren heeft. …

Bij God en in België is alles mogelijk, zegt een Belgisch adagium.

De belgitude heeft dan ook een vrolijk, epicurisch, zacht-cynisch karakter, dat voor buitenstaanders evenwel verborgen blijft achter rolluiken, bureaucratie, vormelijkheid, distantie – de gezichtseinder van buitenstaanders in België valt gewoonlijk samen met de rand van hun restauranttafel. Die onbegrijpelijkheid van de belgitude voor oningewijden draagt omgekeerd weer bij tot de levensvreugde van de Belgische Belg, voor wie het Belg-zijn ook een strategische kant heeft: hoe minder de anderen van België begrijpen, hoe beter. In die zin is de belgitude zijn methode om onder te duiken in de geschiedenis. …

Wat de belgitude met het dadaïsme gemeen heeft, is he ontregelen van de normale betrekking tussen een gedachte en haar uitdrukking – een kunstzinnig procédé dat in de Belgische politiek zijn grootste verfijning heeft bereikt. … In België uitgesproken of opgeschreven zinnen betekenen dikwijls absoluut niet wat men zou menen, want de Belgen hebben zich gedurende generaties geoefend in de overdrijving, de boutade, de paradox. … De aldus op velerlei manieren gezaaide verwarring amuseert de Belgen niet alleen, maar past ook perfect in de overlevingsstrategie van de belgitude, die ons in haar eerste leerstuk voorhoudt dat België ook bezet is als het niet bezet is, namelijk door België zelf. …

Nergens anders in Europa bestaat er een zo gezonde mengeling van kosmopolitisme en provincialisme. … het naakte bestaan van België in het Europa van Bosnië [is] een bewijs van beschaving …

Ik persoonlijk heb mij zelfs nooit laten naturaliseren, wat voor zoiets dadaïstisch en onvatbaars als de belgitude natuurlijk ook volkomen onbelangrijk is …”

Benno Barnard: Door God bij Europa verwerkt. Amsterdam/Antwerpen: Atlas, 1996, S.195-199.

12/02

07/10/2007 (1:01) Schlagworte: Lesebuch,NL ::
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